— 15 — zum Andenken an ſeine geliebte Gemahlin zu Stadt erhoben, Charlottenburg genannt, und mit ſo hohen Ehren ausgezeichnet wie dies keine andere Stadt unſeres Vaterlandes von ſich rühmen kann: ihr erſter regierender Bürgermeiſter wird Kronprinz Friedrich Wilhelm und der erſte König behält ſich ſelbſt die Würde eines Ehren⸗ oder Oberbürgermeiſters vor. Fortgeſetzt von der Huld der preußiſchen Könige gefördert, wurde Charlottenburg der Lieblingsaufenthalt der unvergeßlichen Königin Luiſe, des Schutzgeiſtes des preußiſchen Volkes. Hier hüten wir in der ſtimmungsvollen Tannen Allee des Schloßgartens im Mauſoleum unſer National⸗ heiligtum, in Verehrung derer, die hier ihre ſtille, weihevolle Ruheſtätte haben. Und hier auf Charlottenburger Boden ragt zum Andenken an den großen Kaiſer Wilhelm die Kaiſer Wilhelm⸗Gedächtniskirche zum Himmel empor. Eine Fülle von bedeutungsvollen Beziehungen Charlottenburgs zu unſerem erlauchten Herrſcherhauſe! Und als nach Errichtung des Deutſchen Reiches die geeinte, bisher ſchlummernde deutſche Kraft unter den Hohenzollernkaiſern ſich mächtig erhebt, da wächſt mit der Reichshauptſtadt auch das kleine, ſtille Char⸗ lottenburg in raſchem Fluge binnen drei Jahrzehnten zur neunten Großſtadt Preußens, auch jetzt in den neueſten Tagen wie früher in den alten ſich der Huld ſeines Königs erfreuend, und gefördert durch die weitblickenden Gnadenbeweiſe Euerer Majeſtät. Die Verbreiterung der Bismarckſtraße und die Herrichtung der Jungfernheide zu einem Stadtpark — zwei Unternehmungen, von denen die weitere glückliche Entwickelung Charlottenburgs abhängig iſt — hätten wir nicht ausführen können, wenn Euere Majeſtät nicht machtvoll uns die Möglichkeit dazu erſchloſſen hätten. So iſt Charlottenburg eine weitere große Zukunft ge⸗ ſichert und Euere Majeſtät bitte ich den ehrfurchtsvollſten Dank der Charlotten⸗ burger Bürgerſchaft hierfür huldvollſt entgegennehmen zu wollen. Was Euere Majeſät für Charlottenburg in Gnaden getan haben, werden wir in treuem dankbaren Herzen bewahren, wie wir zum dauernden Zeichen unſerer Treue zum Hohenzollernhauſe dieſes von Künſtlerhand geſchaffene Denkmal errichten durften, zu deſſen Enthüllung Euere Majeſtät ich nun bitte das Zeichen allergnädigſt erteilen zu wollen.“ Der Kaiſer winkte zuſtimmend und die Hülle fiel. Sichtbar vor allen Blicken ſtand da das bronzene Reiterdenkmal Friedrichs 1I1. Der Kaiſer grüßte das Denkmal, die Fahnen ſenkten ſich, die Trommelwirbel miſchten ſich mit den Klängen des Präſentiermarſches und die Menge entblößte die Häupter. Da traten die Prinzen Eitel⸗Friedrich und Adalbert aus dem Kaiſerzelt heraus und trugen gemeinſam den Kranz des Kaiſerpaares zum Denkmal ihres Großvaters. Als ſie zurückkehrten ergriff der Oberbürgermeiſter nochmals das Wort zum Kaiſerhoch: „Den Gefühlen der Treue und Ergebenheit zu Seiner Majeſtät dem Kaiſer und Könige und dem Hohenzollernhauſe geben wir freudigen Ausdruck, indem wir rufen: Seine Majeſtät unſer allergnädigſter Kaiſer, König und Markgraf Wilhelm II. hurra, hurra, hurra!“ Mit Begeiſterung ſtimmte die vieltauſendköpfige Verſammlung in den Ruf ein. Es folgte das „Heil dir im Siegerkranz“ unter dem Schlägerklingen der Chargierten. Nachdem der Kaiſer längere Zeit mit dem Oberbürgermeiſter in eingehender Unterhaltung verweilt hatte, begann der Rundgang des Kaiſers mit dem Oberbürgermeiſter Schuſtehrus und dem Schöpfer des Denkmals, Profeſſor Uphues, wobei der Kaiſer, wie bereits vorher, ſeiner Freude über das ſchöne Denkmal Ausdruck gab. Der Kaiſer nahm dann die Parade über das Königin Eliſabeth⸗Garde⸗Grenadier⸗Regiment ab und begab ſich nach Beendigung der Feier in das Regimentshaus dieſes Regiments zu einem Frühſtück, zu dem auf Befehl Seiner Majeſtät auch Oberbürgermeiſter Schuſtehrus und Bürgermeiſter Matting geladen waren. Bei dieſem Mahle erhob ſich der Kaiſer und brachte unter anerkennenden Worten über Charlottenburg und über die Anſprache des Oberbürgermeiſters ein Hoch auf die feiernde Stadt Charlottenburg aus. 57.—. In langer Reihe rückten inzwiſchen mit klingendem Spiel die Vereine und Innungen an, um Kränze an dem Denkmal niederzulegen. Das Feſtmahl im Rathaus. Der Abend desſelben Tages verſammelte die ſtädtiſchen . . . . in dem Zeſt⸗ ſaale des neuen Rathauſes zu dem Feſtmahl der Zweihundertjahrfeier der Stadt. Der Saal war feſtlich geſchmückt, Lorbeerguirlanden zogen ſich an Decken und Wänden der gaſtlichen hohen Säle hin, an deren Türen Herolde in mittelalterlicher Wappentracht die Wacht hielten. Bei den Klängen der Jubelouverture von Weber vollzog ſich der Einzug in die Feſträume. Unter den Gäſten befanden ſich die Miniſter Freiherr von Rheinbaben und von Bethmann⸗ Hollweg, eine Abordnung des Offtzierkorps des Königin Eliſabeth⸗Regiments, die Polizei⸗ präſidenten von Borries und Steifenſand, Bürgermeiſter Dr. Reicke und Stadtverordneten⸗ Vorſteher Dr. Langerhans aus Berlin, Oberbürgermeiſter Wilde und Stadtverordneten⸗Vor⸗ ſteher Heyne aus Schöneberg, eine Reihe von Bürgermeiſtern brandenburgiſcher Städte, Ver⸗ treter der Hochſchulen in Charlottenburg ſowie zahlreiche e Bürger der Stadt. Der Oberbürgermeiſter Schuſtehrus crüfnete nun das Bankett mit folgender Anſprache: