— 16 — „Hochanſehnliche Feſtverſammlung! Hochgeehrte Herren! Einen Tag in ſolchem Glanze wie den heutigen hat die Stadt Charlottenburg in den letzten zweihundert Jahren zum erſten Mal geſehen. Das beſte daran hat der liebe Gott getan, der die ſtrahlende Sonne über den Feſtplatz ſcheinen ließ, der den herrlichen Frühlingsſchmuck der Bäume und die ſchönſte Blütenpracht der Blumen uns ſchenkte, ſodaß man erinnert wurde an die alte Gartenſtadt Charlottenburg. Und dann der Glanz, der ausging von der Anweſenheit Seiner Majeſtät unſeres erhabenen Kaiſers und Königs! In heiterſter, freundlichſter, fröhlichſter Stimmung hat Seine Majeſtät ſich geäußert über alles, was Ihm die Stadt Charlottenburg und ihre Bürger am heutigen Tage entgegengebracht haben, über die Ausſchmückung der Straßen und Häuſer, die Ausſchmückung des Feſtplatzes, die Überreichung des Straußes der Ehrenjungfrauen. Beſonders hat Seine Majeſtät ſich erfreut geäußert über die friſche und zahlreiche Jugend, die er auf unſeren Straßen geſehen hat; Seine Majeſtät meinte, daß Charlottenburg doch einer ſicheren Zukunft entgegenſehe, (Heiterkeit) das ſehe man an den friſchen jugendlichen Geſtalten auf der Straße. Weiter hat Seine Majeſtät ſich erfreut geäußert über die außerordentlich große Beteiligung der Vereine. Seiner Majeſtät ſind namentlich die ſehr zahlreichen neuen Banner und Flaggen aufgefallen, was zu hören gewiß unſern Innungen und Vereinen zur Freude ge⸗ reichen wird. Auch über das Denkmal hat Seine Majeſtät ſich anerkennend geäußert: Seine Majeſtät erkannte die wohlgelungene große Ahnlichkeit der Reiterfigur mit Seinem Herrn Vater und ſprach ſich beſonders erfreut aus über die ritterliche, hoheitsvolle Haltung, die der Künſtler Seiner hochſeligen Majeſtät Kaiſer Friedrich in dem Denkmal gegeben hat, daß er ihn dargeſtellt hat in der Fülle der Kraft ſeiner Mannesjahre, wie er ſeine Schlachten geſchlagen hat. Freilich wäre die Freude für uns alle noch größer geweſen, wenn Ihre Majeſtät die Kaiſerin und Königin auch hätte die Ehre uns erweiſen können, am heutigen Tage bei uns zu erſcheinen. Aber wie ich ſchon in der Anſprache an Seine Majeſtät geäußert habe, haben wir darauf verzichten müſſen, und ſind doch voll Dankes gegen Gott, daß er den Unfall ſo geſtaltet hat, daß ſchwerere Folgen für die Geſundheit Ihrer Majeſtät von ihm nicht zu befürchten ſind. Es iſt erklärlich und natürlich, daß Ihre Majeſtät angeſichts der großen Feſte, die Ihrer Majeſtät in der allernächſten Zeit bevorſtehen, ſich Schonung auferlegt. Fernerer Glanz aber geht aus von den Gäſten, die wir empfangen durften dort auf dem Feſtplatz und auf den Tribünen und heute Abend hier. Es iſt das erſte Mal, daß Charlottenburg in der Lage iſt, im eigenen Hauſe ſo hohe und liebe Gäſte bei ſich begrüßen zu können, die ihm die Ehre erwieſen haben, ſeiner Einladung gefolgt zu ſein. Wir Charlottenburger werden dieſes Tages nie ver⸗ geſſen; wir werden ſeiner immer gedenken, — deſſen bin ich überzeugt —, ſolange wir atmen. Aber wir möchten auch gern, daß unſere Gäſte ſich ferner noch dieſes Tages erinnern — und nicht nur dieſes Tages, ſondern der Stadt Charlottenburg überhaupt, daß ſie, auch wenn die Feſttage verrauſcht ſind, ab und zu noch ein⸗ mal an Charlottenburg zurückdenken. Aus dieſem Grunde haben wir beſchloſſen, unſere verehrten Gäſte zu bitten, eine Feſtgabe von uns freundlichſt annehmen zu wollen. Dieſe Feſtgabe iſt die Geſchichte der Stadt Charlottenburg, die die Stadt hat ſchreiben laſſen, und die hier in zwei ſehr gewichtigen Bänden vor mir liegt, gewichtig auch in körperlicher Schwere, nicht nur dem Inhalt nach, ſo⸗ daß wir geglaubt haben, davon Abſtand nehmen zu ſollen, Ihnen die Bände heute hier an der Feſttafel zu überreichen, um Sie nicht zu beſchweren, wenn Sie von Charlottenburg aus den Heimweg antreten. (Heiterkeit.) Wir werden uns vielmehr erlauben, in den nächſten Tagen dieſes Geſchichtswerk den Herren zuſtellen zu laſſen, und bitten um freundliche Annahme. Wenn Sie einmal in Stunden der Muße, meine verehrten Herren, ab und zu einen Blick hineinwerfen in dieſe Geſchichte der Stadt Charlottenburg, die die erſte Stadtgeſchichte iſt, die überhaupt in wiſſenſchaftlicher Form in Preußen geſchrieben it. wie mir von einem ſehr ſachverſtändigen Archivrat verſichert worden iſt, ſo werden Sie in dieſem Werke, das von dem Herrn Verfaſſer mit außer⸗ ordentlichem Fleiße aus vielen öffentlichen und privaten Archiven zuſammenge⸗ tragen iſt, doch manch ein intereſſantes kulturgeſchichtliches Bild finden, weiches helle Schlaglichter wirft auf die Zeit der Entwicklung des preußiſchen Staates aus den engen kleinen dürftigen Verhältniſſen bis zu dem herrlichen Glanz, den das Deutſche Reich heute erreicht hat. Aber wir ſehen ferner auch aus dieſer Geſchichte der Stadt Charlottenburg, welche Fülle von engſten Beziehungen den Werdegang der Stadt Charlottenburg verknüpft mit unſerem Hohenzollernhauſe, und je mehr man in der Geſchichte lieſt, deſto dankbarer empfindet man es, was das Hohenzollernhaus an der Jubelſtadt, die ja während des erſten Jahrhunderts ihres Beſtehens eine rechte Immediatſtadt“ war, getan. Seine Majeſtät hat eute bei dem Frühſtück, welches er im Regimentshauſe des Königin Eliſabeth⸗ 14 arde⸗Grenadier⸗Regiments einnahm, und zu welchem auch Herr m