— 17 — Matting und ich geladen waren, Veranlaſſung genommen, ein beſonderes Hoch auszubringen auf die Stadt Charlottenburg, und zwar in den ſchmeichelhafteſten und anerkennendſten Worten, auf die wir in hohem Grade ſtolz ſein können. Ein Tag wie der heutige verbindet Herrſcher und Bürgertum mehr als es ſonſt wohl im gewöhnlichen Laufe des täglichen Lebens zutage tritt. Die Herzen ſchlagen jedem vaterländiſch empfindenden Manne höher, und wenn er Seiner Majeſtät in das herrliche Auge ſchaut und ſein von Geiſt ſtrahlendes Antlitz ſieht, dann wird es dem Patrioten warm ums Herz. Dieſe warme Stimmung empfinden wir alle heute und lebhafter als ſonſt gegenüber unſerem erhabenen Kaiſer und König. Meine verehrten Herren, ich bitte Sie, einzuſtimmen in den Ruf: Seine Majeſtät unſer Kaiſer, König und Narkgraf lebe hoch! — und abermals hochi — und nochmals hoch!“ Mit Begeiſterung wurde das Kaiſerhoch von den Anweſenden aufgenommen. Dem Oberbürgermeiſter ſchloß ſich darauf der Stadtverordneten⸗Vorſteher Juſtizrat Roſenberg mit folgender Rede an: „Hochanſehnliche Feſtwerſammlung! Wenn die ſtädtiſchen Körperſchaften zu dieſem Feſte die Herren Vertreter hoher und höchſter Behörden eingeladen haben, ſo waren ſie ſich deſſen wohl bewußt, daß die Stadt Charlottenburg ihre Be⸗ deutung nicht allein ihrer eigenen Kraft verdankt. Der Aufſchwung, den Char⸗ lottenburg ſeit den glorreichen Kriegen aus der letzten Hälfte des vorigen Jahr⸗ hunderts genommen hat, findet ſeine Urſache einmal in dem Aufſchwung des deutſchen Volkes überhaupt, zum andern in der Lage dieſer Kommune vor den weſtlichen Toren unſerer ſo machtig blühenden Reichshauptſtadt. Um ſo dankbarer empfinden es die ſtädtiſchen Behörden, und mit ihnen alle Bürger dieſer Stadt wenn ihrer Einladung ſo, wie geſchehen, entſprochen iſt. Die ſtädtiſchen Behörden wiſſen beſonderen Dank Ihren Erzellenzen den beiden Herren Staatsminiſtern, welche dieſem ſtädtiſchem Feſt durch ihr Erſcheinen einen beſonderen Glanz verleihen. Durch die Zugehörigkeit unſerer Kommune zu dem Kommunalverband der Provinz Brandenburg waren wir in die ſehr erfreuliche Lage verſetzt, die Herren erſten Vertreter dieſes Kommunalverbandes zu bitten, an unſerem Feſte teilzu⸗ nehmen. Dieſe Zugehörigkeit der Stadt zu dem Kommunalverbande der Provinz Brandenburg gibt uns die erwünſchte Gelegenheit, auch mit den Bedürfniſſen des flachen Landes Fühlung zu nehmen und zu unterhalten, und bringt uns außer⸗ dem in lebhafte und innige Beziehungen zu den Verwaltungen aller Städte der Mark Brandenburg, mit denen wir auch noch beſonders durch den Branden⸗ burgiſchen Provinzialſtädtetag verbunden ſind. So können wir zu unſerer großen Freude neben den Herren Vertretern Berlins die Herren Oberbürgermeiſter, Bürgermeiſter und Stadtverordnetenvorſteher vieler Städte der Mark Branden⸗ burg unter uns ſehen. Wir danken den Herren Offtzieren, die heute hier erſchienen ſind, inſonder⸗ heit den Herren Vertretern des Offizierkorps des hier garniſonierenden Königlichen Garde⸗Grenadier⸗Regiments. Die ſpeziellen Beziehungen einer ſtädtiſchen Ver⸗ waltung zur Armee ſind keineswegs untergeordneter Natur. Die ſtädtiſchen mittleren und unteren Beamten retrutieren ſich zum großen Teil aus den Reihen der Unterofftziere der Armee. Wer nun weiß, welche Bedeutung und Wichtigkeit dieſe Kategorie von Beamten für jede Verwaltung hat, und wer andererſeits weiß, welche Fülle von Charakterſtärke und Arbeitskraft, welche Summe von Intelligenz dieſen Beamten innewohnt, der ermißt die Größe des Dankes, der den Offtzieren, den Lehrmeiſtern des Volkes in Waffen, geſchuldet wird. Als beſonders glückliche Fügung muß Charlottenburg es preiſen, ſich als den Sitz der Hochſchule für die bildenden Künſte und der Techniſchen Hochſchule bezeichnen zu kömnen. Alle die hellen breiten Flächen der Wände in dieſen Sälen, alle die gut belichteten Ecken, Winkel, Plätze in den Hallen, Gängen und anderen Sälen dieſes Hauſes, die, lechzen förmlich danach, mit Werken der bilden⸗ den Künſte geziert zu werden. (Heiterkeit und Beifall.) Ich hoffe, daß in nicht zu langer Zeit die ſtädtiſche Verwaltung in den Stand geſetzt ſein wird, dieſes Rathaus mit ausgeſuchten Werken moderner lebender Meiſter zu ſchmücken. Und der Geiſt, der von der Techniſchen Hochſchule weht, er belebt fort und fort frucht⸗ bringend unſere Verwaltung; haben doch eine ganze Zahl gerade unſerer ver⸗ dienſtvollſten und tüchtigſten ſtädtiſchen Beamten ihre Ausbildung auf ihr erfahren! Heute, wo die unbeſchränkte Offentlichteit das ganze Staatsweſen durchdringt, vollzieht ſich auch eine ſtädtiſche Verwatung und namentlich die Verwaltung einer größeren Stadt vor den Augen der Offentlichkeit. Und ſo durfte bei dem heutigen Feſte auch die Preſſe nicht fehlen. Ich begrüße die Herren Vertreter unſerer ſo ausgezeichneten hauptſtädtiſchen und örtlichen Preſſe. Wenn ich mich nunmehr zu den Herren des Handels und der Induſtrie wende und ſie aufs herzlichſte willkommen heiße, ſo geſchieht dies ſo, weil jede ſtädtiſche Verwaltung es ſich ganz beſonders angelegen ſein laſſen muß, Handel und Induſtrie zu fördern. Das war früher ſo, das iſt heute ſo und gilt in ver⸗