Bruder Berlin ſeine liebliche Schweſter (Heiterkeit), die ſich in den letzten zehn Jahren dank einer wohlmeinenden Verwaltung in ihren neuen Kleidern ſo ſchön und prächtig herausgemacht hat, und die heute an ihrem Geburtstage ihr neues ſchönes Heim bezogen hat, herzlich willkommen! Ich trinke auf gute und getreue Nachbarſchaft!“ Gethaſter Beifall. Rufe: Wir helfen!) Weiter nahm das Wort der Stadtälteſte und Stadtrat Töbe lmann⸗Charlottenburg und gedachte der Schöpfer des Kaiſer Friedrich⸗Denkmals: „Meine Herren, wir haben heute abend ſchon eine ganze Reihe ſchöner und herrlicher Reden gehört und zahlreiche Toaſte ausgebracht, aber eines haben wir doch vergeſſen, und das möchte ich gerne in dieſer ſpäten Stunde noch nach⸗ holen. Meine Herren, was uns heute zuſammengeführt hat, das iſt die Kunſt, allein die Kunſt! Wir haben hier heute ein ausgezeichnetes Denkmal enthüllt. Sie haben in Ihrem Leben wohl viele Reiterdenkmäler geſehen, und Sie werden eſtehen, daß es eine der allerſchwerſten Aufgaben iſt, ein gutes Reiterdenkmal zu ſoaſſen Sie kennen alle das ſchöne Reiterdenkmal von Donatello in Padua und das herrliche große Reiterdenkmal auf dem Kapitol, Sie kennen den Großen Kurfürſten, und vielleicht kann man auch noch das Denkmal Friedrichs des Großen dazu zählen, aber damit ſind die großen Reiterſtandbilder erſchöpft. Wie ſchwer es 15 ein wahres, gutes Reiterſtandbild zu ſchaffen, das können Sie daran erkennen, daß es deren ſo wenige gibt. Gewöhnlich finkt der Reiter zur Neben⸗ figur herab. Das Reiterdenkmal muß trotzig daſtehen, es muß den ganzen Charakter wiedergeben. Darum habe ich heute wieder einmal eine rechte Herzens⸗ freude gehabt: unſer großer Liebling, für den wir alle ſchwärmen — ich glaube, es iſt kein einziger unter uns, der ihn nicht als Menſch, als König, als Heer⸗ führer verehrt und hochſchätzt —, er jitzt da, ſtolz als Heerführer, heiter als Menſch, freundlich im Angeſicht, kühn in Gebärde, zugleich ſchön und edel, ſo verkörvert, wie wir ihn im Leben geſehen haben, wie er uns als Ideal vorſchwebt, umgeben von den Geſtalten des Apollo und der Minerva — des Apollo, der das Sinnbild iſt der Weisheit, der Schönheit, der Kunſt. der Muſik und der Wiſſenſchaft. und der Minerva, die daneben noch den Ernſt des Krieges ver⸗ körpert, die teilgenommen hat an den Kämpfen der Griechen und rückſichtslos mitgekämpft hat, wenn es galt, ihrer Sache zum Siege zu verhelfen. Aber laſſen Sie uns auch des Künſtlers gedenken, der dieſes herrliche Werk geſchaffen hat! (Bravol) Da ſitzt er, Uphues, der auch in der Siegesallee ein großes Werk geſchaffen hat, der Friedrich den Großen, wie er dahinſchreitet, feſt und elaſtiſch, charaktervoll dargeſtellt! Er iſt auch der Schöpfer dieſes großen ſchönen Werkes, das unter den vielen Reiterdenkmälern, die in den letzten zehn Jahren geſchaffen ſind, das ſchönſte iſt — zumal in ſeiner prachtvollen Umgebung. Denn, meine Herren, welches Denkmal hat wohl einen ſchöneren Platz als dieſes, im Hintergrunde die herrlichen Linden des Schloßparks, davor der ſchöne, weite Platz und eine Paradeſtraße, auf der Sie heute unſere herrlichen Truppen vorbei⸗ marſchieren ſahen! Wo vereinigen ſich wohl in großartiger Weiſe Denkmal und Platz zu einem ſchöneren harmoniſchen Ganzen?! (Bravo!) Aber auch noch ein Zweiter hat an dieſem Werke mitgeholfen! das iſt Herr Baurat Schmalz, der in dem großen ſchönen Landgerichtsgebäude in Berlin ſo Herrliches geſchaffen hat. Ihm ſind wir ebenſo dankbar für die prächtige Architektur, mit der er das Denk⸗ mal geziert hat! Ich bitte Sie, meine Herren, die Gläſer zu erheben und dieſer beiden Künſtler zu gedenken! Herr Profeſſor Uphues und Herr Baurat Schmalz, ſie leben hoch! — hoch! — hoch! —“ Draußen aber, in der Feſtſtraße, hatte unterdeſſen die Illumination ihren Anfang genommen. In der ganzen Ausdehnung der Straße waren die ſie umgebenden Bäume mit aneinander gereihten Lampions verbunden. Unter dem Dunkel der Bäume hoben ſich leuchtend hervor die zahlreichen Glühkörper, die bald als Guirlanden, bald als Kronen und Sterne und dann wieder in Geſtalt der Jubelzahlen 1705, 1905 die Häuſer erſtrahlen ließen. Beſondere Anziehungspunkte bildeten der Wilhelmsplatz und der Eingang zur Feſt⸗ ſtraße: Am Knie. Hier am Knie erſtrahlten die hohen Pylonen im Lichte der zahlloſen Glühlampen, hier ſprühte in wechſelndem Farbenglanz die leuchtende Fontäne, während über der Straße, groß und glänzend, die Initialen des kaiſerlichen Namens ſchwebten. Der mächtige dekorative Aufbau am Wilhelmsplatz gewann am Abend neue Farbenpracht durch die überall zwiſchen den Blumen und Laubgewinden und an den Konturen des Kunſt⸗ werks aufblitzenden farbigen Leuchtkörper, während das Ganze von oben her vom matten, bläulichen Lichte der hochſchwebenden Bogenlampen überflutet wurde. In ihrer wechſelnden bengaliſchen Beleuchtung aber ſahen der Rathausturm und das Denkmal Kaiſer Friedrichs, dieſe beiden Wahrzeichen der Zweihundertjahrfeier, herab auf die gewaltige Menſchenmenge, welche in der Feſtſtraße auf⸗ und niederwogte.