Schiffbruch dec 4 ſie unter Verleihun e zur Königlichen Im mediatſtadt An ihre Spibe trat ein Magiſtrat, dem als Vertreter der Bürgerſchaft geblich etwas erinnern zu dürfen“, lehnte er aber mit Entſchiedenheit als zu weitgehend ab. Und doch hätten die Herren wohl nicht viel Unheil ſtiften können, betrug doch die ganze Kämmerei⸗Einnahme in den erſten 40 Jahren noch nicht ſoviel als heutzutage der Jahreslohn eines ſtädtiſchen Straßenkehrers. Der König übernahm ſelbſt, was wohl einzig in der preußiſchen Geſchichte daſteht, die Würde eines Ehren⸗Bürgermeiſters und übertrug das Amt des regierenden Bürger⸗ meiſters dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem noch ein Bruder des Königs und die beiden höchſten Staatsbeamten, der Miniſterpräſident und der Feld⸗ marſchall, beigeſellt waren. Als Bürgermeiſter lud der Kronprinz bei ſeiner Hochzeit auch eines Tages ſeine Gäſte auf das Rathaus ein, wo er ſie mit Schinken und Kohl und ſonſtiger bürgerlicher Koſt bewirtete, während ſeine militäriſch organiſterten Bürger die Ehrenwache bildeten und zur Tafel aufſpielten. Bei dieſer Gelegenheit wurde der Stadt die Bürgerfahne mit dem Stadtwappen ver⸗ liehen; ein getreues Abbild derſelben hängt hier im Saale. Aber auch amtliche Handlungen des erlauchten Bürgermeiſters ſind urkund⸗ lich nachzuweiſen, z. B. hat er, auch das Amt eines Stadtſchulrats nicht ver⸗ „die Echageceuhten geregelt und den erſten ſtädtiſchen Lehrer ellt Die Wahl Charlottenburgs zum Sommerſchlößchen entſprach dem Ge⸗ ſchmack einer feinſinnigen Fürſtin und war unſtreitig eine glückliche, aber gilt das gleiche auch von der Wahl der Stadt? Lag ein natürliches Bedürfnis vor, ſo nahe an Berlin und Spandau eine neue Stadt zu gründen? Es fehlten ſo gut wie alle Vorausſetzungen für ihr Emporblühen: eine ausgedehnte, fruchtbare Feld⸗ mark, Ackerbürger zu ernähren, ein Gürtel wohlhabender Dörfer, dem Handwerk einen goldenen Boden zu ſichern, und gute Verkehrsſtraßen für den Handel, führte doch ſogar der Weg von Berlin nach Spandau urſprünglich nicht durch die Stadt, ſondern durch die Jungfernheide. Die üblen Folgen konnten nicht ausbleiben, ſobald die Strahlen königlicher Huld die neue Siedelung nicht mehr erhellten. Als König weilte Friedrich Wilhelm 1. nur ſelten und immer nur auf kurze Zeit in Charlottenburg, er zog Potsdam und das ſchlichte Wuſterhauſen vor. Für den weiteren Ausbau des Schloſſes gab er kein Geld her und einen Teil des Gartens überließ er den Bürgern als Ackerland. Das Opernhaus ließ er ſogar gänzlich verfallen und verſchenkte es ſchließlich zum Bau eines Hirten⸗ hauſes. Da verließen die Muſen trauernd die unwirtliche Stätte. Das heitere Leben im Schloſſe verſtummte, leer blieben die weiten Hallen, traurig und tot wie in unſeren Tagen ſtand der prächtige Bau. Mit der Hofhaltung verſiegte aber auch die Haupteinnahmequelle der Bürger, das Handwerk verlor die beſte Kundſchaft, und viele wohlhabende Sommer⸗ friſchler blieben aus, weil ihnen das Städtchen nicht mehr intereſſant genug war; einige Bürger machten bankerott, und nicht wenige zogen wieder von dannen. In dieſer Not wandten ſie ſich wiederholt an den König mit der Bitte, ihnen doch Ländereien anzuweiſen, damit ſie als Ackerbürger ſchlecht und recht ihr Leben friſten könnten, und die Kammer beſtätigte, die Stadt liege bereits in den letzten Zügen. Der König ſchenkte ihnen daher aus dem Grunewald, dem Tier⸗ garten und der Jungfernheide an die 5000 Morgen und ließ das Dorf Lütze in die Stadt einverleiben. Zugleich rief er neue Anſiedler herbei und dehnte die Stadt bis zur Wall⸗ und Roſinenſtraße aus. Seitdem haben Stadt und Feld⸗ mark länger als ein Jahrhundert keine weſentliche Veränderung mehr erfahren, und auch die Einwohnerzahl hielt ſich mehrere Menſchenalter hindurch in der Höhe von etwa 2000. Wohl war die Ausſtattung mit Ackerland reichlich genug, um ſpäter, als das Land zu Bauſtellen verkauft wurde, aus dürftigen Kleinbauern Millionäre zu machen; um aber damals von dem Ertrage des Landes eine Familie zu er⸗ nähren, dazu reichte die Schenkung des allzu ökonomiſchen Fürſten nicht aus. Des Klagens und Bittens war kein Ende. Der König wurde ſchließlich unwillig und bezweifelte, daß ſich die Stadt je aus eigener Kaaſt erhalten könne. Als ihm nun gar ein Finanzrat vorrechnete, Charlottenburg würde als Dorf höhere Steuern aufbringen können, war ſein Entſchluß ſogleich gefaßt, die Stadt in ein Dorf umzuwandeln. Allein die Standhaftigkeit der Bezirksregierung rettete die Stadt. Sie wagte zuerſt kühne Gegenvorſtellungen gegen den beſtimmten Befehl des unumſchränkteſten Königs. und als dieſe nicht fruchteten, behandelte ſie die Vorarbeiten mit ſolcher Umſtändlichkeit, daß darüber Jahre vergingen. Inzwiſchen