iſt jetzt nahezu ſch Eharlottenburg almalich z. B. iſt jede in Preußen zuläſſige Gattung vertreten. ragenden Türmen verkünden, daß auch der Sinn für Religioſität in der Bevölkerung nicht geſchwunden iſt Ein impoſantes Theater ſchmückt die Stadt, und ſchon rüſtet ſie ſich, der Kunſt einen neuen würdigen Tempel zu weihen. Eine reich ausgeſtattete Volksbibliothek, zahlreiche religiöſe und politiſche, wiſſenſchaftliche und Künſtlervereine bemühen ſich mit ſteigendem Erfolg, das Leben der Bürger zu vertiefen, die edle Turnerei und der Sport zeitigen ſchöne Blüten. Durch alles dies iſt Charlottenburg in den Ruf gekommen, auch eine Stadt der Bildung und Intelligenz zu ſein. Doch wo Verſtand und Wille ſo kräftig ſich regen, iſt da auch für das Gemüt noch Raum ſich Geltung zu verſchaffen? Ein Blick nur in die Tatigkeit der 4. 1 oder ein Gan durch die Ferienkolonien wird genügen, dieſe Beſorgnis zu ze ſtreuen. Auch iſt ja Eharlottenburg durch weitgehende Fürſorge für die ſtädtiſchen Beamten und Arbeiter bekannt. Eine Reihe von Schenkungen, die der Stadt bei ihrem Jubiläumstage zu teil geworden ſind, zeigen, daß auch der einzelne Bürger ein Herz für ſeine Mitmenſchen hat, daß der früher oft vermißte Bürgerſinn Wurzel geſchlagen; hat doch ein hochnerziger Bürger allein 100 000 ℳ zum weiteren Ausbau der Waldſchule überwieſen. Wegen ſo vielfacher Vorzüge lenkte ſich mehr und mehr ein breiter Arm des Stromes, welcher ſich jahraus jahrein aus den Provinzen nach der Reichs⸗ hauptſtadt ergießt, nach der heranreifenden Nachbarſtadt, und auch mancher Berliner ſiedelte über Beſondere Vorliebe zeigen ſeit geraumer Zeit Künſtler und Gelehrte für Charlottenburg; ſie finden in der Stadt eines Mommſen und eines Siemens reiche Anregung und doch auch Ruhe genng für ihr Schaffen. So iſt Charlottenbdurg denn im Laufe zweier Jahrhunderte geworden, was einſt Sophie Charlotte vorgeſchwebt, eine durch mannigfache Schönheit anziehende Stätte, wo man, etwas entrückt dem Getümmel der Hauptſtadt, Ruhe und Erholung findet, wo Kunſt und Wiſſenſchaft blühen, wo Männer von Geift und Talent ſich zuſammenfinden und heiterer Lebensgenuß das Daſein verſchönt. Wie der Rieſe Antäus durch die Berührung mit der Mutter Erde immer von neuem erſtarkte, ſo ſchöpfte auch unſere Stadt durch die unaufhörliche Berührung mit Berlin immer neue Kraft und neue Anregung, bis ſie einen edlen Wettſtreit mit ihr wagen konnte. Unternehmungen wie der Bau des Rat⸗ hauſes und des Krankenhauſes, das Bismarckſtraßen⸗Projekt und die Unter⸗ grundbahn dürfen ſich an Großzügigkeit denjenigen Berlins wohl zur Seite ſtellen. Indem auch ſie das Anſehen der Reichshauptſtadt mehren, trägt Charlottendurg der großen Schweſterſtadt einen Zoll , Dankbarkeit ab. Mit Stolz fühlen wir uns bei aller Hochachtung unſerer kommunalen Selbſt⸗ ſtändigkeit als „Fleiſch von ihrem Fleiſch und als Bein von ihrem Bein“ Wohl können wir beim Rückblick auf die zwei Jahrhunderte mit dem Erreichten zufrieden ſein; auf ſolider Grundlage iſt ein ſtattlicher Bau aufgeführt und bereits mit dem Notwendigen ausgeſtattet; ſchon dürfen wir es wagen⸗ gelegentlich auch an die Ausſchmückung zu denken. Immerhin ſind der noch zu löſenden Aufgaben gar viele, und immer nene, immer ſchwierigere, immer bedeutendere drängen ſich heran; denn kräftig pulſiert das Leben in unſerer Stadt. Doch wir können mit vollem Vertrauen der Zukunft entgegenſchauen und uns getroſt unſerer ſchönen Stadt freuen. Solange das Mark unſerer Bürgerſchaft geſund bleibt und Lebensluſt und Schaffensfreudigkeit die Bruſt ſchwellt. ſolange ſie zu ihren Vertretern Männer wählt, die beſeelt vom Geiſte der Städteordnung freudig und opferwillig mitarbeiten an dem herrlichen Aufbau und Ausbau, ſolange wird es mit Charlottenburg rüſtig vorwärts gehen, und wir durfen hoffen, daß uns ſolange auch die Huld des geliebten Landesvaters und die wohlwollende Förderung der ſtaatlichen Behörden erhalten bleibt. Wie viel ſich auch im Laufe zweier Jahrhunderte geändert haben mag, eins iſt immer gleich geblieben: die Liebe zum Vaterlande und das innige