— 38 — Verhältnis der Stadt zu dem Königshauſe der Hohenzollern. Von Preußens erſtem Königspaare ins Daſein gerufen, von den nachfolgenden Königen gehegt und gepflegt, erkoren zur Hüterin für die irdiſche Hülle des großen Kaiſers, nächſter Zeuge der ſchmerzbewegten Regierungstage des heißgeliebten Kaiſers Friedrich und auch von ſeinem kaherlichen Sohn mit Beweiſen wohlwollenden Intereſſes und landesväterlicher Fürſorge reich bedacht, iſt Charlottenburg durch vielverſchlungene zweihundertjährige Bande mit dem preußiſchen Königs⸗ hauſe feſt verbunden. Mich will dünken, daß ſich die Stadt dieſer Ehre wert gezeigt hat; unerſchütterlich hat ſie allezeit, ob klein, ob groß, ob in Freude, ob in Leid, zu den angeſtammten Herrſchern geſtanden, ſich bewährt als Seiner . . treue Reſidenzſtadt. Treue um Treue, Vertrauen um Vertrauen und Liebe und Berehrung für Gerechtigkeit und Güte, das war die Loſung der Charlottenburger von ehedem, das iſt auch unſere Loſung und ſoll es auch in Zukunft bleiben. In tiefer Ehrfurcht blicken wir auf zu unſerem erhabenen Kaiſer, der in hochherziger Entſagung nicht nach blutigem Schlachtenlorbeer oder einer öden Weltherrſchaft trachtet, ſondern ſich gelobt, die Bajonette und Kanonen ruhen zu laſſen, zu dem edlen Friedensfürſten, unter deſſen Schutz die Städte gedeihen. In Dankbarkeit und Liebe ſchlagen ihm daher auch heute unſere Herzen entgegen, und freudig bringen wir ihm unſere Huldigung dar, ihm, der die Liebe des freien Bürgers zu ſchätzen weiß; und es drängt uns, unter dem erneuten Gelöbnis unwandelbarer Treue unſere Empfindungen für ihn und das ganze Königliche Haus zuſammenzufaſſen in den Ruf: Seine Majeſtät der Kaiſer, unſer aller⸗ guddigſter 1 der Sproß und Erbe Sophie Charlottens, er lebe hoch!“ Begeiſtert wurde das ausgebrachte Hoch von der Feſtverſammlung aufgenommen, und nun begann die Überreichung von Gratulationsadreſſen. Der Rektor der Königlichen Techniſchen Hochſchule, Profeſſor Dr. Miethe nahm das Wort: „Herr Oberbürgermeiſter! Ich habe die Ehre, Ihnen namens des Senats der Königl. Techn. Hochſchule zu Charlottenburg unſere Glückwünſche zu Ihrem herrlichen Feſte darzubringen. Wir geſtatten uns, unſerer Vaterſtadt bei dieſer Gelegenheit eine Adreſſe zu überreichen, deren kurzen Inhalt ich mir zu verleſen erlauben möchte: Die Adreſſe lautet: Herr Oberbürgermeiſter! In dem feſtlichen Gedränge derer, welche am heutigen Tage der Haupt⸗ und Reſidenzſtadt Charlottenburg jubelnd ihre Glückwünſche darbringen, will auch die Techniſche Hochſchule nicht fehlen! Zweihundert Jahre ſind keine allzu lange Spanne Zeit im Leben einer Stadt. Wie viele Städte Deutſchlands können auf ein weit größeres Alter zurückblicken! Aber wohl keine wird von ſich ſagen können, daß ſie im gleichen Zeitraum eine ſo glänzende Entwicklung durchlaufen habe, wie Charlottenburg. Hervorgegangen aus dem ländlichen Ruheſitz einer klugen und regſamen Fürſtin unſeres Vaterlandes, hat dieſe Stadt bei ihrem Emporwachſen ſich eine Eigenart bewahrt, die an ihre Enſtehung erinnert. Der reiche Gartenſchmuck ihrer Häuſer, der Wohlſtand ihrer Bewohner, die in ihren Mauern errichteten unvergleichlichen Pflegeſtätten, der Wiſſenſchaft und Kunſt gemahnen uns daran, daß Charlottenburg zu allen Zeiten eine bevorzugte Stätte für die Betätigung fürſtlicher Huld, ein Schauplatz denkwürdiger Begebenheiten, ein Aufenthalt hochſtrebender Menſchen geweſen iſt. So konnte denn auch unſere Techniſche Hochſchule keine geeignetere Stätte ür die Errichtung ihres bleibenden Wohnſitzes ſich wünſchen, als diejenige, welche Königliche Huld ihr hier in Charlottenburg angewieſen hat. Hier hat ſie ſich zu ihrer heutigen Größe entwickelt, hier vor wenigen Jahren unter lebhafter Anteil⸗ nahme des Magiſtrats und der Stadtverordneten dieſer gaſtlichen Stadt das Feſt ihres hundertjährigen Beſtehens gefeiert. Mit dem Ruf, den ſie ſich ſelbſt als eine Pflanzſtätte der Wiſſenſchaft in ernſter Arbeit erwarb, hat ſie auch den Ruhm Charlottenburgs in alle Länder getragen. E 2 Möge es allzeit ſo bleiben! Mögen der Stadt, mögen den großartigen Schöpfungen des Staates, welche ſie beherbergt, noch viele Jahrzehnte und Jahr⸗ hunderte gedeihlicher und glanzvoller Emwicklung beſchieden ſein! Möge von beiden noch manches Feſt wie das heutige unter gegenſeitiger froher Anteilnahme gefeiert werden als Markſtein einer immer größer ſich geſtaltenden Geſchichte unſeres Deutſchen Vaterlandes! Die Königliche Techniſche Hochſchule zu Berlin. Rektor und Senat. gez. Miethe.“ gue (Bravo!) Der Oberbüraermeiſter Schuſtehrus antwortete: „Eure Magnifizenz! Von der Techniſchen Hochſchule Berlin zu Charlotten⸗ burg eine Adreſſe am heutigen Tage überreicht zu erhalten, iſt uns eine große Freude und eine große, tief empfundene Ehre. Die Techniſche Hochſchule zu