— 95 aauch mit glücklichen Muttergefühlen, wie die Wandlung der Zeiten die Stadt Eharlottenburg nicht bloß jung erhalten, ſondern ſie verjüngt hat, und ſie ſieht mit Wehmut und mit Freude, wie ſie die einzigen ihr vom Herzen geriſſenen Kinder, die Techniſche Hochſchule als Nachfolgerin der Bauſchule und der Bau⸗ Akademie, ſowie die Hochſchulen für die bildenden Künſte und für Muſik ſich einverleibt hat und deren geſunde und fröhliche Entwickelung zu fördern nie⸗ mals nachläßt. Die Akademie der Künſte hat daher das Bedürfnis gefühlt, an dieſem Ihren Ehrentage Ihnen die Hand zu drücken und ſich denen anzureihen, welche Ihnen Glück wünſchen, und durch eine Adreſſe ein Gedenkblatt in die Geſchichte dieſer frohen Feſttage einzufügen. Geſtatten Sie mir, derehrter Herr Oberbürger⸗ meiſter, daß ich den Wortlaut, der die Geſinnungen der Akademie wiederſpiegelt, verleſe. Die Adreſſe lautet: . Königliche Akademie der Künſte Berlin. Die Königliche Akademie der Künſte zu Berlin begrüßt, die herrlich aufblühende Stadt Charlottenburg zu der Erinnerungsfeier ihres Beſtehens ſeit weihundert Jahren und wünſcht ihr auch fernerhin gedeihliche Entfaltung von ahrhundert zu Jahrhundert. Aus kleinen Anfängen hat Charlottenburg ſich zu einem großen Gemein⸗ weſen entwickelt; was zu des erſten preußiſchen Königs Zeiten ein kümmerliches Dorf in märkiſchem Sande war, kennen wir jetzt als eine prächtige Stadt, die in mehr als einem Sinne mit Berlin, ihrer mächtigen Nachbarin, wetteifert. Wir haben mit Bewunderung beobachtet, wie Charlottenburg, das weder von der Natur % 4.4 iſt, noch als Mittelpunkt eines beſonders regen Gewerbefleißes gelten will, es verſtanden hat, den Zug nach Weſten von Berſin her auf ſich zu leiten und die Elemente bei ſich aufzunehmen, denen jenſeits ſeiner öſtlichen Grenzen Luft und Licht zu mangeln begannen. So iſt Charlottenburg auch eine treue Bewahrerin unſerer akademiſchen Anſtalten geworden, der Hochſchulen nicht nur, ſondern auch der Meiſterateliers, der Meiſterſchulen und des Inſtituts für Kirchenmuſik, und hat ſich durch eine akademiſche Stiftung als Gönnerin der bedürftigen Künſtler bewährt. Möge der Geiſt der Kunſtliebe die kraftvolle und einſichtige Verwaltung Charlottenburgs nie verlaſſen und nie aufhören, den Wohlſtand der Stadt durch Förderung des Schönen zu adeln! Der Präſident. (L. S.) gez. Johannes Otzen.“ (Bravol) Nachdem der Redner geendet, erwiderte ihm der Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: „Hochverehrter Herr Präſident! Daß auch die Vertreter der edlen, hohen Kunſt heute zu uns kommen, zu uns, der Stadt der praktiſchen Arbeit, iſt uns eine hocherfreuliche Ehre und nehme ich als ein günſtiges, Glück verheißendes Omen für die Zukunft mit herzlichem Dank entgegen. Beim geſtrigen Feſtmahl hat einer der Redner ausgeführt, daß die Geſchicke der Städte und der Privaten nach der Richtung hin ſich glichen, daß erſt eine gewiſſe Wohlhabenheit dazu ge⸗ höre, um den Sinn für die Vergangenheit und für die Geſchichte der Stadt und Familie zu wecken. Wenn das von der Geſchichte gilt, ſo gilt es ſicher auch von dem Sinn für die Kunſt und deſſen Betätigung. Die ſtädtiſche Verwaltung in Charlottenburg hat in harter, ſchwerer, be⸗ glückender Arbeit Jahrzehnte hindurch ſich ihr Haus gebaut, um darin wohnlich zu wohnen — eine Arbeit, die Sie, verehrter Herr Präſident, mit geiſtvollen Worten und in freundlicher Weiſe ſeitens der Akademie der Künſte anerkannt haben. Aber erſt vor wenigen Jahren ſind wir in die Lage und auf den Ge⸗ danken gekommen, unſer nun wohnlich eingerichtetes Haus auch zu ſchmücken, zu ſchmücken mit Werken der Kunſt nach den verſchiedenſten Richtungen, zur Freude der Bürger und zur Erziehung des heranwachſenden Geſchlechts, der uns und unſerer ganzen Verwaltung ſo am Herzen liegenden Jugend. Daß die beiden Hochſchulen für Mufik und für die bildenden Künſte vor einigen Jahren hierher nach Charlottenburg gezogen ſind, haben wir mit großer Freude begrüßt und empfinden wir mit großem Danke. Das geiſtige Leben unſerer Stadt haben dieſe beiden hervorragenden Kunſtanſtalten, deren Ruhm nicht nur durch das Vaterland, ſondern ebenfalls durch die Welt dringt, in ganz hervorragendem Maße glücklich befruchtet. Wir ſind ſehr glücklich darüber, daß wir die ſo zahlreichen Mitglieder des Lehrerkollegiums der drei Hochſchulen — die Hochſchule für die Kirchenmufik zähle ich dazu —, die von Ihnen, verehrter Herr Präſident, und Ihrem Senate abhängen, mit den Studenten bei uns zu unſeren Bürgern zählen dürfen, und ich will hoffen, daß ſich die Beziehungen zwiſchen ihnen und der Stadt Charlottenburg immer freundlicher von Jahr zu Jahr geſtalten mögen, und daß die Männer, die dort lehren und wirken, uns zur Seite ſtehen, wenn wir, wie auch der Herr Stadtverordneten⸗ Vorſteher zu meiner Freude geſtern beſonders betonte, daran gehen wollen, um