. geel rr Oberbürgermeiſter! Auch die älteſte höhere Bildungs⸗ anſtalt Charlottenburgs wollte es ſich bei dem feſtlichen Anlaß der Zweihundert⸗ jahrfeier unſerer Stadt nicht nehmen laſſen eine Adreſſe hier zu überreichen. Es iſt darin der wechſelſeitig förderlichen Beziehungen näher gedacht, die von jeher zwiſchen der Stadt und dem Kgl. Kaiſerin Auguſta⸗Gymnaſium beſtanden 109 9 4. wir hoffen und ſicher erwarten, alle Zeit ferner beſtehen werden un neu. 2 43 Geſtatten Sie, hochgeehrter Herr Oberbürgermeiſter, daß ich den Schluß unſerer Adreſſe vor der hochanſehnlichen Verſammlung zur Verleſung bringe! 2 Die Adreſſe lautet: 2 Das Königliche Kaiſerin Auguſta⸗Gymnaſium der Stadt Charlottenburg zu ihrer Zweihundertjahr⸗Feier 1905. Zur Feier des 200jährigen Beſtehens bringen der Stadt Charlottenburg Direktor und Lehrerkollegium des Königlichen Kaiſerin⸗Auguſta⸗Gymnafiums in freudiger Bewegung ihre Glückwünſche dar. on der Stadtverwaltung nicht gegründet und ihr nicht unterſtehend, hat unſer Gymnaſium doch als älteſte höhere Schule am Ort mit Charlottenburg und ſeinen Behörden von jeher in engen Beziehungen geſtanden. Die Anfänge unſerer 4 reichen ja in eine Zeit zurück, wo die jetzige Großſtadt nur wenige Tauſend Einwohner zählte, und ſie war noch eine kleinere Mittelſtadt, als die Ubernahme unſerer Schule durch den Staat erfolgte. Seitdem ging mit dem ungewöhnlichen Aufſchwung Charlottenburgs auch die Entwickelung des Königlichen Gymnaſiums Hand in Hand, das bis in die Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts als einzige höhere Lehranſtalt die Söhne der empor⸗ blühenden Stadt mit der Vorbildung für akademiſche Studien ausſtattete. In dankbarer Anerkennung dieſer Fürſorge des Staates für die wiſſen⸗ ſchaftliche Ausbildung ihrer Söhne hat die Stadt ihrerſeits ihre Beiſteuer zum Haushalt des Königlichen Gymnaſiums mit den Jahrzehnten fortſchreitend erhöht. hat zur Jubiläumsſtiftung für bedürftige und würdige Schüler bei der Feier des 25jährigen Beſtehens des Gymnaſiums eine hohe Summe beigetragen und ſtets ſeine Erinnerungs⸗ und Ehrentage mitgefeiert. Und ſieht das Königliche Gymnaſium auch ſchon ſeit Jahren infolge des weitſchauenden Blickes der ſtädtiſchen Behörden eine Reihe gleichſtrebender Schweſteranſtalten um ſich, ſo wird es doch auch ferner, im Mittelpunkte Alt⸗ Charlottenburgs gelegen, ſeinen Wert für die Stadt behalten. In dauernder Erinnerung wird es bleiben, daß unſer erſter Direktor, der verewigte Herr Geheime Regierungsrat Dr. Ferdinand Schultz, die erſte Chronik Charlottenburgs herausgab und damit über die Anfänge und die fernere Geſchichte der Stadt wiſſenſchaftlich Licht verbreitete. Was Charlottenburg für unſer Gymnaſium, für die uns anvertrauten Schüler bedeutet, davon erfüllt uns ein lebendiges Bewußtſein. Hier war der Lieblingsſitz der geiſtvollen Königin Sophie Charlatte der die Stadt ihren Namen verdankt, hier weilte Friedrich der Große nach der Heimkehr aus dem ſchweren ſiebenjährigen Kriege in ſtiller Andacht, voller Dank für Gottes gnädige Führung, hier ruhen Friedrich Wilhelm III. und die unvergeßliche Königin Luiſe, hier ihr Sohn, Kaiſer Wilhelm, der Begründer des deutſchen Reiches, und ſeine Gemahlin, die Kaiſerin Auguſta, die hohe Frau, die unſerer Anſtalt ihren Namen verliehen hat, hier nahm Kaiſer Friedrich in den 99 Tagen ſein erſtes Hoflager. Welch große und ernſte Erinnerungen für die Herzen der deutſchen, der preußiſchen Jugend. Und vor dieſem bedeutſamen, geſchichtlichen Hintergrunde erhebt ſich das heutige Charlottenburg, in ſeiner bevorzugten Lage neben der Reichshauptſtadt, mit ſeiner Techniſchen Hochſchule, ſeiner Hochſchule für die ſchönen Künſte, ſeinen zahlreichen Reichsanſtalten, ſeinen kirchlichen und ſtädtiſchen Prachtbauten, ſeiner ausgedehnten Gewerbtätigkeit, ſeinen auf der Höhe moderner Technik ſtehenden Verkehrseinrichtungen aller Art. Welch eine Fülle erhebender Eindrücke für das heranwachſende Geſchlecht! Wenn irgendwo, ſo ſind in unſerer Stadt die Vorausſetzungen gegeben für die Erziehung echt deutſchgeſinnter, königstreuer, gottesfürchtiger und nicht minder mit allen Kenntniſſen für die Anſprüche unſeres gegenwärtigen Lebens ausgerüſteten Jünglinge. Möge ſich Charlottenburg in dem dritten Jahrhundert ſeines Beſtehens herrlich weiter entfalten und ſane Jugend ſich ihrer Heimatsſtadt immer würdig erweiſen! Es lebe, wachſe, blühe Charlottenburg! gez. Dr. C. Rethwiſch.“ (Folgen die Namen der Mitglieder des Lehrerkollegiums.) „Hochgerhrter Herr O Die Adreſſe entgegennehmend erwiderte der Oberbürgermeiſter: „Hochverehrter Herr Direktor! Es gibt wenige Bürger in Charlottenburg, die in Charlottenburg geboren und hier alt geworden ſind. Aber einen Bürger