11. Anterricht und Bildung. 1. Das ſtädtiſche Schulweſen. 4. Höhere Lehranſtalten für Knaben. 2) Allgemeines. Die Zahl der hieſigen ſtädtiſchen höheren Lehranſtalten für Knaben iſt im Berichts⸗ jahre unverändert geblieben. Der Ausbau der Realſchule und des Gymnaſialzweiges der Kaiſer⸗Friedrich⸗Schule iſt zum Abſchluß gelangt und den beiden Anſtalten durch miniſterielle Anerkennung die entſprechende Berechtigung verliehen worden. Es beſtehen ſomit zurzeit 4 voll ausgebaute höhere Lehranſtalten und 2 in der Ent⸗ wickelung begriffene. Das Realgymnaſium und die Oberrealſchule zählen hinſichtlich der Schüler⸗ und Klaſſenzahl zu den größten Anſtalten im Königreich Preußen. Für den Bau des Reform⸗Realgymnafiums, deſſen Klaſſen noch immer gaſtweiſe in den Räumen der Realſchule und der Kaiſer⸗Friedrich⸗Schule mit untergebracht ſind, iſt be⸗ abſichtigt, ein an der Straße 26, unmittelbar am Platz 4 (Weſtend), belegenes Grundſtück von der „Neu-Weſtend⸗Aktiengeſellſchaft für Grundſtücksverwertung“ anzukaufen. Urſprüng⸗ lich war für die Anſtalt die Gegend zwiſchen Soor⸗Straße und Königin⸗Eliſabeth⸗Straße ins Auge gefaßt, etwa in der Mitte der in Emwickelung begriffenen Gebiete am Lietzenſee und Weſtend. Die öffentliche Ausſchreibung zeitigte aber kein annehmbares Angebot. Die Räume des Realgymnaſiums haben ſich im Laufe der Zeit für Unterrichts⸗ zwecke und für die Aufbewahrung der Sammlungen als unzureichend erwieſen. So mußte zum Beiſpiel, um die nötigen Klaſſen zu ſchaffen, der Geſangsſaal durch eine Wand in zwei Klaſſenräume geteilt und ſo ſeinem eigentlichen Zweck entzogen werden. Für den Hand⸗ fertigkeitsunterricht war kein Raum vorhanden; auch fehlte ein Zimmer für Karten und Anſchauungsmittel. Die naturhiſtoriſchen Sammlungen mußten in wenig geeigneten Räumen im Keller untergebracht werden. Der Zeichenſaal war für den Zeichenunterricht nach der neuen Methode zu klein. Um dieſe Ubelſtände zu beſeitigen, iſt beſchloſſen worden, das Realgymnafium durch einen Anbau an der Oſtſeite zu vergrößern. Derſelbe ſoll im Keller Räume für die Heizung, im Erdgeſchoß eine Klaſſe und einen Raum für Karten, im erſten Stock Räume für den naturwifſenſchaftlichen Unterricht und für die bibliographiſchen pp. Sammlungen, im zweiten Stock den Zeichenſaal und eine Modellkammer erhalten. Die Baukoſten, einſchließlich der für die im alten Schulgebände auszuführenden Umbauarbeiten, ſind auf 70 000 ℳ veranſchlagt. Bei der letzten Reviſion des ſtädtiſchen Normal⸗Beſoldungsetats ſind auch die Dienſt⸗ bezüge der Leiter, Lehrer und Lehrerinnen an den ſtädtiſchen Schulen vom 1. April 1905 ab durchweg erhöht worden. Das Nähere ergibt ſich aus dem im Anhang 4 befindlichen Abdruck. Der für das Rechnungsjahr 1905 für Freiſtellen zur Verfügung geſtellte Betrag (15 % der Schulgeldeinahme — ausſchließlich Vorſchule —) belief ſich auf 42 840 ℳ; doch wurden davon nur 34 060 ℳ verbraucht. Während für die Realgymnaſien und die Ober⸗ realſchule die bewilligten Mittel für die Freiſtellen reichlich in Anſpruch genommen und für die Realſchule, ohne alle Anträge auf Schulgeldbefreiung berückſichtigen zu können, erſchöpft worden ſind, war die Nachfrage bei der Kaiſer⸗Friedrich⸗Schule und beim Mommſen⸗Gymnaſium nur gering, bei letzterem wurden nur zwei Stellen in Anſpruch genommen. Es iſt daher beſchloſſen worden, fortan eine lüberſchreitung der an den einzelnen Anſtalten für Freiſtellen zur Verfügung ſtehenden Beträge in Hehe von 15% der Schulgeldeinnahme bis zur Höhe 1 4 0 zuzulaſſen, wenn das Mehr durch Erſparniſſe bei den Freiſtellen anderer Anſtalten gedeckt iſt. Das von der Stadtgemeinde geſtiftete Stipendium für ehemalige Schüler des Real⸗ gymnaſiums iſt dem stud. püil. Kretſchmer, das für die Oberrealſchule je zur Hälfte dem stud. jur. Leppin und dem Dr. phil. Siebert zuerkannt worden. 2 Die im Etat der höheren Lehranſtalten vorgeſehene Beihilfe zu einer Studienreiſe für zwei Oberlehrer der neueren Sprachen iſt mit je 600 ℳ den Oberlehrern Dr. Neuſe und Dr. Strohmeyer verliehen worden. Von den für naturwiſſenſchaftliche Ausflüge zur Verfügung geſtellten Mitteln in Höhe von 300 ℳ haben die Oberlehrer Dr. Krüger, Dr. Selmons, Dr. Patzold und Dr. Fedde, die ſich an der für die Berliner Gymnaſiallehrer unter Leitung des Profeſſors Dr. Scheibe veranſtalteten 10tägigen geognoſtiſchen Studienreiſe nach dem Thüringer⸗ und Frankenwald beteiligten, eine Beihilfe von je 75 erhalten.