— 188 — 3. Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. Polizeiliche Unterſtützung. Gewerbsmäßige Stellenvermittelung. Die Ruhe und Ordnung im Warteraum für ungelernte Arbeiter wurde durch junge Burſchen häufig geſtört. Hierdurch wurde den ordentlichen Arbeitern der Aufenthalt vielfach erſchwert und zeitweiſe ganz unmöglich gemacht. Um dieſe Ubelſtände zu beſeitigen, wurde für die Wintermonate ein Aufſeher angeſtellt. Dieſe Maßnahme hat ſich gut bewährt. Die angedeuteten Übelſtände konnten zwar nicht gänzlich beſeitigt, aber erheblich eingeſchränkt werden. Es iſt deshalb die Beſchäftigung des Aufſehers auch für die Sommermonate, ſoweit es nötig ſein ſollte, in Ausſicht genommen In 3 Fällen mußte gegen Arbeitſuchende wegen grober Verletzung der Hausordnung, Beleidigung und tätlichen Angriffs gegen Beamte Straf⸗ antrag geſtellt werden. Auch andere Übelſtände, wie Beläſtigungen der Beſucher und Beſucherinnen auf der Straße vor dem Arbeitsnachweis nahmen zeitweiſe einen Umfang an, daß zu ihrer Beſeitigung polizeiliche Hilfe nicht ganz zu entbehren war. Gleichzeitig lagen auch andere Gegenſtände vor, über die eine Verſtändigung mit dem Königlichen Polizei⸗ Präſidium wünſchenswert war: Maßregeln in betreff gewerbsmäßiger Stellenvermittler, die ſich vor der neu eröffneten Zweigſtelle aufhielten, um Dienſtmädchen vom ſtädtiſchen Arbeits⸗ nachweis in ihre Bureaus zu locken; Einkleben von Hinweiſen auf die Städtiſche Dienſt⸗ botenvermittlung in die der Polizei vorgelegten Dienſtbücher; Beſchaffung von ſtatiſtiſchem Material zur dauernden Verfolgung des Umfanges der gewerbsmäßigen Stellenvermittlung in Charlottenburg. In einer auf den 20. November 1905 angeſetzten Beſprechung der beider⸗ ſeitigen Dezernenten iſt das Königliche Polizei⸗Präſidium unſern Wünſchen tunlichſt entgegen⸗ gekommen. Durch einen Schutzmannspoſten, der in möglichſt unauffälliger Weiſe in den Tagesſtunden, in denen die meiſten Beläſtigungen vorkamen, auf der Straße die ruhe⸗ ſtörenden Elemente beobachtet, ſind die angedeuteten IIbelſtände faſt gänzlich beſeitigt worden. liber den Umfang der gewerbsmäßigen Stellenvermittlung in Charlottenburg wurde uns ein reichhaltiges ſtatiſtiſches Material zur Verfügung geſtellt, aus welchem die nachfolgende Zuſammenſtellung erarbeitet iſt: Zahl Offene Stellen Stellenſuchende Bclecte Stelten Jahr der Stellen⸗ vermittler ] weibl. mann. zuſ. weibl. männ. zuſ. weibl. mannt. zuſ. 1904 92 20 670 37 120 707 18 184 1905 142 26 076 199 20 275f 22 292 Die Zahl der Stellenvermittler hat ſich im Zeitraum eines Jahres um 20 vermehrt. Der Durchſchnitt der vermittelten Stellen auf einen Stellenvermittler iſt äußerſt gering; er betrug im Jahre 1904: 180 und im Jahre 1905: 175 Stellen Daß bei Unternehmungen ſo geringen Umfangs eine wirklich angemeſſene und erfolgreiche Vermittlung zwiſchen Stellunggebern und Stellungſuchenden nicht ſtattfinden kann bedarf keiner weiteren Aus⸗ führung. Daher auch die vielen Klagen darüber, daß die Vermieterinnen, um nur Ver⸗ mittelungen zuſtande zu bringen, Dienſtmädchen ohne Rückſicht darauf, ob ſie ſich für die betreffende Stelle eignen, empfehlen und unterzubringen ſuchen. Ein anderer Grund, wes⸗ wegen die Zahl der Vermittelungen im Verhältnis zu der Zahl der Herrſchaften hoch erſcheint, liegt darin, daß die Vermieterinnen bei großem Andrang von Stellunggebern von einem gewiſſen Zeitpunkte ab die Eintragung in die Liſten als völlig ausſichtslos betrachten und nicht mehr vornehmen (wozu ſie ja auch geſetzlich in einem ſolchen Falle nicht verpflichtet ſind). Wie jede Verwaltungstätigkeit, ſo beruht auch die Stellenvermittlung darauf, daß ſich Angebot und Nachfrage an gewiſſen Mittelpunkten treffen. Eine Stellenvermittlung, die ſo zerſplittert iſt, daß ſie in einer Stadt von dem Umfange Charlottenburgs 92 Vermittlungs⸗ ſtellen errichtet und, durch die ſchlechten Folgen dieſer Zerſplitterung nicht gewarnt, im nächſten Jahre die Zahl ſogar noch auf 112 anſchwellen läßt, hat ihre Unfähigkeit. dem vorhandenen Bedürfnis durch irgend ein auch noch ſo beſcheidenes Maß von Zentraliſierung entgegenzukommen, dargetan. Schätzt man nach den Stellenbeſetzungen, die in der hier er⸗ richteten ſtädtiſchen Zweigſtelle in dem Halbjahr Oktober/März zuſtande gekommen ſind, (1398) das mutmaßliche Jahresergebnis auf etwa 3000 (eine Zahl, die nach den inzwiſchen gemachten Erfahrungen ſich eher als zu niedrig. wie als zu hoch erweiſen dürfte), ſo würde die ſtädtiſche Vermittelung in Charlottenburg bereits in ihrem erſten Jahre etwa ein Siebentel bis ein Sechſtel der geſamten in Charlottenburg ſtattindenden Dienſtboten⸗Vermittlungen bewältigt und ungefähr ſoviel geleiſtet haben, wie 17 bis 18 gewerbliche Stellenvermittler des bisherigen durchſchnittlichen Umfanges. 4. Mitgliedſchaft in Verbänden. Der ſtädtiſche Arbeitsnachweis gehört als Mitglied dem Verbande Deutſcher Arbeits⸗ nachweiſe ſowie dem Verbande martſcher Arbeitsnachweiſe an. An der 4ten Verbands⸗ verſammlung und Arbeitsnachweis⸗Konferenz des Verbandes Deutſcher Arbeitsnachweiſe, die vom §. bis 11. November 1905 in Wiesbaden ſtattfand, nahmen der Vorſitzende ſowie das Arbeitgeber⸗Mitglied, Stadtverordneter Baumeiſter Seibertz und das Arbeiter⸗Mitglied, Maler⸗ gehilfe Joſt teil. Auf der Tagesordnung ſtanden folgende Gegenſtände: 33 159 16 587 19 588 18 224 16 554 22 451 19 429 40 159