— 190 6. Arbeitsloſen⸗Aufnahme. Im Berichtsjahre wurden wie im Vorjahre 3 Arbeitsloſen⸗Aufnahmen veranſtaltet, am 23. Juli und am 25. November 1905 und am 25. Februar 1906. Wie bei den früheren Aufnahmen wurden durch freiwillige Hilfskräfte, die von hieſigen Arbeiterorganiſationen geſtellt waren, Zählkarten von Haus zu Haus verteilt und nach erfolgter Ausfüllung auch abgeholt. Als Zähltage wurden wiederum Sonntage gewählt. Zudem waren an verſchiedenen Stellen der Stadt Urnen aufgeſtellt, um auch ſolchen Arbeitsloſen, welche lieber ſelbſtändig, d. h. ohne Vermittlung von Zählern, ihre Karten ausfüllen und abliefern ſollten, Gelegenheit dazu zu geben. Bei der letzten Zählung (25. Februar 4. wurden außerdem verſuchsweiſe ſeitens des Statiſtiſchen Amts der Stadt in je 10 Häuſern der Potsdamer⸗, Wall⸗ und Peſtalozziſtraße eine Arbeitsloſen⸗Aufnahme dergeſtalt vorgenommen, daß von Wohnung zu Wohnung gehend, Nachfrage nach etwaigen Arbeitsloſen gehalten wurde. Dieſe Spezial⸗ aufnahme bot kein weſentlich anderes Bild als die Geſamtzählung. Die Fragen der Zählkarte bezogen ſich wie früher auf Namen und Wohnung des Arbeitsloſen, auf die Dauer ſeiner Anſäſſigkeit in Charlottenburg, auf ſein Alter, darauf ob er verheiratet iſt, ob die Ehefrau zum Erwerbe beiträgt und wieviel Kinder zu ernähren ſind. Ferner wurde nach dem Gewerbe gefragt, das in der letzten Arbeitsſtelle ausgeübt war, nach der Dauer der Arbeitsloſigkeit und nach ihrer Urſache; außerdem bei denen, die als Urſache der Arbeitsloſigkeit Krankheit oder Unfall angegeben hatten, ob ſie zur Zeit der Aufnahme noch erwerbsunfähig ſeien. Wurde dieſe Frage mit „nein“ beantwortet, ſo wurden die betreffenden den eigentlichen Arbeitsloſen zugerechnet. Die Aufnahme im Juli hat 146 männliche Arbeitsloſe ergeben und 90, welche durch Krankheit oder Invalidität an der Ausübung ihrer Tätigkeit verhindert waren, die Aufnahme im November 72 Arbeitsloſe und 39 Kranke und die im Februar 331 Arbeitsloſe und 124 Kranke. Bei der Arbeitsloſenaufnahme vom 25. Februar d. Is. waren im ganzen 533 Zähl⸗ karten ausgefüllt worden und zwar bezogen ſich hiervon 497 auf männliche und 36 auf weibliche Perſonen. Von den 497 männlichen Arbeitsloſen hatten als Grund der Arbeits⸗ loſigkeit angegeben: 1. Kündigung des Arbeitgebers wegen Mangel an Arbeit. 246 2. Eigene Kündigung 2 2 66 3. Andere Gründe, aus denen erſichtlich war, daß wirkliche Arbeits⸗ lofigteit vorliegtttt 2 2 4. Krankheit, jedoch mit dem Vermerk, daß zur Zeit der Erhebung die Aufnahme der Arbeit nicht mehr durch Krankheit gehindert würde 15 zuſammen 331 2 Außer dieſen 331 Arbeitsloſen hatten noch als Urſache der angegebenen Arbeits⸗ loſigkeit genannt: 1. Noch fortdauernde Krantheittt 92 2. Krankheit ohne Vermerk, ob der Betreffende zur Zeit der Erhebung noch krank waer 3. Keinen Grund hatten angegeboen 42 zuſammen 166 Dieſe 166 konnten nicht als durch wirtſchaftliche Verhältniſſe arbeitslos gewordene Perſonen angeſehen werden. Die 36 weiblichen Arbeitsloſen hatten als Urſache der Arbeitsloſigkeit angegeben: Kündigung der Arbeit wegen Mangel an Arbeit 5 Eigene Kundigunngss. 9 „Audere Gründee.. 2 „Noch fortdauernde Kranryeittt 7 Krankheit ohne Vermerk, ob dieſelbe noch fortdauertt 5 „Keinen GruunOcO—— 8 zuſammen 36 22 % = 10 — In der Sitzung der Stadtverordneten⸗Verſammlung vom 22. Febrnar 1906 gelangte eine Anfrage des Stadtverordneten Dr. Borchardt „Was gedenkt der Magiſtrat zu tun, um die ſeit nunmehr zwei Jahren vorge⸗ nommenen Arbeitsloſenzählungen fruchtbar für die ermittelten Arbeitsloſen zu geſtalten“ zur Verhandlung. Nach der Begründung der Anfrage antwortete der Magiſtratsvertreter Stadtrat Dr. Jaſtrow, daß die Ergebniſſe der bisherigen Arbeitsloſen⸗Aufnahmen eine Ab⸗ nahme der Arbeitsloſigkeit darſtellten, und legte aus dem weiteren ſtatiſtiſchen Material des Arbeitsnachweiſes, der Krankenkaſſen, der Armenverwaltung. der Bangeſuche uſw. dar, daß die Ergebniſſe der Arbeitsloſen⸗Aufnahmen trotz ihres unvollkommenen Chai mit den ſonſtigen Symptomen des Arbeitsmarktes in Übereinſtimmung ſtänden, daß ſonach ein Anlaß