— 200 — daß es ſich bei den wenigen ſolchen Wohnungen im Vorderhauſe überwiegend um minder⸗ wertige Wohnungen handeln muß. Der Durchſchnittspreis im Vorderhauſer betägt 20,30 ℳ, der im Hinterhauſe 21,50 ℳ. Noch auffälliger ſind die Durchſchnittspreiſe der verſchiedenen Kategorien von Wohnungen. wenngleich die Zahlen zum Teil zu klein ſind, um endgültige Schluſſe daraus zu ziehen. Sie zeigen zunächſt die Tatſache daß bei Wohnungen ohne Aftermieter im Vorderhauſe Ehepaare (38 Wohnungen, Durchſchnittspreis 19,08 ℳm) billiger wohnen, als Einzelperſonen — Witwen uſw. (27 Wohnungen, Durchſchnitts⸗ preis 20,60 ℳ). Im Hinterhaus iſt das Umgekehrte der Fall: 181 Wohnungen mit einem Durchſchnittspreis von 21,40 ℳ bei Ehepaaren, 107 und 21,10 ℳ bei Einzelperſonen. Weiter aber ergibt ſich die Tatſache, daß Familien, die Aftermieter halten, durchweg für die gleiche Wohnung von Stube und Küche mehr, zum Teil erheblich mehr zahlen müſſen als andere ohne Aftermieter: im Vorderhaus Ehepaare (3 Wohnungen) 25,03 , Einzel⸗ perſonen (7 Wohnungen) 22,07 ℳ; im Hinterhaus Ehepaare (12 Wohnungen) 23,20 ℳ, Einzelperſonen (35 Wohnungen) 22,90 ℳ. Der Betrag der Aftermiete wird alſo zu einem Teile wieder aufgezehrt durch den höheren Preis der für das Recht, Untermieter halten zu dürfen, gezahlt werden muß. Der Durchſchnittspreis aller 410 Armenwohnungen von Stube und Küche ſtellt ſich auf 21,0) ℳ monatlich, alſo no) höher als der der im Jahre 1905 und in der erſten Hälfte 1906 neu gezählten Wohnungen. Die Höhe dieſer Preiſe hat neben der Höhe, auf der ſie die Unterſtützungen im allgemeinen zu halten zwingt, auch nicht unerhebliche Aufwendungen zur Abwendung drohender Ermiſſionen zur Folge: 1905 in 92 Fällen 2394,40 ℳ, in der erſten Hälfte 1906 in 51 Fällen 1464.35 . Trotzdem weiſt das Städtiſche Familienobdach im Jahre 1905 eine gegen 1904 weſentlich erhöhte Be⸗ legung auf: 121 Familien mit 497 Köpfen gegen 93 mit 382, wenn ſie auch hinter der der Jahre 1901—1903 glücklich rweiſe weit zurückbleibt. Die Höhe der Mieten zwingt naturgemäß fortdauernd eine große Zahl von Familien, ſich mit dem denkbar geringſten Raum zu begnügen; unter 363 Wohnungen von Stube und Küche waren 1995 60 von mehr als 5, 14 ſogar von mehr als 7 Perſonen bewohnt. Der Einfluß ſolcher Überfüllung auf den Geſundheitszuſtand bedarf keiner näheren Darlegung und iſt auch in den Berichten der Stadtärzte hervorgehoben. Kinderreiche Familien, haben bei der Lage der Dinge auch heute noch nicht ſelten Schwierigkeiten, eine geeignete Wohnung zu einem für ſie erſchwingbaren Preiſe zu finden. Bei der Höhe der Mietspreiſe und bei der fortdauernden Steigerung der Lebens⸗ mittelpreiſe müßte man eigentlich viel höhere laufende Unterſtützungen erwarten, als es tat⸗ ſächlich der Fall iſt, wenn die Erklärung nicht darin läge, daß die Unterſtützung in der Mehr⸗ zahl der Fälle nur einen Zuſchuß zum Lebensunterhalt bildet. Nur ſo iſt es verſtändlich, daß der Monatsdurchſchnittsbetrag der laufenden Unterſtützungen im Jahre 1905 nur 14,03 ℳ, nur 0,21 ℳ mehr als 1904, berragen hat, und daß nur 10 vom Hundert aller laufenden Unterſtätzungen höher als 21 ℳ monatlich, nur 29 vom Hundert höher als 15 % monatlich geweſen ſind. Man hat trotzdem mit Rückſicht auf das Anwachſen des Armenetats die Vermutung gehegt. es könnte ſo vielleicht Perſonen lediglich nach Charlottenburg gezogen ſein, um hier eine erhöhte oder leichter erreichbare Armenunterſtützung zu erlangen. Eine Auszählung des Zuzugsjahres bei allen zugezogenen Empfängern laufender Unterſtützungen, und ferner bei den in Lungenheilſtätten entſandten Perſonen hat jedoch klar ergeben, daß das nicht der Fall iſt. Nur 7 vom Hundert aller im Jahre 1905 laufend unterſtützten Perſonen wohnen noch nicht 2 Jahre in Chariottenburg; dagegen über 81 vom Hundert länger als 5 Jahre, faſt 60 vom Hundert länger als 10 Jahre, faſt 24 vom Hundert länger als 20 Jahre und faſt 14 vom Hundert länger als 30 Jahre. Dieſe Prozentſätze erſcheinen um ſo höher, wenn man ſich gegenwärtig hält, daß Charlottenburg vor 30 Jahren erſt etwa 25 000, vor 20 Jahren erſt etwa 44 000 Einwohner hatte. Ganz ähnlich iſt das Ergebnis bei den in Lungenheilſtätten entſandten Perſonen. Die Zahl dieſer Perſonen iſt gegen das Vorjahr allerdings ſehr erheblich gewachſen, von 243 auf 356. Auch die Zahl der in Walderholungsſtätten überwieſenen Perſonen hat ſich, in der Hauptſache infolge der Eröffnung der neuen Kindererholungsſtätte Weſtend, die eine Anzahl Kinder auch nachts draußen behält, ſehr ſtark, von 157 auf 308, vermehrt. Auch im übrigen iſt der Tuberkuloſe Bekämpfung auch 1905 beſondere Aufmerkſamkeit gewidmet worden. Seit dem 1. April 1905 iſt ein beſonderer Vertrauensarzt der Armen⸗ verwaltung für Tuberkuloſe angeſtellt, dem zugleich die Leitung der neu errichteten ſtädtiſchen, mit der ſeit 1902 tätigen Lungenkrankenfürſorge vom Roten Kreuz zuſammen arbeitenden Fürſorgeſtelle für Lungenkranke übertragen worden iſt. Infolge des Anwachſens der Geſchäfte hat eine Teilung dreier Armenkommiſſionen, der 8., 13. und 15. eintreten müſſen, denen am 1. April des laufenden Jahres noch eine weitere Teilung, die der 10. Kommiſſion, gefolgt iſt. Zur Zeit beſtehen 36 Kommiſſionen mit je einem Vorſteher und 368 Pflegern und (acht) Pflegerinnen. Auf eine enge Verbindung mit der Privatwohltätigkeit durch die Ver⸗ einigung der Wohltätigkeitsbeſtrebungen iſt auch 1905 beſonderes Gewicht gelegt worden. An den Monatsſitzungen der Vereinigung haben regelmäßig Beamte der Armen⸗ verwaltung und zahlreiche Armen⸗Kommiſſionsvorſteher teilgenommen. Aus der Waiſenpflege iſt, abgeſehen von der Teilung einzelner Bezirke, hervorzuheben: