— 246 — Auf Armenkoſten verpflegt: Perſoaen 4004 Lediglich durch Krankenhauspflege unterſtütztt .. 999 Verpflegungstage „„„„ 4 S . 64261 IV. Armen⸗Krankenpflege. a) Die Tätigkeit der Stadtärzte. Die Zahl der Kranken iſt ebenſo wie die der Konſultationen nur wenig gegen das Vorjahr geſtiegen; die Zahl der Beſuche hat um mehr als hundert, die der Kutachten um mehr als zweihundert abgenommen; das letzte dürfte in der Hauptſache wohl darauf zurückzuführen ſein, daß jetzt die Gutachten für die Heilſtättenbehandlung Lungen⸗ kranker faſt immer durch den Vertrauensarzt ausgeſtellt werden. Wo in einzelnen Bezirken eine erhöhte Inanſpruchnahme des Stadtarztes zu verzeichnen iſt, erklärt ſie ſich aus der vermehrten Bebauung einzelner Stadtteile. Auch in dieſem Jahre ſtehen nach der Zahl der Fälle an der Spitze die Krankheiten der Reſpirationsorgane. Auf ſie folgen die Krankheiten des Nervenſyſtems und der Sinnesorgane, die Krankheiten der Verdauungsapparate, und dann ſofort die Tuberkuloſe mit 520 Fallen, 8,25 vom Hundert aller behandelten Krankheitsfälle. Mehrere Berichte weiſen auf die große Zahl der behandelten Tuberkuloſefälle beſonders hin; ein Bericht begründet die große Zahl damit, daß auch die ärmere Bevölkerung auf die Gefahren der Tuberkuloſe aufmerkſam geworden iſt. Ein anderer Bericht hält es für notwendig, bei Tuberkulöſen die Unterſtützungen anders zu behandeln als ſonſt: bei der üblichen Höhe der Unterſtützung ſeien die Kranken nicht imſtande, ſich eine geeignete Wohnung zu beſchaffen; eine reichlich gewährte Unterſtützung würde in gewiſſen Fällen mehr Nutzen bringen als eine ihrer Zeitdauer nach doch beſchränkie Heilſtättenkur. (Auch wir haben die dringende Notwendigkeit beſſerer und größerer Wohnungen für Lungenkranke zur Er⸗ möglichung der Trennung von den noch nicht Erkrankten wiederholt betont.) Auch über den Mangel an Heimſtätten für nicht mehr heilbare Tuberkulöſe wird in einem Bericht geklagt: ihm iſt jetzt wenigſtens etwas durch die Eröffnung der neuen Heilſtätte Burg Daber abgeholfen. Die Wohnungsverhältniſſe werden auch diesmal in faſt allen Berichten als im ganzen zufriedenſtellend bezeichnet, wenn auch einzelne Ausnahmen vorkommen, und namentlich die älteren Häuſer häufig noch viel zu wünſchen übrig laſſen. In einem Bericht werden einzelne alte Häuſer, beſonders in der Chriſtſtraße, faſt geſundheitsſchädlich genannt: die neuen Häuſer in demſelbem Bezirk haben Licht und Luft, nur wohnt leider, das wird beſonders betont, die ärmere Bevölkerung nicht in ihnen, wohl weil ſie zu teuer ſind. Ein Bericht weiſt auf die durch den Abbruch der alten Häuſer in der Bismarckſtraße eingetretene hygieniſche Verbeſſerung hin: derſelbe Bericht findet die Wohnungen im ganzen geräumig, doch zeigt ſich häufig ein Mangel an Licht. In einem Bericht wird über feuchte Wohnungen in Neubauten geklagt. Ein anderer Bericht hebt das zunehmende Verſtändnis für die hygieniſchen Forderungen hervor, wenn auch Reinigung und Durchlüftung in manchen Wohn⸗ und Schlafraumen noch viel zu wünſchen übrig laſſen. Ein Bericht, der gleichfalls die ſichtliche Beſſerung der Wohnungsverhältniſſe feſtſtellt, betont, daß auch bei beſchränkten Räumen die Wohnungen meiſt ſauber und gut gelüftet geweſen ſind. Ein anderer Bericht weiſt aber darauf hin, daß die meiſten Wohnungen wohl an ſich nicht ungeſund ſind, es aber häufig dadurch w rden, daß die Küche den einzigen Schlaf⸗ und Wohnraum bildet, während die übrigen Räume abvermietet werden: gerade bei Tuberkuloſe ſei das beſonders gefahrbringend, und es ſei dringend anzuſtreben, ſolche Kranke, beſonders auch Kinder, dauernd von der übrigen Familie zu trennen oder auch nachts in Erholungsſtätten unter⸗ zubringen. Als unzulänglich werden in dem Bericht des Arztes, dem das ſtädtiſche Familien⸗ haus unterſtellt iſt, deſſen Räume bezeichnet, weil bei dem engen Zuſammenwohnen mit zahlreichen Kindern jede Epidemie mit großer Schnelligkeit um ſich greift. (Eine Beſſerung wird hier durch den von den ſtädtiſchen Körperſchaften bereits beſchloſſenen Neubau eintreten). 1 Epidemien ſind nirgends vorgekommen. Die Maſern ſind in den meiſten Bezirken häufiger aufgetreten, in einem Bezirk auch Keuchhuſten; in einem Bericht wird auf den gutartigen Charakter der vereinzelt aufgetretenen Diphtherie hingewieſen. Erkrankungen an Darmkatarrh und Brechdurchfall der Säuglinge ſind überall außerordentlich gering geweſen. Wie weit das der Tätigkeit der Säuglings⸗Fürſorgeſtellen zuzuſchreiben iſt, muß offen bleiben: ein Bericht ſagt, daß auch ſchon im Jahre 1904 im Bezirk dieſelben günſtigen Verhälniſſe obgewaltet haben.