— 265 — 3. Krankenpflege. Die im Jahre 1905 wiederum in Erſcheinung getretene Steigerung der Belegungs⸗ ziffern in beiden ſtädtiſchen Krankenhäuſern, die nach den bisherigen Erfahrungen infolge der ſtändigen Zunahme der Charlottenburger Bevölkerung auch fernerhin andauern wird, hat die Deputation zur eingehenden Prüfung der Frage veranlaßt, in welcher Weiſe eine wirk⸗ ſame Entlaſtung der beſtehenden Krankenanſtalten zu erreichen iſt. Es wurde vorzugsweiſe in Betracht gezogen, als Nebenanſtalt unter möglichſter Vereinfachung des Baues und der Einrichtung je eine Anlage zu ſchaffen für diejenigen Kranken, welche zur Wiederherſtellung ihrer Geſundheit weniger einer ärztlichen Behandlung als einer einfachen Erholungspflege bedürfen (Erholungsheim) und für ſolche, die an Lungentuberkuloſe leiden (Heimſtätte für Tuberkulöſe). Die Vorarbeiten für die Entſcheidung dieſer noch ſchwebenden Frage werden fortgeſetzt werden. Die bisher vom Krankenhauſe Weſtend aus erfolgte einheitliche Leitung des ärztlichen und Verwaltungsdienſtes in beiden Krankenhäuſern, welche für die Zeit der Überleitung des Hauptbetriebes aus dem alten nach dem neuen Krankenhauſe überaus wichtig und wertvoll war, ließ ſich für die Dauer nicht aufrecht erhalten. Es iſt deshalb für die beiden im Krankenhauſe Kirchſtraße verbliebenen Abteilungen (Abteilung für Geburtshilfe und Abteilung für Haut⸗ und Geſchlechtskranke) je ein beſonderer leitender Arzt angeſtellt und dem älteſten derſelben (Dr. Keller) die ſelbſtändige Wahrnehmung der Verwaltungsgeſchäfte übertragen worden. Dieſe Neuordnung iſt mit dem 1. April 1906 in Kraft getreten. 2) Kraukenhaus Charlottenburg⸗ Weſtend. 1. Grundſtück und Baulichkeiten. In das Krankenhausgelände ſchob ſich bisher recht ſtörend das am Fürſtenbrunner Wege 1 belegene, rund 2240 am große Ubrigſche Fabrikgrundſtück ein. Nach wiederholten vergeblichen Verhandlungen iſt endlich im Jahre 1905 der Ankauf gelungen und zwar zum Preiſe von 210 000 ℳ. Die Übergabe hat am 31. März 1906 ſtattgefunden. Damit iſt nicht nur die völlige Beſeitigung des für das Krankenhaus ſehr läſtigen Fabrikbetriebes erreicht worden, ſondern es wird auch eine beſſere Anordnung der zur Vervollſtändigung der Krankenhaus⸗Anlage ſpäter noch zu errichtenden Gebäude ermöglicht. Das ſchon im vorjährigen Bericht erwähnte Erweiterungsprojekt, welches durch den bereits im erſten Betriebsjahre eingetretenen zeitweiſen Platzmangel veranlaßt war, hat die Genehmigung der ſtädtiſchen Behörden gefunden. Bewilligt ſind: 2) für einen in der ſüdweſtlichen Ecke des Grundſtücks zu errichtenden Pavillon für chirurgiſch kranke Frauen (60 Bettec)) 287 100 ℳ b) für ein Schweſterrauss.. 236 000 „ 0) für Anſchlußkanäle, Wege⸗ und Gartenanlagen. 104 050 „ d) für die innere Einrichtungggs... 90 000 „ Zuſammen 717 150 ℳ. Die Bauarbeiten ſind im Spätherbſt 1905 in Angriff genommen und in der Folgezeit derart gefördert worden, daß die Benutzung der Neubauten vorausſichtlich im Frühjahr 1907 wird erfolgen können. Auf Veranlaſſung des hieſigen Polizeipräſidiums iſt als Reſerve für den Fall plötzlicher Maſſenerkrankungen eine Döcker'ſche Baracke von der Firma Selberg & Schlüter zu Berlin zum Preiſe von 4100 ℳ beſchafft und aufgeſtellt worden; ſie iſt bisher nicht in Anſpruch genommen worden. 2. Arzte, Apotheker und Beamte. Von den am 1. April 1905 vorhanden geweſenen Arzten ſind im Laufe des Berichtsjahres ausgeſchieden: Aſſiſtenzarzt Dr. Ploeger (chirurg. Abteilung), 1. Aſſiſtenzarzt Dr. Wolff, Aſſiſtenzärzte Dr. Zaelke, Dr. Kühne und Dr. Patſchowski (innere Abteilung), ſowie Dr. Zeller (pathol. Abteilung). Unter Berückſichtigung der Neueinſtellungen war die Stellenbeſetzung am 1. April 1906 folgende: Direktor Profeſſor Dr. Beſſel⸗Hagen. Chirurgiſch⸗gynäkologiſche Abteilung: (296 Betten). Dirigierender Arzt: Der Direktor; 1. Aſſiſtenzarzt Dr. Neupert; Aſſiſtenzärzte Dr. Schlichting, Dr. Kleinſchmidt, Dr. Hoffmann und Dr. Glaß. — Außerdem befand ſich in einer Aſſiſtenzarztſtellung der ſeit 15. November 1904 zum Krankenhauſe kommandierte Stabsarzt Dr Boerner vom Infanterie⸗Regiment Nr. 111. Als Volontärärzte waren vorübergehend beſchäftigt: Dr. Ziegra, Dr. Blaß und Dr. Glaß (letzterer bis zu ſeiner Ernennung zum Aſſiſtenzarzt). Innere Abteilung: (304 Betten). Dirigierender Arzt: Profeſſor Dr. Grawitz: I. Aſſiſtenzarzt Dr. Schmidt; Aſſiſtenzärzte Dr. Grüneberg, Dr. Geronne, Dr. Pernet und Dr. Seydewitz. In Volontärſtellen befanden ſich Dr. Geronne und Dr. Pernet (bis zu ihrer Ernennung zu Aſſiſtenzärzten) ſowie Dr. Bode und Dr. Straßburg.