— 282 — Sputum (II1) (Tuberkuloſe, Influenza, Pneumonie). Dies letztere Entnahme⸗ gefäß ſoll aber gleichzeitig dienen zur Aufnahme von Fäces (Typhus⸗, Cholera⸗, Dysenterie⸗Verdacht), ebenſo von Urin (Verdacht auf Tuberkuloſe ev. Typhus) und auch zur Anfnahme von Lumbalpunktionsflüſſigkeit. Auch für Eiterproben aller Art (Milzbrand, Rotz, Gonorrhoe, Aktinomykoſe, Tetanus) iſt dasſelbe Ent⸗ nahmegefäß gedacht. Im allgemeinen iſt bei Verdacht auf Typhus die Unter⸗ ſuchung durch die Überſendung einer Blutprobe (Widalſche Reaktion) vorzuziehen. IVv. ſtehen Deckgläschen für Blutproben bei Verdacht auf Malaria und für Eiter⸗ ausſtriche (3. B. Gonorrhoe), wenn wenig Material von dem Eiter vorhanden iſt, zur Verfügung. Jedem Entnahmegefäß liegt noch eine ſpezielle Anweiſung zur Entnahme der Probe bei, ebenſo ein Meldezettel, den wir auszufüllen bitten Ohne Unter⸗ ſchrift des Arztes wird die Unterſuchung nicht ausgeführt Die ſchnellſte Erledigung und Beantwortung der Sendung wird ge⸗ währleiſtet, wenn die Proben direkt von ſeiten der Herren Kollegen dem Amt zugeſtellt werden. Es iſt aber auch die frankierte Zuſendung durch die Poſt zu⸗ läſſig; endlich ſind wir auch bereit, durch einen Boten die von Ihnen in die Apotheken geſchickten Entnahmegefäße auf telephoniſche Benachrichtigung an das Amt abholen zu laſſen. Das Amt iſt geöffnet an Wochentagen von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends, an Sonntagen von 9 Uhr früh bis 1 Uhr mittags. In beſonders dringlichen Fällen können auch Sonntag nachmittags Proben angenommen werden. Der Vorſteher des Amtes. Profeſſor Dr. F. Henke, Proſektor des Neuen ſtädtiſchen Krankenhauſes Charlottenburg⸗Weſtend. Wie zu erwarten ſtand, hat die wohl jetzt in der Mehrzahl der deutſchen Groß⸗ ſtädte (übrigens auch in kleineren Städten und einigen Landkreiſen) eingeführte ſegensreiche hygieniſche Einrichtung und der dabei eingeſchlagene techniſche Betrieb ſich aufs Beſte be⸗ währt. Die Organiſation lehnt ſich im weſentlichen an die nun ſchon ſeit einer Reihe von Jahren erprobten Einrichtungen an, wie ſie zuerſt von Flügge in Breslau, dann von C. Fraenkel in Halle und bald in einer größeren Zahl von Städten getroffen worden ſind. Der Hauptzweck des Unterſuchungsamtes, den Arzten die Sicherung der Diagnoſe der ätiologiſch bekannten Infektionskrankheiten zu erleichtern durch die volle Ausnützung der modernen Bakteriologie in einem wohlausgerüſteten Laboratorium und dadurch eine rationelle Bekämpfung dieſer Krankheiten im Intereſſe der Geſamtheit anzubahnen, das hat ſich — auch nach unſeren Erfahrungen in Charlottenburg im erſten Jahre der Einrichtung — vollauf erfüllen laſſen. Die Angliederung des Amtes an die pathologiſch⸗anatomiſche und bakteriologiſche Anſtalt des Krankenhauſes hat ſich ſehr bewährt. Die guten bakteriologiſchen Einrichtungen des Laboratoriums reichen völlig für die vorzunehmenden Unterſuchungen aus und es beſteht noch der Vorteil, daß die dort vorgenommenen zahlreichen bakteriologiſchen Unterſuchungen für das Krankenhaus, mit denen des Unterſuchungsamtes zuſammengenommen, einen ÜÜber⸗ blick über die Verhältniſſe der Infektionskrankheiten in der geſamten Stadt geben können. Zudem liegt der Fall häufig ſo, daß nach Maßgabe des Reſultates der bakteriologiſchen Unterſuchung die betreffenden Kranken von den Arzten dem Krankenhaus zugewieſen werden. Es wurde beſonderer Wert darauf gelegt, die Unterſuchungen ſobald als möglich zu erledigen und die Antworten tunlichſt zu beſchleunigen. In der Ausführung der Unter⸗ ſuchungen wurde der Leiter des Unterſuchungsamtes von dem Aſſiſtenzarzt der pathologiſch⸗ anatomiſchen und bakteriologiſchen Anſtalt des Krankenhauſes unterſtützt Durch Verfügung des Herrn Miniſters der geiſtlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten vom 7 September 1905 wurde dem Antrage des Magiſtrats entſprochen, daß auch Unterſuchungen choleraverdächtiger Fälle in den Bereich des Unterſuchungsamtes fallen ſollen. Für die erſten eventuellen Fälle wurde dieſe Erlaubnis mit der Einſchränkung erteilt, daß, wegen der Verantwortlichkeit der Diagnoſe Cholera für Charlottenburg und Berlin, vor der Abgabe des endgültigen Urteils ein Gutachten des Direktors des Inſtituts für Infektionskrankheiten einzuholen iſt. Für die Choleraunterſuchungen wurde, den darüber beſtehenden Vorſchriften entſprechend, im Erdgeſchoß der Anſtalt ein völlig abgeſchloſſenes kleines Laboratorium mit Brutſchränken uſw. eingerichtet, um alle Vorſichtsmaßregeln bei dieſen Unterſuchungen zu erfüllen. Wenn man berückſichtigt, daß es ſich um das erſte Betriebsjahr einer Neueinrichtung handelt, ſo kann die Geſamtzahl der ausgeführten Unterſuchungen, die 438 beträgt, als eine günſtige bezeichnet werden, auch im Vergleich mit den Berichten von Unterſuchungsämtern anderer Städte. Es macht ſich auch weiterhin eine Zunahme der eingeſandten Unterſuchungs⸗ proben bemerklich und ein geſteigertes Intereſſe von ſeiten der Herren Arzte der Stadt. Im einzelnen verteilten ſich die ausgeführten 438 Unterſuchungen, wie folgt, auf die ſpeziellen Infektionskrankheiten: