I. Organiſation und allgemeine Angelegenheiten der Derwaltmng. 1. Das Magiſtratskollegium. Am 4. September 1906 lief die Wahlzeit des Stadtrats Samter, am 9. Januar 1907 die des Bürgermeiſters Matting ab. Beide Herren wurden von der Stadtverordneten⸗ Verſammlung auf eine 12jährige Amtsdauer wiedergewählt. Dem Bürgermeiſter Matting wurde dabei eine perſönliche penſionsfähige Zulage von 2000 ℳ gewährt; die Gehalts⸗ verhältniſſe des Stadtrats Samter in der neuen Amtsperiode werden durch den be⸗ ſtehenden Normal⸗Etat geregelt. Nach erfolgter Beſtätigung iſt Stadtrat Samter in der Sitzung vom 27. Juni 1906 durch den Oberbürgermeiſter mit nachſtehender Anſprache von neuem eingeführt worden: Mein ſehr geehrter Herr Kollege Samter! Nach einer zwölfjährigen Amtsperiode ſind Sie, von der Stadtverordneten⸗ Verſammlung auf eine neue gleiche Amtsperiode gewällt, vom Regierungs⸗ präſidenten beſtätigt worden, und es liegt mir nun heut ob, Sie von neuem in Ihr altes Amt einzuführen. Ich tue das mit herzlicher Freude. Es iſt ein ſchweres und verantwortungsvolles Amt, in dem Sie 12 Jahre hindurch geſtanden haben und deſſen Bürde Sie nun wieder auf Ihre Schultern nehmen. Die Summen, welche für die ſtädtiſche Armenverwaltung in den jährlichen Etat der Stadt eingeſtellt werden müſſen, haben im Laufe der Jahre ſehr erhebliche Ziffern erreicht und mehren ſich naturgemäß ſowohl durch das Wachstum der Stadt als auch aus anderen inneren Gründen. Es hat von jeher Leute gegeben, welche aus dieſem Grunde meinen, daß der beſte Verwalter des Amtes der Armenverwaltung ein guter Kalkulator ſei. Das iſt irrig, und daß es irrig iſt, iſt Gott ſei Dank heute in allen maßgebenden Kreiſen zur Überzeugung geworden. Der beſte Träger des Amtes der Armenverwaltung iſt derjenige, welcher neben der Kunſt des Rechnens auch die Kunſt verſteht, die Not und das Elend, die in unſeren Großſtädten in ſo mannigfachen und er⸗ ſchreckenden Formen beſtehen, mit klarem Kopfe und mit warmem Herzen zu betrachten, mit klarem Kopfe und mit warmem Herzen Not und Elend zu heben und zu heilen. Und dieſe Eigenſchaften haben Sie, mein geehrter Herr Kollege, in hervorragendem Maße. Sie haben in die ſtädtiſche Armenverwaltung die wahre Menſchenliebe hineingetragen. Mit warmer Menſchenliebe haben Sie die vergangenen 12 Jahre Ihres Amtes gewaltet und ſind ſtets und immer bemüht geweſen, dieſe Menſchenliebe auch in den Herzen der Männer wach⸗ zurufen, die als Organe der ſtädtiſchen Armenpflege neben und mit Ihnen zu arbeiten berufen ſind. Aber, mein verehrter Herr Kollege, Sie haben mehr getan als das! In Ihnen lebt das klare Bewußtſein, daß es eine vornehme Pflicht der großen Städte iſt, die in den letzten Jahrzehnten in unſerm Vaterlande wie die Pilze aus der Erde gewachſen ſind, in die die Menſchen vom Lande hineinſtrömen, angezogen von der Induſtrie, — daß es, ſage ich, eine vornehme Pflicht dieſer 1