— 4 — Mit nachſtehenden Worten begrüßte ſodann der Stadtverordnetenvorſteher Roſenberg den Bürgermeiſter: Sehr geehrter Herr Bürgermeiſter! Nach unſerer ſtädtiſchen Verfaſſung iſt der Bürgermeiſter das erſte Mitglied des Magiſtrats nach dem Oberbürgermeiſter und deſſen Stellvertreter. Sie haben ſich während Ihrer erſten Amtsperiode das volle Vertrauen des früheren Oberbürgermeiſters und das des jetzigen Herrn Oberbürgermeiſters erworben; wir wußten dies bereits und haben es heute aus dem Munde des Herrn Oberbürgermeiſters in ſo warmen Worten beſtätigt gehört. Sie haben aber auch die volle Anerkennung der Stadtverordneten⸗Verſammlung für Ihre der Kommune geleiſteten Dienſte gefunden; der beſte Beweis dafür iſt die Tat⸗ ſache Ihrer faſt einſtimmig erfolgten Wiederwahl. Ich gebe mir die Ehre, den Gefühlen der Wertſchätzung und Anerkennung, die dieſe Verſammlung für Sie hegt, Ausdruck zu geben und Sie namens dieſer Verſammlung bei Ihrem Eintritt in die zweite Amtsperiode herzlich zu begrüßen. Hierauf antwortete Bürgermeiſter Matting: 2 Hochverehrter Herr Oberbürgermeiſter! Sie haben mich durch die lieben Worte, mit denen Sie mich ſoeben begrüßt haben, im Innerſten erſchüttert, und ich fürchte, ich finde nicht die rechten Worte, um Ihnen ſo zu danken, wie mir ums Herz iſt, und wie ich es ſollte. Sie haben ſich die große Mühe gemacht, hochverehrter Herr Oberbürger⸗ meiſter, gewiſſermaßen mit einem elektriſchen Scheinwerfer in alle Winkel meiner zwölfjährigen verfloſſenen Amtsperiode hineinzuleuchten, und ich könnte damit wohl zufrieden ſein, wenn es nicht ſchiene, als ob Ihr Scheinwerfer die Eigentüwlichkeit hätte, nur auf denjenigen Punkten haften zu bleiben, die be⸗ ſonders geeignet ſind, ſeine blendenden Strahlen aufzufangen und zurück⸗ zuſtrahlen. Das fordert im Intereſſe der Wahrhaftigkeit zu einem gewiſſen Widerſpruch heraus. Ich weiß ſehr wohl, Herr Oberbürgermeiſter, daß meine Tätigkeit im Dienſte unſerer Stadt auch ihre Mängel und ihre Lücken gehabt hat. Ich weiß und ich geſtehe es gern zu, daß ich ſowohl das Dezernat der Schulverwaltung als des Kämmereiweſens in beſſere und berufenere Hände abgegeben habe, und es iſt ebenſo wahrſcheinlich wie erwünſcht, daß, wenn ich einmal den Platz in der Verwaltung überhaupt räume, ich auch wieder einem Beſſeren Platz machen werde. Das hindert mich aber nicht, an der Hoffnung feſtzuhalten, die ich durch Ihre freundlichen Worte beſtätigt gefunden habe, daß meine Arbeit im Dienſte der Stadt nicht ganz umſonſt geweſen iſt. Wo ich Lücken in meinen Fähigkeiten gefunden habe, habe ich mich allerdings bemüht, ſie durch das Einwerfen geeigneter perſönlicher Eigen⸗ ſchaften auszugleichen. Ich weiß ſehr wohl, daß z. B. in der Schulverwaltung meinen techniſchen Fähigkeiten verhältnismäßig enge Grenzen gezogen waren. Ich habe mich deshalb bemüht, einen Ausgleich zu finden in dem Fernhalten jeglichen Bureaukratismus, in der Wahrung ſtrengſter Gerechtigkeit und in der Förderung möglichſt naher menſchlicher Beziehungen zu unſern Rektoren, Lehrern und Lehrerinnen, um ihre Arbeitsfreudigkeit zu erhöhen und ſie ſo mittelbar wenigſtens zu befruchten. Auch für die Kämmereiverwaltung iſt meine Begabung vielleicht nicht überall die richtige geweſen. Vielleicht hätte mir hin und wieder einmal ein bischen mehr Fiskalismus gut getan, das heißt eine gewiſſe Neigung, mehr die Einnahmeverwaltungen als die Ausgabeverwaltungen zu protegieren. Ich habe vielleicht Neigung gehabt, eher das Gegenteil zu tun; insbeſondere wenn es ſich um ſoziale Aufgaben unſerer Stadt handelte, iſt es mir immer ſchwer geworden, Nein zu ſagen. Ich glaube trotzdem, daß ich nichts zum Nachteil unſerer Stadt auch in dieſem meinem Amte getan habe, wobei ich allerdings ehrlich geſtehen muß, daß die verhältnismäßig günſtigen Etatsverhältniſſe während meiner Amtsperiode mir da vielleicht recht vorteilhaft geweſen ſind. Nun bin ich ſeit mehreren Jahren von jedem größeren Dezernate befreit. Es iſt mir der Verzicht auf die beiden mir liebgewordenen Reſſorts nicht leicht geworden; aber ich darf es ſagen, daß die freundliche und vertrauens⸗ volle Art und Weiſe, mit der Sie meine nunmehr in der Hauptſache Ihrer Entlaſtung beſtimmten Dienſte entgegengenommen haben, wie Sie die Geſchäfte der Leitung mit mir geteilt haben, kaum jemals das Gefühl der Enttäuſchung oder der Entſagung hat in mir aufkommen laſſen. Wie ich denn überhaupt, Herr Oberbürgermeiſter, von dem Augenblick Ihres Eintritts in unſere Ver⸗ waltung an ſtets in meiner Stellung neben Ihnen vollſte Befriedigung ge⸗