— 19 in Kiſſingen Beſſerung geſucht und ſich ſodann im St. Hedwigs Krankenhaus in Berlin einer Operation unterzogen hatte, von ſeinem Leiden durch den Tod erlöſt. Der Magiſtrat wid⸗ mete ihm folgenden Nachruf: Am Sonnabend, den 6. Oktober, verſchied nach ſchweren, monatelangen Leiden Herr Stadtbaurat, Königlicher Regierungs⸗ und Baurat Profeſſor Otto Schmalz im 45. Lebensjahre. Der Entſchlafene hat erſt ſeit dem Januar d. I. unſerm Magiſtrats⸗Kollegium angehört. Er war von der Stadtverordneten⸗Verſammlung zum Stadtbaurat für den Hochbau berufen worden, weil er in hervorragendſtem Maße ausgezeichnet war durch glänzende Begabung, wie zugleich durch umfaſſendes Wiſſen, großes künſtleriſches Können, reiche praktiſche Erfahrung und charaktervolle Männlichkeit. Durch ſeine Arbeit und durch ſeine Werke hatte er in jungen Jahren ſchon ſich einen Namen geſchaffen, deſſen heller Klang in den weiteſten Kreiſen ſeiner Fachgenoſſen mit Stolz anerkannt wurde. Er war ein hoher Meiſter in ſeinem Fach. Aber alle, die ihn kannten, wußten, daß er von Jahr zu Jahr noch höher wachſen, noch größer werden würde. Die glänzendſten Hoffnungen der Stadt für eine Zeit großer Entwickelung ruhten auf ihm. Und die kurzen Monate, in denen er mit uns gearbeitet hat, haben uns die Gewißheit gegeben, daß dieſe Hoffnungen nicht getäuſcht worden wären. Nun hat Gott, deſſen Wege unerforſchlich ſind, mit mächtiger Hand dieſes Leben angehalten. In tiefſter Erſchütterung ſtehen wir an ſeiner Bahre und geloben dem Ent⸗ ſchlafenen Treue weit über ſein Grab hinaus. Die Feier der Beiſetzung findet am Dienstag, den 9. Oktober 1906, nachmittags 3 Uhr, im oberen Saale des Rathauſes ſtatt. Charlottenburg, den 7. Oktober 1906. Der Magiſtrat. Schuſtehrus. Die Trauerfeier fand am 9. Oktober im Feſtſaal des Rathauſes ſtatt. Der Saal war mit ſchwarzem Flor drapiert. Der Sarg ſtand vor einem Altar auf einem Katafalk, umgeben von prachtvollen Kränzen, Blumen und Pflanzen. An der Bahre vereinten ſich der Magiſtrat und die Stadtverordneten, die Vertreter der Techniſchen Hochſchule mit dem Rektor an der Spitze, der Vorſtand des Architektenvereins mit zahlreichen Mitgliedern, Abordnungen des Miniſteriums der öffentlichen Arbeiten, der Bildhauer Profeſſor Uphues (der Schöpfer des Kaiſer Friedrich⸗Denkmals), der hieſige Polizei⸗Präſident, die Direktoren der Hoch⸗ und Untergrundbahn, Chargierte der Studentenſchaft der Techniſchen Hochſchule mit umflorten Fahnen, ſämtliche Beamte der Hochbauverwaltung und viele Beamte aus den übrigen ſtäd⸗ tiſchen Bureaus. Nach einem Chorgeſang des Männer⸗ und Knabenchors unter Leitung des Königlichen Muſikdirektors Profeſſor Krauſe hielt Oberpfarrer D. Dr Riemann die Trauer⸗ rede. Wieder folgte Chorgeſang. Sodann nahm Oberbürgermeiſter Schuſtehrus das Wort zu folgender Anſprache: Geehrte Trauerverſammlung! Wir ſtehen an der Bahre eines Mannes, wie Gott ſie nur ſelten in ſeine Schöp⸗ fung ſtellt. Glänzende Gaben hatte die Natur in ſeine Wiege gelegt. Mit eiſerner Ar⸗ beitskraft und nie ermüdender Pflichttreue hat er ſeine natürliche Kraft geſtählt, daß er ſchon als Jüngling alle Jugendgenoſſen an Erfolgen übertraf. Neidlos und bewundernd räumten ſie ihm willig den erſten Platz ein. Nie ruhte in ihm die Arbeit an ſich ſelbſt und ſeiner göttlichen Seele. So erſtarkte er zu dem edlen hohen Manne, wie wir ihn kennen. Kopf und Herz erfüllt von weitem Wiſſen nicht nur, ſondern auch von köſtlicher Weisheit, von feinſtem Sinn für Kunſt und ſtarker künſtleriſcher Geſtaltungskraft und zugleich von praktiſcher Klugheit und Erfahrung des Lebens. Scharf ſchnitt das Schwert ſeines Geiſtes und warm ſchlug ſein menſchenfreundliches Herz voll Liebe. Uber allem aber ſtrahlte ſeine große charaktervolle Seele. Er war ein ganzer Mann und Meiſter. So kam er im Januar dieſes Jahres zu uns. Mit weicher Arbeitsluſt und Ar⸗ beitsfreude! Wie leuchtete ſein helles Auge, als ich ihm von den großen Aufgaben ſprach, die ihm in unſerer Stadt zu löſen oblagen. Von ſeiner tiefgebeugten Gattin weiß ich es, wie er in den langen Monaten ſeiner Krankheit, immer bis zum letzten Augenblick auf Geneſung hoffend, ganz erfüllt war von dem glühenden Wunſche, nur erſt wieder an ſeine Arbeit zu kommen, zur Geſtaltung zu bringen die künſtleriſchen Gedanken, die ſeine Seele bewegten, und zu erfüllen die großen Hoffnungen, die die Stadt Charlottenburg in ihn ſetzte. Wenn es auch nur kurze Monate waren, die wir in der ſtädtiſchen Verwal⸗ tung mit ihm zuſammen arbeiten durften, ſie waren lang genng, um in uns die Über⸗ zeugung zu ſchafſen, daß er unſere Hoffnungen erfüllt hätte, und daß er auf dem weiten Arbeitsfelde, auf dem ſeiner Kraft freie Betätigung eingeräumt war, ſich noch weiter ausgereift haben und immer größer gewachſen ſein würde.