— 100 — Erholungsurlaub wurde den Chargierten und Mannſchaften wie im Vorjahre gewährt. Insgeſamt erhielten 88 Mann 684 Tage Urlaub. Erkrankungen traten ein bei zehn Chargierten mit 267 Tagen und bei 29 Feuerwehr⸗ männern mit 688 Tagen. Die Sicherheitswachen wurden von den dienſtfreien Mannſchaften gegen Be⸗ zahlung geſtellt. Außerdem wurden wie im Vorjahre an den Wochentagen täglich vier dienſtfreie Leute je 4 Stunden zur Telegraphenarbeit und 1 Mann 4 bis 5 Stunden zum Arbeitsdienſt auf der Hauptfeuerwache herangezogen. Die Feuerwehrmänner hatten alſo im Monat durchſchnittlich je 7 bis § dienſtfreie Tage. Als Volontär war vom 1. Januar bis 1. März der Diplomingenieur Grabow aus Berlin eingeſtellt. c) Tätigkeit der Feuerwehr. Im Gemeindegebiete fanden 410 (392), nach außerhalb 34 (35) Alarme ſtatt, die durch 12 (11) Großfeuer — 2 (1) außerhalb —, 25 (33) Mittelfeuer 4 (3) außerhalb —, 261 (227) Kleinfeuer — 24 (27) außerhalb —, 36 (45) blinde Alarme — 2 (3) außerhalb —, 40 (59) böswillige Alarme und 36 (44) Hilfeleiſtungen in beſonderen Fällen — 2 (1) außer⸗ halb — verurſacht wurden. Zu 2487 Bränden, welche außerdem noch ausbrachen, wurde die Feuerwehr nicht gerufen. Nachbarliche Hilfe leiſtete die Feuerwehr 34 (35) mal und zwar: 8 (2) mal in Berlin, § (3) mal in Schöneberg, 17 (24) mal in Wilmersdorf und 1 (1) mal in Spandau. Die Sauerſtoffapparate beider Wachen wurden 23 mal benutzt. Mit dem Pferdeunfallwagen wurden 58 gefallene Pferde von der Straße geſchafft. Auf die einzelnen Tage verteilen ſich die Alarme folgendermaßen: An 111 Tagen je 1 Alarm, an 67 Tagen je 2 Alarme, an 43 Tagen je 3 Alarme, an 13 Tagen je 4 Alarme, an 2 Tagen je 5 Alarme, an 1 Tage 8 Alarme. d) Beſonders bemerkenswerte Brände. Am 9. Juli 1906 um 7 Uhr 9 Min. nachmittags Brand im ſt äd tiſchen Elektrizitätswerk, Straße 20. Beim Eintreffen der durch den Feuermelder des Elektrizitätswerks alarmierten Hauptfeuerwache war die Situation folgende: Auf den Wellblechdächern zwiſchen dem Keſſel⸗ und Maſchinenhaus brannte eine Klempnerbude und in ihrer unmittelbaren Nähe im Innern der Maſchinenhalle die Dachverſchalung in einer Ausdehnung von etwa 30 qm. Dieſer innere Brand war bereits ſoweit vorgeſchritten, daß ſeine Übertragung auf ein großes Gerüſt mit einer proviſoriſchen Bretterwand faſt unvermeidlich ſchien. Dieſer Umſtand konnte leicht die ganze oder teilweiſe Zerſtörung aller Maſchinen zur Folge haben. Die Lage war daher eine derart kritiſche, daß die Meldung „Großfeuer“ abgegeben werden mußte. Erſt um 8§ Uhr 15 Min., nachdem 2 B. und 6 C-Rohre, von 2 Dampfſpritzen ge⸗ ſpeiſt, in Tätigkeit getreten waren, gelang es, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken. Die weiteren Ablöſchungs⸗ und Aufräumungsarbeiten dauerten bis ½ 1 Uhr nachts. Das Fehlen einer regelrechten Anfahrt, der Umweg von der Wache zur Brandſtelle, die ungünſtige Lage der Waſſerentnahmeſtellen, die hohe Lage des Feuers in etwa 30 m Höhe, das Fehlen jeder Gelegenheit, genügend nahe an das Feuer heranzukommen, ver⸗ urſachten Zeitverluſte, die ſich drückend fühlbar machten, und den Angriff ungemein er⸗ ſchwerten. Es wurden unter anderem 2080 m Schlauch gebraucht, d. h. pro Leitung 260 m durchſchnittlich. Der Erfolg der Löſcharbeiten kann in Anbetracht dieſer außer⸗ ordentlich ungüſtigen Verhältniſſe als ein durchaus günſtiger bezeichnet werden. Das Feuer iſt ohne Zweifel durch Unvorſichtigkeit bei der Ausführung von Klempner⸗ arbeiten entſtanden. Am 30. Juli 1906 um 12 Uhr 57 Min. vormittags Wormſer Straße 11, Schule. In dem Lehrraum für Phyſik und Chemie war gelber Phosphor, welcher in einem eingemauerten eiſernen Schrank unter Waſſer aufbewahrt wurde, vermutlich infolge Verdunſtens des Waſſers durch Selbſtentzündung in Brand geraten. Das Feuer wurde unter Anwendung eines Rauchſchutzapparates mittels Löſchkanne gelöſcht. Am 1. Auguſt 1906, um 4 Uhr 47 M i n. nachmittags, wurden beide Wachen durch öffentliche Melder und Fernſprecher nach dem Grundſtück Kne ſebeck⸗ Straße 16 gerufen, auf welchem der ganz mit Pappe gedeckte Dachſtuhl des Vorder⸗ hauſes in Flammen ſtand. Mit 6 C-Rohren, von 2 Dampfſpritzen geſpeiſt, wurde das Feuer unter Anwendung von 2 mechaniſchen Leitern gelöſcht. Die Entſtehungsurſache konnte nicht ermittelt werden. 1 Feuerwehrmann erlitt Brandwunden im Geſicht und an den Händen. Am 13. Auguſt 1906 um 12 Uhr 14 Min. vormittags, Chemiſche Fabrik vor m. Schering, Tegeler Weg 32/34. Bei Ankunft der beiden Wachen ſtand ein Gebäude, in welchem künſtlicher Kampfer hergeſtellt wurde, vollſtändig in Flammen. Das Feuer wurde mit 2 B⸗ und 5 G⸗Rohren, von denen 3 direkt vom Oberflurhydranten, die übrigen von 2 Dampfſpritzen geſpeiſt