— 141 — 3. Die ſtädtiſche Volksbibliothek. DDie Anſtalt erfreute ſich auch in dieſem Jahre einer günſtigen Entwickelung. Die Beſtimmungen der Leſeordnung erfuhren im Berichtsjahre (vom 1. April 1906 bis zum 31. März 1907) durch Verlängerung der Ausleihzeit eine wichtige Veränderung. Seit dem 1. Oktober 1906 erfolgt die Ausgabe der Bücher in der Hauptbibliothek ſowohl wie in der Zweigſtelle werktäglich von 12 bis 9 Uhr ununterbrochen (vordem von 12 bis 1 und 5 bis 9 Uhr), alſo anſtatt der bisherigen 30 in 54 wöchentlichen Stunden, eine Maß⸗ nahme, die, wie aus der nachſtehenden tabellariſchen Überſicht hervorgeht, auf die Erhöhung der Leihziffer überaus günſtig eingewirkt hat. 7 Wie im Vorjahre war die Leſehalle der Hauptbibliothek, Wilmersdorfer Straße 166/167, täglich von 11 bis 9½ Uhr, die der Zweigſtelle, Wormſer Straße 6a, täglich von 12 bis 9 Uhr geöffnet. Im übrigen blieb die Leſeordnung vom 26. Mai nebſt Sonder⸗ beſtimmungen vom 15. Juli 1904 unverändert. Die Bibliothek kann danach von allen Einwohnern Charlottenburgs, die das 16. Lebensjahr überſchritten haben, unter Umſtänden auch von Leſern im Alter von 14 bis 16 Jahren, zur Entnahme von Büchern unentgeltlich benutzt werden; die Leſeräume ſtehen auch auswärtigen Beſuchern ohne weiteres offen. Während des Berichtsjahres waren im Betriebe der Anſtalt tätig: der Leiter (Stadt⸗ bibliothekar), 2 Bibliotheksaſſiſtenten, 3 bibliothekariſch vorgebildete Hilfsarbeiterinnen, 2 Hilfsarbeiter, 5 Bibliotheksdiener. Außerdem wurden zeitweiſe einige Volontärinnen zu Ausbildungszwecken beſchäftigt. Am 30. März 1907 ſchied der ſeit dem 1. April 1897 als Hilfsarbeiter im Nebenamt beſchäftigte ſtädtiſche Lehrer C. Pauliſch aus dem Dienſte der Bibliothek. Zur Beſchaffung von Büchern und Zeitſchriften ſowie für das Einbinden ſtanden 13 800 ſ (1905: 12 600 ℳ) zur Verfügung. Ein Teil dieſer Mittel wird ſeit dem 1. April 1906 zur Anſchaffung fremdſprachlicher Werke verwendet. Der Geſamtbücherbeſtand, der ſich am 1. April 1906 auf 26 010 katalogiſierte Bände belief, wurde durch den Zuwachs während des Rechnungsjahres 1906 um 2987 Bände vermehrt. Davon ſind 2357 Werke in 2450 Bänden aus den etatsmäßigen Mitteln be⸗ ſchafft, 463 Werke in 537 Bänden als Geſchenke überwieſen worden. Unter Berückſichtigung des erfolgten Abgangs von 213 Bänden erreichte der Bücherbeſtand am 31. März 1907 die Höhe von 28 784 katalogiſierten Bänden. Von dieſen ſind 3966 Bände (1905:3704) als Handbibliothek in den beiden Leſehallen aufgeſtellt. In der Leſehalle der Hauptbibliothet lagen außerdem 139 (1905.130), im Leſezimmer der Zweigſtelle 34 Zeitſchriften (190531) aus. Vom 9. bis 15. Juli blieb die Bibliothek zum Zwecke der Prüfung des Bücher⸗ beſtandes und zur Vornahme baulicher Arbeiten geſchloſſen. Die beiden Ausleihſtellen waren an 296 Tagen (1905:300), die Leſehalle an 345 Tagen (1905: 346) geöffnet. Die Geſamtzahl der ſeit der Eröffnung der Anſtalt in die Leſerliſte der Hauptſtelle eingetragenen Perſonen belief ſich am 31. März 1907 auf 27 220 (1905: 23 371) in der Zweigſtelle waren bis zu dieſem Zeitpunkte 3836 Leſer eingeſchrieben (1905: 2976). Im Berichtsjahre zählte die Ausleihbibliothek 12 332 Leſer. Auf die beiden Ausleihſtellen entfielen insgeſamt 227 916 Entleihungen (1905: 208 568); 2• Leihziffer erhöht ſich demnach gegen das Vorjahr um 9,28%, gegen 1904 um 21,46 %. Im ganzen wurden ſeit der Eröffnung der Bibliothek (am 3. Januar 1898) bis zum 31. März 1907 1 174 417 Bände ausgeliehen. Von den Büchern der Ausleihbibliothek wurden 4268 Bände (1905:3896) in der Leſehalle der Hauptſtelle benutzt. Durch Vermittlung der Berliner Paketfahrt⸗A.⸗G. wurden 141 Bände in 88 Paketen (1905:237 Bände in 133 Paketen) auf Antrag an Leſer verſandt. Die Urſache für den Rückgang dürfte in der vermehrten Inanſpruchnahme der Zweigſtelle zu ſuchen ſein. Die beiden Leſehallen wurden von 136 504 Leſern (1905:134 868) beſucht, im ganzen ſeit dem Beſtehen der Bibliothek von 727 634 Perſonen. Auf die Zweigſtelle entfallen davon für 1906 22 239 Leſer (1905: 19 829). Die Verteilung der Benutzungsziffern der beiden Ausgabeſtellen und Leſehallen auf die einzelnen Monate, das Verhältnis der Benutzung der einzelnen Abteilungen des Bücherbeſtandes zu einander in den Jahren 1902—1906 und das Reſultat der wie jährlich auch in dieſem Januar veranſtalteten Auszählung der Entleihungszettel, bei welcher die Benutzung der Bibliothek durch die verſchiedenen Berufsarten und die Nachfrage nach den einzelnen Literaturgebieten feſtgeſtellt wurde, wird durch die beigefügten Tabellen veranſchaulicht. 44 4