—. 158 — B. Das Reſtaurationsgebäude. Das vom Schillertheater aufgeſtellte Budget erforderte gebieteriſch, daß der Theaterbetrieb von einem Teil der durch den teuren Bauplatz bedingten hohen Zinſenlaſt entbunden würde, und ſo mußte man wohl oder übel hier zu dem naheliegenden Auskunfts⸗ mittel der Anlage eines Reſtaurants greifen, wollte man die idealen Zwecke der Schiller⸗ Theater⸗Geſellſchaft verwirklichen. Das Reſtaurationsgebäude ſteht deshalb auch nur in einem lockeren Zuſammenhang mit dem Theater, denn wenngleich der Okonom des Reſtau⸗ rants die Bewirtſchaftung der verſchiedenen Theaterbüffets zu verſorgen hat und eine dem⸗ entſprechende Verbindung zwiſchen Zuſchauerhaus und Reſtaurant hergeſtellt wurde, ſo ſoll doch das Reſtaurant mit ſeinem Garten ſelbſtändig und unabhängig vom Theater betrieben werden. Es enthält im Erdgeſchoß einen von der Bismarck⸗Straße aus zugänglichen, 384 qm großen Saal mit Galerie, der ſich mit drei großen Türen nach einer Terraſſe des Reſtaura⸗ tionsgartens öffnet. Vom Eingang des Reſtaurants führt eine Treppe an einem als Garderobe dienenden Mezzanin vorüber zu dem im erſten Obergeſchoß gelegenen, 412 qm großen Feſtſaal, der wie der Reſtaurationsſaal in der Hauptſache durch Farbe einen ein⸗ fachen künſtleriſchen Schmuck erhalten hat. Die zu beiden Sälen gehörigen Anrichten, Küchen und ſonſtigen Wirtſchaftsräume ſind in dem entreſolierten Trakt nach dem Hof zu untergebracht. C0. Der Volksunterhaltungsſaal. Der Volksunterhaltungsſaal dient in der Hauptſache den von der Schillertheater⸗ Geſellſchaft eingerichteten Voltsunterhaltungsabenden, bei denen das Entree 30 Pfg. beträgt. Kein Wunder, wenn auch hier die Mittel nur knapp bemeſfen waren und wenn auch hier nur das Nötigſte geſchaffen werden konnte. Über der zu ebener Erde gelegten Garderobe befindet ſich, von zwei Treppen aus zugänglich, der Saal, welcher mit ſeiner Galerie 476 Perſonen Sitzplätze bietet. In der weſtlichen Saalwand iſt eine kleine Bühne eingebaut, die den Vortragenden der Volksunterhaltungsabende dient, gleichzeitig aber auch als Probebühne für das Theater benützt werden kann. Die Ausſchmückung dieſes Saales bewegt ſich in einfachſtem Rahmen; auch hier iſt in der Hauptſache die Farbe das führende Dekorationsmittel geweſen. D. Das Außere. Als in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts Gottfried Semper in ſeinen Entwürfen und Bauten — weit über die Ideen Schinkels hinausgehnd — gezeigt hatte, wie bei einem modernen Theater der äußere Aufbau der verſchiedenen Gebäudeteile in charakteriſtiſcher Weiſe zu geſtalten ſei, da war es nur zu natürlich, daß alle nachfolgenden Theaterbauten ſich zunächſt in ſeiner Auffaſſung bewegten und nur die Formenſprache nach den jeweiligen Modelaunen der ſpäteren Jahrzehnte wechſelte. Aber überall beſtand bei Theatern das Beſtreben, „reich“ zu wirken, überall entwickelte man einen Aufwand, der an höfiſche Repräſentation erinnerte und, wenn die eigentlich dazu nötigen Mittel fehlten, ſo wurde auch hier zu jenen Surrogaten gegriffen, die unſere Baukunſt auf Ab⸗ wege gedrängt haben. In unſerem Falle waren die zur Verfügung geſtellten Mittel nur geringe, und wollten wir mit einer aus ſich heraus entwickelten ehrlichen Architektur auf den Plan treten, ſo mußten wir andere Wege einſchlagen, als das bisher der Fall geweſen. Wir mußten — wollten wir außerdem den Charakter des Volkstheaters wahren — wie im Innern ſo auch in der äußeren Geſtaltung einen ſchlichten, ſachlichen Ton anſchlagen und uns be⸗ gnügen, durch eine klare Entwickelung der einzelnen Gebäudeteile die Zweckbeſtimmung des Hauſes zu kennzeichnen. In einem ſoeben erſt aus dem Boden herausgeſchoſſenen neuen Stadtteile konnten auch nicht Rückſichten auf ältere Bauten eine gewiſſe Bahn anweiſen. So wählten wir denn eine einfache Putzarchitektur, die mit ihren hellen Flächen im Zuſammenklang mit den roten Ziegeldächern einen freundlichen Eindruck zu bieten verſprach, der durch zierliche Gitter und da — wo es die Zweckbeſtimmung der Räume zuließ — auch durch farbige Fenſterläden eine kleine Steigerung erhalten konnte. Nur der Sockel des Hauſes und die, die fünf Haupteingangstüren des Theatermittelbaues um⸗ rahmenden Pfeiler mit den darüber ſtehenden Säulchen wurden aus rein praktiſchen Gründen in ſchleſiſchem Hockenauer Sandſtein ausgeführt. Dieſe Pfeiler erhielten noch durch bekrönende Reliefs einen einfachen, plaſtiſchen Schmuck, der wie die Skulpturen des Zuſchauerraumes von der Hand der Bildhauer Düll und Petzold in München herrührt. Mit dieſer einfachen Geſtaltung des Außeren, die weit wegliegt von der landesüblichen Theaterfaſſade, konnten wir am beſten aller Talmikunſt aus dem Wege gehen; ſie gewährte die Möglichkeit, ein für ein Voltstheater charatteriſtiſches Außere zu prägen, ſie iſt vielleicht auch fähig, in ruhiger und beſcheidener, aller Marktſchreierei fernliegender Weiſe den ge⸗ hetzten Großſtadtmenſchen zur Sammlung und veredelnden Genuß einzuladen.