— 187 6. Arbeitsloſen⸗Aufnahme. Im Berichtsjahre iſt von der Veranſtaltung von allgemeinen Arbeitsloſenaufnahmen, wie ſie in den Vorjahren üblich waren, Abſtand genommen worden. Dagegen iſt dreimal im Jahr durch das Statiſtiſch Amt ein Stichprobe auf Arbeitsloſigkeit dergeſtalt vor⸗ genommen worden, daß in je 10 Häuſern der Potsdamer⸗, Wall⸗ und Peſtalozziſtraße von Wohnung zu Wohnung gehend, Nachfrage nach etwaigen Arbeitsloſen gehalten worden iſt, die folgendes Reſultat gezeitigt haben: (Bei der letzten Arbeitsloſenzählung im Jahre 1905/06, am 25. 2. 06, iſt eine der⸗ artige Stichprobe zum erſten Male verſucht worden. Die Zahlen ſind ſ. 3. nicht veröffent⸗ licht worden, und werden an dieſer Stelle nachgeholt. In kleinen Ziffern ſind die darunter befindlichen weiblichen Perſonen vermerkt.) —— . Arbeitslos und zwar wurden als Gründe angegeben Zählung Tag der Zähl an abte ] wegen aus eigene Kundigung Mangel Angabe 48 eche ete⸗ Krank⸗ ſge Kündi⸗ Arger an 9en er⸗ 2 nemf. Deit den gung gebers Arbeit ans. weigert Angabe 25. Februar 1906 . . 4399 14 19 5 4 9 — 1 K 22. Juli 1906.. 4399 12 1¹ 3 5 — 3 — 25. November 1906 . 4399 ] 215 438 242 112 4441 1 % 2 — 24. Februar 1907 . 4367 1 17 142 3 18 15 15 — 1 7. Arbeitsloſen⸗Beſchäftigung. Schreibſtube für Stellenloſe. Zu außerordentlichen Maßnahmen zur Beſchäftigung Arbeitsloſer lag auch im Be⸗ richtsjahre kein Anlaß vor. Der Städtiſche Steinſchlageplatz ſtand wie in früheren Jahren zur Beſchäftigung von Arbeitsloſen, für die eine andere Beſchäftigung nicht zu ermitteln war, zur Verfügung. Für dieſe Beſchäftigung meldete ſich während des ganzen Winters niemand. Der diesjährige ſtrenge Winter brachte zahlreiche ſtarke Schneefälle, und hier⸗ durch bot ſich in erſter Linie für ungelernte Arbeiter ausreichende Arbeitsgelegenheit. Allein bei der ſtädtiſchen Straßenreinigung wurden zeitweiſe über 400 Arbeiter beſchäftigt. Die Offentliche Schreibſtube für Stellenloſe konnte auch im Jahre 1906 einer größeren Anzahl von Stellenloſen eine vorübergehende Beſchäftigung gewähren. Von 620 Meldungen von Stellenloſen konnten 334 berückſichtigt werden (gegen 560 und 160 im Jahre 1905). Vorübergehend beſchäftigt wurden 286 männliche und 48 weibliche Per⸗ ſonen. Dauernd beſchäftigt wurden 5 Perſonen, teils als Vorarbeiter, teils weil ſie keine andere Stellung mehr ausfüllen konnten. Durch Vermittelung der Schreibſtube gelangten 42 Perſonen in längere und kürzere Aushilfeſtellungen, 28 in feſte Stellungen (5 und 32 im Jahre 1905). Ausgeführt wurden 798 Aufträge im Betrage von 13 025,78 ℳ in 6630 Arbeits⸗ tagen. Die dafür gezahlten Löhne haben insgeſamt 9974,37 betragen, was einen Durch⸗ ſchnittslohn von 9i für die Woche ergibt. Berückſichtigt man nur die an ganzen Arbeitstagen geleiſteten Arbeiten — nicht ſelten wurde nur einige Stunden gearbeitet — ſo ſtellt ſich der Durchſchnittswochenverdienſt auf 11,50 ℳ. Tatſächlich aber ſchwanken, da durchweg im Akkord gearbeitet werden muß, die Löhne ſehr erheblich nach den Leiſtungen, die hier, wo zahlreiche ungeübte Kräfte in ſtetem Wechſel beſchäftigt werden, natürlich viel ſtärker diffe⸗ rieren, als in einem regulären Betriebe. Der höchſte Wochenlohn betrug 33,32 . Durch⸗ ſchnittlich ſtellte ſich die Zahl der Beſchäftigten auf 22, zuſammengeſetzt aus Schreibern, Falzern und Maſchinenſchreiberinnen. Die Stadt Charlottenburg förderte das Unternehmen wieder durch einen Jahres⸗ beitrag von 2000 ℳ, gewährt auch nach wie vor die Räume nebſt Heizung und Beleuchtung. Trotzdem waren die Unkoſten, die ſich aus den Gehältern für den Leiter und die Buchhalterin, den Botenlöhnen, den Koſten der Propaganda, Anſchaffungen von Adreßbüchern uſw, zuſammenſetzten, bei größter Sparſamkeit recht erheblich. Wir möchten an dieſer Stelle wieder an den Gemeinſinn unſerer Mitbürger die dringende Bitte richten, unſer Wohlfahrts⸗ inſtitut durch reichliche gut bezahlte Aufträge zu unterſtützen, die uns in den Stand ſetzen, einer immer wachſenden Anzahl von Bewerbern möglichſt lohnende Beſchäftigung zu ge⸗ währen. Wir ſind uns der Pflicht bewußt, daß wir die Schreibſtube zwar rein kaufmänniſch als Geſchäft betreiben, ihr aber den Charakter als Wohlfahrtseinrichtung bewahren müſſen. Wir dürfen deshalb die außerordentlich niedrigen Lohnſätze der privaten Adreßbureaus nicht unterbieten, gewähren in der Regel auch die Beſchäftigung höchſtens durch 6 Wochen. Wir behalten immer ſorgfältig im Auge, daß wir kein Konkurrenzunternehmen betreiben, ſondern nur Stellenloſen vorübergehend Arbeit geben wollen. 24*