237 — X. Dit üffentliche Geſundheitepflege. 1. Die ſtädtiſche Krankenpflege. Allgemeines. Die wichtige Frage, in welcher Weiſe und in welchem Umfange für die nächſten Jahre das Bedürfnis nach Erweiterung und Vermehrung der ſtädtiſchen Krankenanſtalten zu befriedigen iſt, war auch im Jahre 1906 wiederholt Gegenſtand eingehender Erörterungen. . uch. dieſer Beratungen hat die Deputation folgende Maßnahmen in Vorſchlag gebracht: a) Erweiterung des Krankenhauſes Weſtend durch Errichtung eines weiteren Pavillons für chirurgiſch⸗kranke Männer (etwa 60 Betten) und eines Pavillons für Klaſſenpatienten (etwa 40 Betten), veranſchlagt, einſchließlich der not⸗ wendigen Vergrößerung der Zentral⸗Keſſelanlage, auf 882 000 ℳ b) Bau einer Anſtalt zur Behandlung von Tuberkulöſen und eines Geneſungsheims für Kranke aller Art (einſchl. der Koſten fur. Grunderwerb) „ . 42 , 1 4 1 400 000 „ c) Bau eines Krankenhauſes für Geburtshilfe, verbunden mit einem Wöchnerinnenheim (einſchließl. der Koſten für Grunderwerb). . 1 660 000 „ Die Anlage zu b ſoll zur Entlaſtung des Krankenhauſes Weſtend dienen, während der Bau zu « notwendig wird, weil ſich die geburtshilfliche Abteilung des Krankenhauſes Kirch⸗Straße ſowohl ihrem Umfange als auch den ganzen Einrichtungen nach immer mehr als unzulänglich erweiſt. Die zuſtändigen Körperſchaften ſind dieſen Vorſchlägen bei⸗ getreten, und es ſind demgemäß die angegebenen Summen in den Verwend ungsplan für die nächſte Anleihe aufgenommen worden. Infolge des allgemeinen Mangels an jüngeren Medizinern hat die Beſetzung der Hilfsarztſtellen für die beiden Krankenhäuſer zeitweiſe Schwierigkeiten bereitet. Um die Meldungen zu vermehren, ſind die Beſoldungen der Aſſiſtenzärzte erhöht worden, und zwar für das 1. Dienſtjahr von 1000 ℳ auf 1200 ℳ, und für das 2. Dienſtjahr von 1200 ℳ auf 1500 ℳ. Gleichzeitig ſind für 6 Volontärärzte, denen bisher nur freie Wohnung und freie Beköſtigung gewährt wurde, Barvergütungen von je 600 ʒ jährlich vorgeſehen worden. Letztere Verbeſſerung der Anſtellungsbedingungen ſoll allmählich für alle Vo⸗ lontärarztſtellen Platz greifen. Im Zuſammenhange damit ſind auch Normalbeſoldungs⸗ pläne für die beiden Oberärzte und den 2. Apotheker des Krankenhauſes Weſtend feſtgeſtellt worden. Es beziehen nunmehr die Oberärzte ein Anfangsgehalt von 4200 ℳ, ſteigend in 9 Jahren (3,4300 ℳ) bis 5100 ℳ, der Apotheter ein Anfangsgehalt von 3300 ℳ, ſteigend in 9 Jahren (3„«250 ℳ) bis 4050 ℳ. Von dieſen Gehaltsſätzen kommen im Falle der Gewährung freier Wohnung und Beköſtigung 1500 ℳ in Abzug. Der Oberapotheker des Krankenhauſes Weſtend iſt vom 1. April 1907 ab als Be⸗ triebsbeamter mit Penſionsberechtigung angeſtellt und in Klaſſe G II des Normal⸗Etats einrangiert worden. Er erhält demgemäß ein Anfangsgehalt von 3900 ℳ, ſteigend in 18 Jahren (65 300 ℳ) bis 5700 ℳ. Für die Aſſiſtenzärzte und Volontärärzte der beiden Krankenhäuſer ſind neue Dienſtanweiſungen erlaſſen worden und ferner ſind für beide Anſtalten neue Hausord⸗ nungen in Kraft getreten. Der mit der Berliner Rettungsgeſellſichaft abgeſchloſſene Vertrag wegen der Tätigkeit der beiden Krankenhäuſer als Hauptwachen iſt am 1. April 1907 aufgehoben worden, nachdem der Magiſtrat zu Berlin die Einrichtungen der Geſellſchaft übernommen und die Geſellſchaft ſelbſt ſich aufgelöſt hatte. Im Intereſſe der hieſigen Einwohnerſchaft werden aber beide Wachen zur Leiſtung erſter Hilfe als ſtädtiſche Einrichtung un⸗ verändert fortgeführt. Als Zentrale für den Nachweis der in Berlin und Umgegend freien Krankenbetten iſt eine Meldeſtelle im Rathauſe zu Berlin neu eingerichtet worden, der auch unſere Krankenhäuſer täglich die entſprechenden Angaben zugehen laſſen. a. Krankenhaus Charlottenburg⸗Weſtend. 1. Grun d ſt ücke und Baulichkeiten. Für die Gebäude, welche ſich auf dem zur Abrundung des Krankenhausgeländes angekauften Ubrigſchen Fabritgrundſtück befanden, beſtand keinerlei Verwendung. Sie ſind deshalb abgeriſſen worden. Ebenſo iſt die Kapelle beſeitigt worden, die früher mit Genehmigung des Magiſtrats auf der ſüdöſtlichen Ecke des Krankenhausgrundſtücks für die Weſtend⸗Gemeinde errichtet worden war, die nun aber infolge der Erbauung der Epiphanienkirche entbehrlich geworden iſt. Das geſamte Terrain iſt vom Kranken⸗ hauſe übernommen worden und wird zu Gartenanlagen umgewandelt werden. Die im Herbſt 1905 in Angriff genommenen Erweiterungsbauten ein Pa⸗ villon für chirurgiſch⸗krante Frauen mit 62 Betten und das Schweſternhaus wurden im Berichtsjahr fortgeführt. Der Bau und die innere Ausſtattung ſind ſoweit gefördert worden, daß das Schweſternhaus am 1. Juli und der Krankenpavillon am 16. September 1907 von der Bauverwaltung übergeben werden konnte.