5 welchen ſie zur Vorbereitung der Wahl eingeſetzt hatte, den allergrößten Dank wiſſen, daß ſie ſich der mühevollen und verantwortlichen Arbeit mit großem Ernſt unterzogen und die ſchwierige Aufgabe durch Ihre Wahl zu einem glücklichen Erfolge gebracht hat. Sie, mein verehrter Herr Baurat, kommen zu uns, nachdem Sie in einem reifen Leben voll reicher Arbeit ſich eine Stellung als Mann wie als Künſtler errungen haben, nachdem Sie ſich durch eigene Kraft einen Namen geſchaffen haben, deſſen Klang hell tönt im Kreiſe der edlen Baukunſt und bei allen Männern, die mit ihr in Berührung ſtehen und Beziehungen haben. Mir iſt es eine auf⸗ richtige Freude, Ihnen an dieſer Stelle die Verſicherung geben zu können, daß das große Vertrauen, welches die Stadtverordnetenverſammlung Ihnen durch Ihre Wahl bekundet hat, in vollſtem Maße auch von allen Mitgliedern des Ma⸗ giſtrats geteilt wird. Auch wir vertrauen, daß Sie mit Ihrer Kraft und Ihrem künſtleriſchen Können die großen Aufgaben, welche Ihnen die ſtädtiſche Ver⸗ waltung jetzt und in Zutunft ſtellen wird, zu einem glücklichen Ende führen und glücklich löſen werden. Deshalb kann ich Sie heute im Namen des Magiſtrats in unſerer ſtädtiſchen Verwaltung als den jetzigen Hochbaurat unſerer Stadt freudigen Herzens begrüßen und Sie aufrichtig willkommen heißen. Den Staatsdienereid haben Sie noch nicht geleiſtet. Es erübrigt alſo noch, daß Sie als mittelbarer Staatsbeamter in Ihrem Amte als Stadtbaurat dieſen Eid in meine Hand ablegen.“ Dem Oberbürgermeiſter ſchloß ſich der Stadtverordnetenvorſteher Roſenberg mit folgenden Worten an: „Herr Stadtbaurat! Auch die Stadtverordneten begrüßen Sie freu⸗ digen Herzens bei Ihrem Amtsantritt. Es iſt eine große, einen ganzen Mann und einen ganzen Künſtler erfordernde Aufgabe, vor die wir Sie geſtellt haben. Je höher das deutſche Volk in ſeiner Entwicklung und in ſeiner Blüte ſteigt, um ſo mehr hebt ſich das Verlangen auch in den deutſchen Städten, auf dem Ge⸗ biete der Pflege aller Künſte etwas Tüchtiges zu leiſten. Eine Stadt wie Char⸗ lottenburg hat gerade bei ihrem ſchnellen Wachstum in den letzten zwei Jahr⸗ zehnten ſo viel in allen übrigen Zweigen einer ſtädtiſchen Regie ſchaffen müſſen, daß ihr für die Kunſt wenig übrig blieb. Um ſo mehr regt es ſich jetzt auch hier an allen Enden, und wir fühlen tief die Verpflichtung, nunmehr auch auf dieſem Felde der ſtädtiſchen Verwaltung einen großen Schritt vorwärts zu tun. Wir hoffen, daß wir dabei auf Ihren Rat und auf Ihre Tat rechnen können. Man ſagt ja, daß die Baukunſt die Mutter aller Künſte ſei. So möge es denn, mein ſehr geehrter Herr Stadtbaurat, Ihnen vorbehalten und beſchieden ſein, unſerer Stadt, deren Weichbild ja noch zum größeren Teil der Bebauung harrt, ein künſt⸗ leriſch ſchönes Gepräge zu ſchaffen und, wenn es geht, Charlottenburg ſelbſt zu einem Tempel der Kunſt zu machen. So heiße ich, ſo heißt dieſe Verſammlung Sie in ihrer Mitte herzlich willkommen.“ Auf die Begrüßungen erwiderte Stadtbaurat Seeling: „Sehr geehrter Herr Oberbürgermeiſter! Hochverehrter Herr Stadtver⸗ ordnetenvorſteher! Ich danke Ihnen herzlich für die freundlichen, liebenswürdigen und aufrichtigen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, indem Sie mich hier willkommen heißen. Der heutige Tag iſt für mich ein ſchwerer, vielleicht der ſchwerſte, aber auch wieder einer der freudigſten meines Lebens. Erlaſſen Sie es mir, heute hier eine Rede zu halten; ich glaube, wenn ich Ihnen eine Vorlage zu machen habe, ſo werde ich ſie vertreten können und werde ſchlagfertig zu ent⸗ gegnen wiſſen. Ich bitte mir aber zu erlaſſen, heute weiter zu reden, und ſich mit den Worten herzlichſten Dankes und mit der Verſicherung zu begnügen, daß ich mit Leib und Seele meine Pflicht tun werde und mein ganzes Können und Wiſſen einſetzen werde zum Wohle der Stadt.“ Das Gehalt des neuen Stadtbaurats für Hochbau wurde auf 15 000 ℳy feſtgeſetzt, das Gehalt des Stadtbaurats für Tiefbau auf dieſen Betrag erhöht. Durch das im Anhange abgedruckte Ortsſtatut (vgl. Anhang unter Nr. 2) vom v. St 1907 wurde die 3ahl der Magiſtratsmitglieder vom 1. Oktober 1907 ab um je einen beſoldeten und einen unbeſoldeten Stadtrat vermehrt, ſo daß das Kollegium nunmehr aus 10 beſoldeten und 15 unbeſoldeten Mitgliedern beſteht. Aus dem Magiſtratskollegium ſchie den folgende unbeſoldete Stadträte a us: Stadtrat Boerner am 22. April 1907 infolge Verzuges nach Berlin, Stadtrat br Waldſchmidt am 31. Auguſt 1907 infolge Überſiedelung nach Nicolasſee, Stadtrat br Iebens am 30. Oktober 1997 infolge Niederlegung ſeines Amtes wegen ſeines hohen Lebensalters.