— 6 — Neugewählt wurden: zum beſoldeten Stadtrat in der Sitzung vom 16. Oktober 1907 Stadtrat Seydel aus Rixdorf auf eine 12 jährige Wahlzeit, zu unbeſoldeten Stadt⸗ räten in der Sitzung vom 22. Januar 1908: der Rentier Sachs und der Redakteur br Penzig für die Wahlzeit bis 31. Dezember 1908, der Maurermeiſter Mittag und der Rentier Ring für die Wahlzeit bis 31. Dezember 1911. Die Einführung des Stadtrats Seyd el erfolgte in der Stadtverordnetenſitzung am 1. Dezember 1907 durch den Oberbürgermeiſter mit folgenden Worten: „Mein lieber Herr Stadtrat Seydel! Sie treten heute ne n in das Amt ein, in welches Sie einzuführen mir am heutigen Tage obliegt; aber Sie tommen nicht zu uns als ein neuer Mann, als ein Fremder. Bevor Sie nach unſerer Nachbarſtadt Rixdorf als Stadtrat gingen, wo Sie Gelegenheit gehabt haben, Ihren praktiſchen Blick auf dem kommunalen Gebiete zu vertiefen und zu erweitern, haben Sie länger als drei Jahre in unſerer ſtädtiſchen Verwaltung in Charlottenburg als Magiſtratsaſſeſſor gearbeitet und haben ſich während dieſer Zeit durch Ihre Arbeit und durch die Art Ihres Weſens das große Vertrauen nicht nur des Magiſtrats, ſondern auch derjenigen Stadtverordneten erworben, mit denen Sie während dieſer Zeit in Berührung getkommen ſind und mit denen Sie haben zuſammen arbeiten können. Der Erfolg dieſes Vertrauens iſt Ihre Wahl zum Rate der Stadt Charlottenburg. Ich hege, weil ich Sie kenne, die freudige Zuverſicht, daß Sie dieſes Vertrauen im vollſten Maße rechtfertigen werden, und ich wünſche Ihnen perſönlich, daß Sie ſich in Ihrem neuen Amte wohl und glücklich fühlen mögen. Indem ich namens der ſtädtiſchen Verwaltung, insbeſondere namens des Magiſtrats der lebhaften Freude über die vollzogene Wahl Ausdruck verleihe, begrüße ich Sie herzlichſt als Mitglied unſeres Magiſtrats und heiße Sie aufrichtig in unſerer Mitte willkommen. Unter Hinweis auf den von Ihnen geleiſteten Staatsdienereid verpflichte ich Sie hiermit durch Hand⸗ ſchlag auf Ihr Amt.“ Darauf nahm der Stadtverordneten⸗Vorſteherſtellvertreter Kaufmann das Wort zu folgender Anſprache: „Sehr geehrter Herr Stadtrat! Es gereicht mir zur beſonderen Freude, Sie namens der Stadtverordnetenverſammlung zu begrüßen. Sie kehren zu uns nach einem Zwiſchenraum von 11 Monaten zurück, an eine Stelle, wo Ihnen die Arbeit ſchon dekannt iſt. Die Arbeit, die Sie vorfinden werden, iſt allerdings nun viel größer geworden; es ſind noch größere Aufgaben an die Stadtgemeinde herangetreten, und durch teilweiſe Behinderung mehrerer Herren aus dem Magiſtrat wird Ihre Arbeitskraft noch mehr in Anſpruch genommen werden als bisher. Ich freue mich, daß Sie wieder hierher zu uns zurückgekehrt ſind, und ich möchte mich des franzöſiſchen Sprichworts bedienen: „Parce qu'on revient toujours à es premiers amours““. Indem ich in dieſem Bilde bleibe, hoffe ich, daß Sie der alten Liebe Treue bewahren, daß Sie ſich aufs neue mit wahrem Eifer in den Dienſt unſerer Stadt ſtellen werden, und daß Ihre Tätigkeit Ihnen zur Befriedigung, der Stadtgemeinde zum Segen gereichen möge. In dieſem Sinne heiße ich Sie herzlich willkommen.“ Auf die Begrüßungen erwiderte Stadtrat Seydel: „Hochverehrter Herr Oberbürgermeiſter! Selten wohl erfüllt das Schickſal einem Sterblichen ſo ſchnell einen Wunſch, wie es mir den Wunſch erfüllt hat, in dieſe Stadt zurückzukehren, — in die Stadt, in der ich die Zeit meiner Lehr⸗ jahre verbracht habe, in die Stadt, die mich damals in die endloſe Reihe ihrer Bewunderer zwang. Dem Magiſtrat, in den ich heute einzutreten die Ehre habe, danke ich es, wenn jene Lehrzeit von Erfolg gekrönt war. Ganz beſonders aber danke ich es Ihnen, hochverehrter Herr Oberbürgermeiſter, der Sie ſich mit gütiger Nachſicht damals des Unerfahrenen annahmen, der Sie mir Ihr förderndes Intereſſe die Jahre hindurch bewahrten, indem Sie allmählich auch ſchwerere und dadurch dankbarere Aufgaben auf meine Schultern legten, die Kräfte nutzend und fördernd zugleich. Ich wüßte keinen Ort, der geeigneter wäre als dieſer hier, um Ihnen von ganzem Herzen zu danken für die ſorgende Mühe, mit der Sie ſich meiner Ausbildung angenommen und durch die Sie es mir ermöglicht haben, den Weg zu gehen, der mich heute hierher zurückgeführt hat. Danken muß ich Ihnen endlich für die gütigen Worte, mit denen Sie meine Einführung begleitet haben und die mir zu Herzen gegangen ſind. Ihnen und dem geſamten Magiſtrat verſpreche ich, daß ich, ebenſo wie einſt ein lerneifriger Lehrling, auch in Zukunft ein getreuer Geſelle ſein will, in guter Kollegialitädth mitfolgend dem Geiſte, der hier herrſcht, de m Geiſt e der Ordnung und des Kulturfortſchritts. Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorſteher! Meine ſehr geehrten Herren! Ihnen gegenüber liegt es mir zunächſt ob, eine freundliche Pflicht