43. — Deshalb halten wir auch ſo feſt an dieſem Rechte der Selbſtverwaltung und verteidigen es überall mit Zähigkeit und Hartnäckigkeit,we il wir damit imletzten Sinne dem Vaterlande dienen. In dieſem Bewußt⸗ ſein ſoll und wird auch Ihre Arbeit, meine Herren, in dieſem Saale ſich vollziehen. In dieſem Bewußtſein laſſen Sie uns zuſammenſtehen, ſo laſſen Sie uns jeder nach ſeinem beſten Können und Wiſſen zuſammen arbeiten im Hinblick und im Aufblick auf das große Ganze: das Vaterland. Die Arbeit des nächſten Jahres wird ſich neben den gewöhn⸗ lichen kleineren und größeren Aufgaben vielleicht noch im höheren Maße als bisher auf dem Gebiete der Schule, der Hygiene, der ſozialen Arbeit bewegen. Die hier vorliegenden Aufgaben erweitern und vertiefen ſich von Jahr zu Jahr und erfordern immer mehr Hingabe. Im bevorſtehenden Jahre wird uns der zurzeit auf den Geldverhältniſſen lagernde Druck, der noch immer nicht weichen zu wollen ſcheint, vielleicht beſondere Schwierigkeiten bei Löſung der uns obliegenden Aufgaben bringen. Laſſen Sie uns hoffen, daß wir dieſe Schwierigkeiten über⸗ winden werden, ohne daß jene Ziele Schaden leiden. Noch auf eine Arbeit der nächſten Jahre möchte ich nicht unterlaſſen beſonders hinzuweiſen, einmal weil ſie uns völlig neu ſein wird und dann, weil ich ſie von außerordentlicher Bedeutung halte. Schon in der nächſten Sitzung wird Sie, meine Herren, eine Magiſtratsvorlage beſchäftigen über die Bildung eines Ver⸗ bandes zwiſchen den Gemeinden Groß⸗Berlins mit dem Zweck der gemeinſamen Errichtung und Betriebes von Straßenbahnen. Es ſchweben die Verhandlungen über die Bildung eines ebenſolchen zweiten Verbandes ebenfalls unter den Ge⸗ meinden Groß⸗Berlins zur Herſtellung eines einheitlichen Bebauungsplanes und Schaffung eines Wald⸗ und Wieſengürtels, der in und um dieſe Gemeinden errichtet werden ſoll. Mit dieſem Zuſammenſchluß zu Verbänden wird ein völlig neuer Weg beſchritten. Bisher haben die einzelnen Ge⸗ meinden Groß⸗Berlins ihre Intereſſen jede für ſich allein zu verfolgen geſucht, jede auf ihre Weiſe, vielfach ohne Rückſicht aufeinander, zuweilen ſogar im Kampfe gegeneinander. Jetzt beſinnt man ſich, daß man in einem großen Wirtſchafts⸗ gebiete zuſammenlebt, welches zahlreiche gemeinſame Intereſſen entſtehen läßt, und man beginnt zu erkennen, daß ſolche gemeinſamen Intereſſen auch am beſten gefördert werden durch die gemeinſame Kraft, durch den Zuſammenſchluß der Intereſſenten. Dieſer Weg iſt für die Gemeinden Groß⸗Berlins ein neuer. Aber er iſt nach meiner Überzeugung der richtige. Auf dieſem Wege wird es gelingen, die Frage der zweckmäßigen Geſtaltung von Groß⸗Berlin zu löſen. Dieſe Frage läßt ſich meines Erachtens nicht durch eine theoretiſche Ordnung von oben her, nicht durch einen Zwang der Geſetzgebung regeln, der, wenn er auf dieſen Gebieten einſetzen wollte, doch immer etwas Gewaltſames an ſich haben müßte. Aber ſie wird ſiſch löſen laſſen auf dem Wege der praktiſchen Erfahrung, der freiwilligen Selbſt hilfe, der jetzt beſchritten werden ſoll, und der den großen Vorteil hat, daß er ſich anſchmiegt den tatſächlichen Verhältniſſen des vorhandenen Lebens. Dieſer Weg hat ferner den Vorteil, daß er den Zuſammenſchluß zu Verbänden für beſtimmte Zwecke ermöglicht, ohne an die Selbſt ändigkeit der einzelnen Gemeinden zu taſten, dieſe Selbſtändigkeit, an der meines Erachtens unbedingt i m Intereſſe des Ganzen feſtgehalten werden muß. — Getrennt marſchieren, vereint ſchlagen, das ſei auch der Grundſatz gegenüber den Schwierigkeiten auf dieſem Gebiete. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Sie, meine Herren, bereit ſein werden, auf dieſem Wege zu einem poſitiven Erfolge zu kommen. Es wäre erfreulich, wenn im Jubiläumsjahre der Städteordnung eine poſitive erfolgreiche Arbeit einſetzen würde, um im Wege der Selbſtverwaltung durch die freie Entſchließung der ſich ſelbſt helfenden Gemeinden eine Frage zu löſen, die von höchſter Bedeutung iſt für die Reichshauptſtadt und für die ſie in einem Kranze umgebenden Vororte. Glückauf denn, meine Herren, zu ſolcher Arbeit! Möge ſie Ihnen zur Freude, der Stadt zum Segen ſein!“ Nachſtehende Überſicht zeigt die Gründe des Ausſcheidens der Stadt⸗ verordneten, abgeſehen von dem regelmäßigen Ausſcheiden wegen Ablaufs der Wahlzeit: