VI. Feuerlöſchweſen, Straßenreinigung, Müllbeſeitigung. 1. Das Feuerlöſchweſen. (Die Deputation für das Straßenreinigungs⸗ und Feuerlöſch⸗ weſen hat einen Sonderbericht herausgegeben, der eingehende Angaben enthält und auf den hier verwieſen wird.) Allgemeines. In der Organiſation der Feuerwehr traten wichtige Ver⸗ änderungen ein. Der Bau der 3. Wache, der Südwache, Suarezſtr. 9/10, wurde vollendet, ſo daß die Wache am 26. September 1907 mit dem von der Firma Braun⸗Nürnberg ge⸗ lieferten Autolöſchzuge, beſtehend aus Gasſpritze, Leiter, Dampfſpritze belegt und am 10. Oktober 1907 dem Betriebe übergeben werden konnte. Damit waren mehrere Ver⸗ änderungen für die beiden alten Wachen verbunden. Es traten Anderungen in der Wach⸗ beſetzung ein und die Wachbezirke mußten neu abgegrenzt werden. Am 1. Juni 1907 wurde die für die neue Wache erforderliche Verſt är kun g des Mannſchaftskorps um 32 Mann vorgenommen, deren Ausbildung während der Monate Juni, Juli, Auguſt auf der Hauptwache erfolgte. Die erforderlichen 5 Chargierten tonnten aus den alten Feuerwehrmännern herangebildetwerden. Die Beſetzung der Südwache wurde aus alten Mannſchaften der Hauptwache und Oſtwache und aus den neu eingeſtellten Leuten mit je einem Drittel derſelben zuſammengeſetzt. Die Einführung des Auto mobilbetriebes iſt auf Antrag des Brand⸗ direktors vom Magiſtrat für alle Wachen beſchloſſen worden. Bevor jedoch die Umwandlung der beiden Wachen mit Pferdebetrieb in Automobilwachen erfolgt, ſollen die Erfahrungen und Ergebniſſe auf der Südwache abgewartet werden. Jede Wache iſt einem Wachvorſteher (Offizier) unterſtellt und iſt in der Hauptſache mit einem Löſchzuge, der taktiſchen Löſcheinheit, beſtehend aus Gasſpritze (Perſonenwagen), Mechaniſcher Leiter und Dampfſpritze, ſowie mit einem völlig ausgerüſteten aber jetzt nur noch auf der Hauptwache beſpannten und beſetzten Bräunert'ſchen Löſchwagen (Reſerve⸗ zug) belegt. Wenn auch die Be ſchädigungen der öffentlichen Feuermelder und die mut willigen Alarme gegenüber den Vorjahren etwas nachgelaſſen haben, ſo iſt doch die Zahl derſelben immerhin noch eine recht hohe. Dem Unfug ſoll durch den weiteren Einbau von Raſſelglocken in die dem Unfug beſonders ausgeſetzten Melder geſteuert werden. In 2 Fällen gelang es, die rechtskräftige Verurteilung des Täters herbei⸗ zuführen. Das abgeſchloſſene Verwaltungsjahr iſt in bezug auf den durch Feuer verurſachten Schaden weniger günſtig geweſen, als die Vor⸗ jahre. Einen beträchtlichen Schaden verurſachte der Brand eines Kondenſationsgebäudes der ſtädtiſchen Gasanſtalt II1, Gaußſtraße, am 14. Juni nachts. Die große Ausdehnung des Feuers muß ſowohl dem eigenartigen Betriebe als auch der wenig feuerſicheren Bauart des Gebäudes zugeſchrieben werden. Bemerkenswert iſt außerdem eine erhebliche Zu⸗ nahme der Dachſtuhlbrände gegenüber dem Vorjahre. Brandſtiftung konnte nur in 3 Fällen ſicher nachgewieſen werden. 14 Automobile gerieten in Brand. Die Einrichtungen der Feuerwehr, insbeſondere diejenigen der Südwache, wurden im abgelaufenen Berichtsjahre beſichtigt von den Mitgliedern des Königlichen Polizeipräſidiums Charlottenburg, von vielen Offizieren deutſcher und ausländiſcher Berufsfeuerwehren, von mehreren Vereinen und vielen Einzelperſonen. Die Antomobilwache. Im Jahre 1905 beſchloſſen die ſtädtiſchen Körperſchaften die Errichtung einer dritt en Feuerwache im Süden der Stadt auf dem Grund⸗ ſtück Suarezſtr. 9/10. Die äußerſt ſchwerwiegende Frage, ob Pferdebetrieb beizubehalten oder Automobilbetrieb für dieſe Wache zu wählen ſei, wurde zugunſten des elektro⸗ automobilen Betrieb s entſchieden. Bereits Ende 1905 wurde mit dem Bau der Wache, für den Stadtbauinſpektor Walter die Entwürfe lieferte, begonnen, ſo daß ſie am 10. Oktober 1907 dem Betrieb übergeben werden konnte. Auf dem Wachgrundſtück iſt ein Hauptgebäude mit anſtoßendem Seitenflügel und ein freiſtehendes Seitengebäude errichtet. Die Grundrißdispoſition iſt mit Rückſicht auf eine hohe Alarmbereitſchaft ſo getroffen, daß alle Wach⸗ und Dienſträume im Erdgeſchoß in nächſter Nähe der Remiſen liegen: Rutſchſtangen ſind daher faſt ganz vermieden worden. Die Remiſentorflügel, nach dem Syſtem Borchers⸗Bremen ausgeführt, laſſen ſich auto⸗ matiſch vom Fahrerſitz aus öffnen. Die Wache iſt mit einem Auto mobillöſch zug (Zug 3), beſtehend aus Gasſpritze, Leiter und Dampfſpritze, belegt worden, der ſtändig mit 1 Offizier, 1 Vize⸗ feldwebel, 4 bis 5 Chargierten und 18 Mann beſetzt iſt. Der Alarm dauert am Tage etwa 30, bei Nacht etwa 45 Sekunden. Die Gasſpritze dient zugleich als Perſonenwagen mit 12 Sitzplätzen. Die techniſchen Einzelheiten der Leiter und der Dampfſpritze ſind in dem Sonderbericht geſchildert.