4 120. Geiſt wird dadurch vor zu ſtarker Anſpannung bewahrt, und es wird ihm Gelegenheit zum Ausruhen gewährt. Für die erſten Schulwochen erſcheint die Pauſe dringend not⸗ wendig; aber auch ſpäter, beſonders in der 3. Unterrichtsſtunde ſowie nach einer Rechen⸗ ſtunde, hat ſie ſich als recht zweckmäßig erwieſen. Ferner iſt eine Verſtärkung der ſchul⸗ ärztlichen Uberwachung der Schüler eingetreten. Die Kinder, welche längere Zeit am Nachhilfeunterricht teilnahmen, wurden wiederholt dem Arzte vorgeſtellt zur ge⸗ nauen Unterſuchung, ob etwa körperliche Gebrechen das Zurückbleiben mit verſchuldet Der 108 zur Gewinnung weiterer Unterlagen für die richtige Beurteilung und Behandlung der Kinder. 7 Eine wichtige Maßnahme beſtand darin, daß der Klaſſenlehrer ſolchen Kindern, welche in der Klaſſe nicht mit fortkommen, vom 2. Vierteljahr an wöchentlich 3 Stunden Nachhilfeunterricht in Deutſch und Rechnen erteilte. Urſprünglich war beab⸗ ſichtigt, mit dieſem Unterricht erſt im zweiten Halbjahre zu beginnen. Es hat ſich jedoch herausgeſtellt, daß nicht ſelten bereits in den erſten Monaten durch Schulverſäumniſſe und andere Urſachen bedenkliche Lücken entſtehen, die ſchlimme Folgen haben, wenn ſie nicht rechtzeitig ausgefüllt werden. Diejenigen Kinder, welche nach dem Urteil des Klaſſen⸗ lehrers und des Schularztes körperlich ſo ſchwach ſind, daß ſie 18 = 3 Stunden wöchentlich nicht vertragen, können vom Rektor von 1 bis 3 lektionsplanmäßigen Stunden der gleichen Fächer befreit werden. Nach den bisherigen Erfahrungen empfiehlt es ſich, am Nachhilfeunterricht nicht mehr als 7—9 Kinder gleichzeitig teilnehmen zu laſſen; andernfalls kann das einzelne Kind nicht individuell genug behandelt werden. Nur ausnahmsweiſe — wie nach Epi⸗ demien uſw. — wird man auf einige Zeit darüber hinausgehen. Nach den Berichten über die Verſetzungsergebuniſſe wurden Michaelis 1907 und Oſtern 1908 in den 11 weſtlichen Schulen, welche ſich aus den am wenigſten bemittelten Bevölkerungsſchichten rekrutieren, — abgeſehen von den 7 bzw. 12 Kindern, die wegen andauernder Krankheit entweder die ganze Zeit oder den größten Teil derſelben beurlaubt waren — a) nach der Normalklaſſe VI verſetzt 92,0 % bzw. 90,7 % 0, 5 0,/ b) nach der B⸗Klaſſe vI verſetzt 6,0 90. „ ,5 c) ½ Jahr zurückverſetzt 0,1 % „ 9,4 % d) ℳ Jahr zurückverſetzt 4,2%%. „, 471 90 e) der Hilfsſchule überwieſen 0,7 %3 „, 1,3 90. Dieſes günſtige Ergebnis erhält eine nur unweſentliche Abſchwächung dadurch, daß Michaelis 1907 18 Kinder, zumeiſt kranke, nach halbiährigem Schulbeſuch das Klaſſen⸗ penſum noch einmal beginnen mußten. II. B⸗Klaſſen. Die Sonderung der Kinder in Normalklaſſen und B⸗Klaſſen wurde verſuchsweiſe zuerſt Oktober 1907 vorgenommen und auf die weſtlich der Wilmersdorfer Straße gelegenen Schulen beſchränkt. Oſtern 1907 wurden 2 vI B⸗Klaſſen errichtet, und zwar eine mit 29 Knaben und Mädchen in Gemeindeſchule XVII, die zweite mit 28 Mädchen in Gemeindeſchule XXII. Michaelis 1907 wurde eine B⸗Klaſſe von 22 Knaben und Mädchen in Gemeindeſchule XVII und eine zweite mit 24 Kindern in Gemeindeſchule XVIII errichtet. Zur Überweiſung nach der B⸗Klaſſe gelangten diejenigen Kinder, welche nach ein⸗ jährigem Beſuche der Grundklaſſe für die Verſetzung nach der höheren Normalklaſſe noch nicht reif genug waren, ſei es, daß ſie in einem Hauptlehrgegenſtand große Lücken hatten, ſei es, daß eine größere Anzahl geringerer Lücken ſich über das Penſum der ganzen Klaſſe verteilten, ſo daß ein Mitfortkommen in der nächſten Normaltlaſſe ausgeſchloſſen erſchien. Die Aufgabe der B⸗Klaſſen vI war, in 1½ Jahren ſowohl dieſe Lücken auszufüllen, als auch das Penſum der VI. Normalklaſſe zu bewältigen. Die Schülerzahl der B⸗Klaſſen wurde auf höchſtens 30 feſtgeſetzt, ſo daß der Lehrer die Möglichkeit hatte, jedes einzelne Kind im Unterricht viel intenſiver heranzuziehen und die weſentlichſten Teile des Lehrſtoffes eingehender zu erklären, ſicherer einzuprägen und öfter zu wiederholen. Für jedes Kind wurde ein beſonderer Perſonalbogen angelegt, in welchen eine möglichſt vollſtändige Charakteriſtit des Kindes ſowie fortlaufend die Be⸗ obachtungsergebniſſe des Rektors, Klaſſenlehrers und Schularztes über die weitere Ent⸗ wicklung des Kindes und Angaben über etwa erforderliche beſondere Maßnahmen zur Förderung desſelben aufgenommen wurden. Um die meiſt ſchwächlichen Kinder nach Möglichteit körperlich zu kräftigen, ließ es ſich die Schule angelegen ſein, ihnen die ſegensreiche Einwirkung von friſcher Luft, von Licht und Sonne in möglichſt ausgiebigem Maße zuteil werden zu laſſen. Auch während der Sommerferien wurden ſie von ihren Lehrern regelmäßig zu gemeinſchaftlichen Spielen im Freien vereinigt, oder es wurden Spaziergänge mit ihnen unternommen. Die Zahl der Unterrichtsſtunden in den B⸗Klaſſen wurde mit Rückſicht auf die körperliche Schwäche vieler Kinder gegenüber der entſprechenden Normalklaſſe um wöchentlich 1 Stunde (21 ſtatt 22) herabgemindert. Da auch der Lehrſtoff etwas getürzt iſt und zur Durchnahme desſelben 1½ Jahre vorgeſehen ſind, ſteht zu erwarten, daß nach Ablauf dieſer Zeit das Klaſſenpenſum bewältigt ſein wird und daß die Leiſtungen be⸗ friedigen werden.