2 2 , — 121 Den ſchwächſten Kindern der B⸗Klaſſen wurde von Anfang an vom Klaſſenlehrer Nachhilfeunterricht erteit. Dieſem wurden auch wie in den Normalklaſſen ſolche Kinder zugewieſen, welche wegen Krankheit eine Zeitlang am Schulbeſuch ver⸗ hindert waren. Wenn irgendwo, ſo hat ſich der Nachhilfeunterricht gerade hier bewährt. Es hat ſich ſogar als zweckmäßig erwieſen, zeitweiſe über die Zahl von 3 Nachhilfeſtunden hinauszugehen und deren 4 vorzuſehen, weil die Zahl der Kränklichen in den B⸗Klaſſen größer iſt und ſich häufiger die Notwendigkeit herausſtellt, einzelnen ſchwer auffaſſenden Kindern gewiſſe Lehrſtoffe von neuem zu erklären. Die Erfolge waren am Schluſſe des Berichtsjahres noch nicht voll zu überſehen, da das Penſum der B⸗Klaſſe 1 ½jährig iſt. Erſt zu Michaelis 1908 kann feſtgeſtellt werden, wieviel Kinder nach der Normalſchule (Klaſſe V) zurücktommen können, wieviel in die nächſthöhere B⸗Klaſſe zu verſetzen und wieviel der Hilfsſchule zu überweiſen ſein werden. Jedoch war ſchon nach einem Jahre deutlich zu ſehen, daß es möglich iſt, dieſe Kinder, die nach dem alten Verfahren von Halbjahr zu Halbjahr zurückgeſetzt wurden, zu reger Teil⸗ nahme an der Schularbeit zu erziehen und bei beſcheidenen Anſprüchen zufriedenſtellende geiſtige Förderung zu erreichen. Bei einzelnen Kindern war auch ſchon zu erkennen, daß ſie nach vollſtändiger Durchnahme des Klaſſenpenſums ſoweit erſtarkt ſein werden, um in die nächſthöhere Normalklaſſe übergehen zu können. Einige wenige Kinder verſagten freilich auch in der B⸗Klaſſe; ſie waren trotz aller darauf verwendeten Mühe nicht imſtande, auch nur das Notwendigſte aufzunehmen. Dieſe wurden der Hilfsſchule überwieſen: es waren Michaelis 1907 ⸗ 1 und Oſtern 1908⸗ 2 Kinder. Für ſie hat ſich die B⸗Klaſſe wenigſtens als eine Einrichtung zu ſorgfältigſter und allſeitiger Prüfung ihrer phyſiſchen und pſychiſchen Eigentümlichteiten erwieſen. Die B⸗Klaſſen bieten außerdem die Möglich⸗ keit, diejenigen Kinder aus der Hilfsſchule aufzunehmen, deren geiſtige Kräfte ſich wider Er⸗ warten gehoben haben, wenn auch nicht ſoweit, daß der Übertritt in die Normalſchule erfolgen konnte. So werden Oſtern 1908 zum erſten Male einige Hilfsſchulkinder — 7 an der Zahl — verſuchsweiſe der entſprechenden B⸗Klaſſe zugeführt werden. 11I1. Normal⸗Klaſſen. Auch für die Normalklaſſen hat ſich die Ausſcheidung der Schwachen nach dem B⸗Syſtem als ein entſchiedener Vorteil erwieſen. In Betracht kamen für 1907 nur die Klaſſen vI der weſtlichen Schulen, an denen die Sonderung der Kinder zunächſt durch⸗ geführt wurde. Der Lehrer verliert in der Normalklaſſe gegen früher nicht mehr dadurch ſoviel Zeit, daß er ſich mit den Kindern, die nicht auf dem Klaſſenſtandpunkt ſtehen, beſchäftigen muß. Die dadurch gewonnene Zeit kommt fortan der Geſamtheit zu gute; der ganze Unterricht wird gründlicher und ſchreitet ſtetiger fort. Das gleichmäßigere Schülermaterial erleichtert es dem Lehrer, ſeinen Unterricht ſo einzurichten, daß er auf jeder methodiſchen Stufe der Auffaſſungskraft und dem Verſtändnis aller Kinder entſpricht. Frei von der bisher not⸗ wendigen Rückſichtnahme auf die hemmende Maſſe der Unreifen und völlig Verſagenden, kann er ſeinen Standpunkt auch ein wenig höher wählen, und er hebt dadurch ungezwungen die Höhe der ganzen Klaſſe. Natürlich bleiben nach der Verſetzung einzelne Schüler infolge Erkrankung oder aus einer andern Urſache bald wieder zurück, und der gewünſchte Erfolg des Unterrichts würde nicht erzielt werden können, wenn ſie nicht wieder durch Nachhilfe⸗ unterricht gefördert würden. Dieſer begann in der vI. Klaſſe nach der vierten Schulwoche. Der Erfolg desſelben war am bedeutendſten bei denjenigen Kindern, bei denen ſich infolge von Schulverſäumnis oder ungünſtigen früheren Schulverhältniſſen Lücken zeigten; aber auch diejenigen Kinder, die langſamer auffaſſen, haben Nutzen gehabt, zumal nach Ausſcheidung der unbegabteſten Kinder nach vI B oder der Hilfsſchule auch das am Nachhilfeunterricht teilnehmende Schülermaterial ſich erheblich aufnahmefähiger zeigte als das in der Grundklaſſe. Die Verſetzungsergebniſſe entſprachen den gehegten Erwartungen. Von 815 Kindern der Normalklaſſen v1 0 der 11 weſtlichen Schulen kamen 3 nicht in Betracht, weil ſie ½ę Jahr oder nahezu ſo lange gefehlt hatten. Von den übrigen ſind zu Oſtern 1908 im ganzen 3 ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr zurückverſetzt worden, 1 kam in die Hilfsſchule, 50 wurden nach vB (- 6%), die übrigen 758 ( 93½¼o%) nach der Normal⸗ klaſſe v 0 verſetzt. Katholiſcher Religionsunterricht. Um die Schulwege für die an den beſonderen katholiſchen Religionsabteilungen teilnehmenden Kinder aus den nicht katholiſchen Gemeindeſchulen abzukürzen, haben wir zu Oſtern 1907 weitere 4 Religions⸗ abteilungen eingerichtet. Gleichzeitig wurden unter Berückſichtigung der Stoffverteilung zwiſchen den bisherigen oberen und unteren Abteilungen noch mittlere eingeſchoben. Hiernach waren während des Berichtsjahres 13 Abteilungen vorhanden. Handfertigkeitsunterricht. Der Unterricht wurde in den 3 Werkſtätten Lützower Straße 1/2, Joachimstaler Straße 31“+32 und Haller Straße erteilt. Am 9. Ok⸗ tober 1907 wurde die neue Werkſtatt Witzleben Straße 34/35 (in der neuerbauten Südfeuer⸗ wache belegen) bezogen, mit dem gleichen Tage fiel die Wertſtatt 2 — Joachimsthaler Straße Straße 31/32 — fort. Es beſtanden je 26 Kurſe im Sommer⸗ und Winterhalbjahr mit 24 reſp. 26 Lehrern, und zwar 11 Kurſe für Hobeln, 5 für Schnitzen, 8 für Papparbeiten, 2 gemiſchte Kurſe ſür Hobeln und Schniten. 16