159 — ſtehen 6 010 evangeliſche Unterſtützte 1 092 katholiſchen, 46 jüdiſchen und 4 Diſſidenten gegenüber; bei 371 Per ſonen fehlt eine Angabe über die Konfeſſion. Von den 3 449 laufend unterſtützten Perſonen ſind 1 351 erſt im Laufe des Jahres in den Genuß der Unterſtützung gekommen. Einzelne der laufend Unterſtützten beziehen anderſeits eine ſolche Unterſtützung ſchon bis zu 25 Jahren. Das ganze Jahr hindurch ſind nur 2 098 Perſonen unterſtützt worden. Die Höhe derlaufenden Unterſtützungen iſt auch 1907 in verhältnis⸗ mäßig niedrigen Grenzen geblieben, obwohl die Verhältniſſe auf dem Wirtſchaftsmarkt ſchon in dieſem Jahre ſich recht ſchwierig geſtaltet haben. Nur 42 von den 3449 laufend unterſtützten Perſonen haben mehr als 30 ℳ, 390 mehr als 21 ℳ monatlich bezogen. Die Mehrzahl der laufenden Unterſtützungen hat ſich auch im Jahre 1907 in den Stufen von 9 bis 15 ℳ bewegt, auf die 1943 ( 56,3%%) aller laufenden Unterſtützungen entfallen. Der Monatsdurchſchnittsſatz iſt von 14,21 ℳ im Jahre 1906 auf 14,54 im Jahre 1 907 geſtiegen, auch diesmal, wenn man die Steigerung der Preiſe nahezu aller Lebensbedürfniſſe berück⸗ ſichtigt, außerordentlich gering; um ſo mehr als, wie bisher, auch im Berichtsjahre d as geringe Angebot kleiner Wohnungen und die Höhe der Woh⸗ nungsmieten auf die Höhe der Unterſtützungen nicht ohne Einfluß geblieben iſt. Die Zahl der leerſtehenden Wohnungen von Stube und Küche hat bei den Zählungen im Mai und Dezember gegen das Vorjahr allerdings etwas zugenommen, jedoch bleiben die Zahlen hinter dem als normal angeſehenen Prozentſatze weit zurück. Die Preiſe der Mieten, ſoweit ſie von der Armenverwaltung kontrolliert werden konnten, zeigen auch 1907 eine erneute Erhöhun g. Der Durchſchnittspreis von 108 im Jahre 1907 neu gezählten Armenwohnungen von Stube und Küche hat 22,50 ℳ monatlich (1906: 21,89, 1905: 21,06 ℳ) betragen: bei den in der erſten Hälfte des Jahres 1908 gezählten 58 Wohnungen von Stube und Küche iſt der Durchſchnittspreis wieder noch weiter, auf 23,08 ℳ geſtiegen. Nicht weniger als 21 der 1907 gezählten Wohnungen und nicht weniger als 15 der im erſten Halbiahr 1908 gezählten Wohnungen haben mehr als 25 ℳ monatlich gekoſtet. Das gleiche Bild einer fortgeſetzten Steigerung der Mietspreiſe zeigt die durch das Statiſtiſche Amt weiter fortgeführte Auszählung der Wohnungsverhältniſſe der Armenbevölkerung. Auch in dieſem Jahre ergab ſich dabei, daß die Wohnungen im Vorderhauſe faſt durchweg billiger waren als die im Hinterhauſe, ein Zeichen, daß es ſich dabei faſt immer um minderwertige Wohnungen handeln muß. Es zeigte ſich ferner wieder die ſchon in den letzten Jahren aufgefallene Tatſache, daß die Mietspreiſe der Wohnungen, in die Aftermieter aufgenommen werden dürfen, ſtets höher ſind als die Mietspreiſe für Wohnungen, die von den Familien allein bewohnt werden, d. h. alſo, daß für das Recht, Aftermieter aufnehmen zu dürfen, für Wohnungen derſelben Art eine höhere Miete gefordert wird als ohne dieſe Erlaubnis. Der Durchſchnittspreis aller 891 gezählten Wohnungen von Stube und Küche hat 20,3 ℳ monatlich, alſo 243,6 ℳ jährlich betragen. Rechnet man, daß etwa ein Fünftel des Einkommens auf die Miete entfallen darf, ſo müßten dieſe 891 unterſtützten Familien ein Jahreseinkommen von mehr als 1 200 ℳ gehabt haben. In Wirklichkeit iſt das natürlich — von Ausnahmefällen abgeſehen, wo etwa mehrere Angehörige verdienen, — ausgeſchloſſen. Wie wir ſchon früher feſtgeſtellt haben, zwingen Mietspreiſe von ſolcher Höhe kinderreiche Fa⸗ milien, ſich im Raum auf das denkbar geringſte überhaupt noch mögliche Maß zu beſchränken. So ſind denn auch in dieſem Jahre eine Reihe Wohnungen von Stube und Küche von nicht weniger als 8, zwei ſolche Wohnungen ſogar von 10 Perſonen bewohnt geweſen. Die Durchſchnittspreiſe für Stube und Küche ſtellen ſich für Woh⸗ nungen ohne Aftermieter inm Vorderhauſe bei Ehepaaren als Mieter auf 19,7 ℳ monatlich, bei Einzelſtehenden (alſo Witwen uſw.) auf 17,3 ℳ: im Hinterhauſe bei den gleichen Mietern auf 22,2 ℳ und 18 ℳ. Mit Aftermietern koſten ſolche allerdings nur in ſehr kleiner Zahl gezählten Wohnungen im Vorderhauſe 25,6 ℳ und 22,8 ℳ und im Hinterhauſe 30,4 ℳ und 22,„5 . Außerordentlich ange wachſen iſt im Berichtsjahre die Inanſpruchnahme ar menärztlicher Hilfe (vergl. S. 175). Zum 1. April 1908 hat deshalb ein neuer Medizinalbezir k gebildet werden müſſen. Auch die Frage der Einführung der freien Arzt wahl in der Armenpflege iſt eingehend erörtert worden. Die Armendirektion hat jedoch davon abſehen zu müſſen geglaubt, weil es für unbedingt not⸗ wendig erachtet wurde, in den Sitzungen der einzelnen Kommiſſionen einen ſtändigen ärztlichen Berater zur Seite zu haben. Dagegen iſt die z a hnärztliche Verſorgung der Armenkranken in der Weiſe geordnet worden, daß ſie de m zahnärzt⸗ lichen Standesverein Charlottenburg mit freier Aus wahl für die Armen unter deſſen zur Behandlung Armenkranker bereiten Mitgliedern zu den Sätzen der zahnärztlichen Minimaltaxe übertragen worden iſt. Auf die Fürſorge für Lungenkranke iſt auch im Jahre 1907 beſonderes Gewicht gelegt worden. Zahlreiche heilbare Kranke, Erwachſene und Kinder, ſind, zum Teil ganz auf Koſten der Armenverwaltung, zum Teil gemeinſam mit der Landesverſicherungsanſtalt Brandenburg Heilſtätten überwieſen worden. Nicht mehr für die Heilſtättenbehandlung geeignete Kranke ſind Pflegeheimen, in erſter Reihe der Anſtalt Burg Daber, überwieſen worden. Den aus den Anſtalten Entlaſſenen und den in den Wohnungen verbleibenden Kranken iſt beſondere Aufmerkſamkeit gewidmet worden durch Gewährung von Stärkungs⸗ mitteln ſowie von Betten und Mietsbeihilfen zur Ermöglichung der Iſolierung der Kranken. Beſonders ſtark ſind 1907 die Walderholungsſtätten in Anſpruch genommen worden. Ihnen ſind 242 Erwachſene und 450 Kinder gegen 186 und 345 im Vorjahre überwieſen worden. Das Anwachſen der Geſchäfte hat nach Schluß des Berichtsjahres eine Teilung dreier Armen⸗ kommiſſionen, der Kommiſſionen 4, 11 und 12, notwendig gemacht. Zurzeit ſind 41 Kommiſſionen mit 41 Vorſtehern, 385 Armenpflegern und 18 Armenpflegerinnen tätig. Auf engſte Fühlungnahme mit der Privat wohltätigkeit, insbeſondere durch die Vereinigung der Wohltätigskeitsbeſtrebungen, iſt auch im abgelaufenen Jahre Gewicht gelegt worden. An den monatlichen Sitzungen der Vereinigung haben wie bisher regelmäßig Beamte der Armenverwaltung und zahlreiche Armenkommiſſionsvorſteher und Waiſenräte teilgenommen. Auch bei der Weihnachtsbeſcherung iſt, wie ſeit vielen Jahren, von der Armendirektion auf eine Verſtändigung aller, die Gaben zu verteilen beabſichtigten, hingewirkt worden. Als Sondernummer der Amtlichen Nachrichten