160 iſt eine Uberſicht über die Wohlfahrtseinrichtungen Charlotten⸗ burgs herausgegeben worden, die ſpäter, durchgeſehen und berichtigt, auch in Buchform erſchienen und zum Preiſe von 20 im Buchhandel zu haben iſt. Im Bürgerhauſe haben auch im Winter 1907 monatlich muſikaliſch⸗deklamatoriſche Veranſtaltungen für die Inſaſſen der Anſtalt ſtattgefunden. 2. Waiſenpflege. Es haben ſich folgende Anderungen der Waiſenratsbezirke als not⸗ wendig erwieſen: Die Bezirke 5 und 9 ſind für die Tätigkeit der Waiſenräte und Waiſenpflegerinnen, und außerdem die Bezirke 17, 19, 5a und 4 für die Tätigkeit der Waiſenpflegerinnen infolge des Anwachſens der Zahl der zu beauf⸗ ſichtigenden Kinder geteilt worden. Zurzeit ſind in der Waiſenpflege 59 Waiſenräte und ebenſoviele Stellver⸗ treter und 71 Waiſenpflegerinnen und ebenſoviele Stellvertreterinnen tätig. Unter Teilnahme auch der Herren Vormundſchaftsrichter hat eine Verſammlung aller Organe der Waiſenpflege ſtattgefunden, in der Fürſorgeerziehung und Berufsvormundſchaft ſowie Fragen aus der Praxis erörtert wurden. Die Zahl der in ſtäd tiſche Koſtpfege genommenen Kinder hat gegen das Vorjahr wieder nicht unerheblich zugeno mmen. Während ihre Zahl noch 1905 nur 822 betragen hat, iſt ſie 1906 auf 967 und 1907 auf 1110 geſtiegen. Auf die Zunahme dieſer Zahl iſt, wie ſchon früher ausgeführt, einmal das Geſetz über die Fürſorgeerziehung, ſodann die Aufſichtführung über die Haltekinder durch die Organe der Waiſenpflege, ferner das Beſtehen der Säuglingsfürſorgeſtellen, vor allem aber auch die am 1. Oktober 1906 eingeführte Berufsvormundſchaft nicht ohne Einfluß geweſen. Eine nicht unerhebliche Zahl der Kinder mußte vorübergehend deshalb in Pflege genommen werden, weil die Mutter ſich im Krankenhauſe oder in der Heilſtätte befand, und eine andere Verſorgung der Kinder als durch Übernahme in Pflege nicht möglich war. Unter Berufsvormundſchaft ſtanden am Schluſſe des Rechnungsjahres 1907 nach Abzug der inzwiſchen ausgeſchiedenen Kinder 458 Kinder, von denen ſich 184 bei der Mutter, 145 in Haltepflege und 129 in ſtädtiſcher Koſtpflege befanden. Durch den (Generalvormund ſind im Rechnungsjahre 1907 rund 18 190 ℳ an Alimenten eingezogen worden, wovon rund 4947 ℳ für Kinder, die in ſtädtiſche Pflege genommen worden waren, an die Stadt erſtattet worden ſind. Ein großer Teil der Alimentenzahlungen erfolgt nicht an den Generalvormund, ſondern direkt an die Mündelmütter oder die Haltefrauen und iſt daher in der obigen Summe nicht enthalten. Nach einem Beſchluß der ſtädtiſchen Körperſchaften werden für die hier ortsangehörigen ſtädtiſchen Pflegekinder die von dritter Seite für ſie gezahlten Beiträge bis zum Betrage von 300 ℳ für jedes Kind zinsbar angelegt, um Iv ü ter zum Beſten der Kinder verwendet zu werden. Am Schluß des Jahres 1906 waren vorhanden 121 Sparbücher mit zuſammen 13 706,61 ,. Aufgelöſt wurden wegen vorzeitigen Ausſcheidens der Kinder aus der ſtädtiſchen Pflege 17 Sparbücher im Betrage von 2 176,35 ℳ. Ende 1907 beſtanden 128 Sparbücher mit einem Geſamt⸗ betrage von 15 427,68 ℳ (einſchl. der aufgelaufenen Zinſen). Das Beſtreben, die Säuglingsſterblichkeit, die auch in Charlottenburg namentlich bei den unehelichen Kindern noch immer hoch iſt, weiter herabzudrücken, hat, wie ſchon im vorigen Bericht feſtgeſtellt iſt, in den letzten Jahren erfreuliche Erfolge gehabt. Die von der Stadt eingerichteten Säuglingsfürſorgeſtellen, jetzt 5, ſind im Jahre 1907 von 2653 Kindern aufgeſucht worden. Auf ihre Tätigkeit und die durch die Berufsvormund⸗ ſchaft herbeigeführte beſſere und nach Möglichkeit gleich nach der Geburt einſetzende Fürſorge für die Neugeborenen dürfte die in den letzten Jahren beobachtete Beſſerung wohl in erſter Reihe zurückzuführen ſein. Von den 328i n ſt äd tiſche Pflege genommenen Kindern, die bei der Übernahme in die Pflege das erſte Jahr noch nicht vollendet hatten, ſind 49 verſtorben, von insgeſamt 438 in dem Jahre in Haltepflege be findlichen Kindern 15. Zu den ſchon beſtehenden Einrichtungen auf dem Gebiet der Säuglingsfürſorge ſind im Jahre 1907 neu hinzugetreten eine Baracke für 10 ſchwächliche Säug⸗ linge in der Kindererholungsſtätte Weſtend, in der die dort aufgenommenen Säug⸗ linge mit Ammenmilch und Ziegenmilch ernährt werden, ſowie die im November 1907 eröffnete Charlottenburger Säuglingsklinik, die zunächſt nur 14 Betten enthielt, jetzt aber, um dem Andrang zu genügen, auf 29 Betten erweitert worden iſt. Der Pflegſchaft des ſtäd tiſchen Freiwilligen Er zie hungs⸗ beirats, in dem zur Zeit 254 Pfleger und 94 Pflegerinnen tätig ſind, ſind bis zur Schul⸗ entlaſſung Michaelis 1907 978 Knaben und Mädchen unterſtellt worden. Beihilfen konnten 1907 an 138 Pfleglinge im Geſamtbetrage von 9 015,85 ℳ gewährt werden. Die unterhaltungsabende für weibliche Pfleglinge ſind auch im Winter 1907 fortgeſetzt worden. Für die männlichen Pfleglinge ſind ſie eingeſtellt worden, nachdem im November 1907 das Lehrlingsheim „Iugendklub Eharlottenburg“ eröffnet worden war, das täglich abends geöffnet iſt und auch den Pfleglingen des Freiwilligen Erziehungsbeirats offenſteht. Wir ſchließen hieran eine Überſicht über die Berufe der zurzeit in der Armen⸗ und Waiſenpflege tätigen Ehrenbeamten ſowie eine Ehrentafel der ſeit länger als 10 Jahren ehrenamtlich in der Armen⸗ und Waiſen⸗ pflege tätigen Männer und Frauen.