— 189 — 4. Die ſtädtiſche Fürſorgeſtelle für Lungenkranke. (Einen eingehenden Bericht enthalten die Amtlichen Mittei⸗ lungen der Charlottenburger Armenverwaltung XII. Jahrg. Nr. 6.) Der Betrieb in der Fürſorgeſtelle iſt im vergangenen Jahre in gleicher Weiſe wie früher fortgeführt worden. Eine Anderung iſt nur inſofern eingetreten, als ſeit dem 1. April 1907 ein Aſſiſtent eingeſtellt iſt, da die Tätigkeit für einen Arzt zu umfangreich wurde. Vom 1. April 1907 bis 31. März 1908 ſind 2 345 neue Fälle aufgenommen und unterſucht worden, 542 Männer, 779 Frauen, 1 024 Kinder (1906/07 1 795 Fälle). Von dieſen Fällen wurden überwieſen: 1 150 durch Arzte, 132 durch die Armendirektion, 53 durch Kaſſen und die Landesverſicherung, 357 durch andere Stellen und Private, 653 hatten ſ ich ſelbſt gemeldet. Die zahlreichen Überweiſungen durch Arzte ſind ein erfreuliches Zeichen des bleiben⸗ den Wohlwollens dieſer gegenüber der Fürſorgeſtelle. Im ganzen ſind 7 928 Unterſuchungen gemacht, wobei natürlich auch die vom vorigen Jahre übernommenen Fälle mitgerechnet ſind (1906 /7 5 896). Für He ilſtättenbehan dlung wurden bei der Armendirektion 370 Fälle beantragt, 127 Männer, 125 Frauen, 118 Kinder. Von dieſen ſind 326 auf Koſten der Armendirektion oder der Landesverſicherungsanſtalt Brandenburg mit einem Zuſchuß der Armendirektion in Heilſtätten verpflegt worden. Außerdem haben 7 Perſonen auf Koſten der Landesverſicherungsanſtalt Berlin und 5 auf eigene Koſten eine Heilſtättenkur durchgemacht, ſo daß alſo im gunzen 328 Perſonen eine Heilbehandlung durch die Fürſorgeſtelle verſchafft wurde. Aus den Heilſtätten entlaſſen wurden 254 Perſonen, 75 Männer, 89 Frauen, 90 Kinder. Von den Männern konnten aus äußeren Gründen 11 nicht nachunterſucht werden, von den Frauen 4 und von den Kindern 5. Bei den übrigen iſt das Reſultat nach Stadien geordnet aus folgenden zwei Tabellen erſichtlich, von denen die eine die Kranken betrifft, die zum erſten Male einer Heilſtätte überwieſen wurden, die zweite Kranke, die zum zweiten Ma l e fortgeſchickt wurden. Zumdritten M al wurde nur 1 Perſon einer Heilſtätte überwieſen; dieſe befand ſich im l. Stadium und erzielte noch einen vollen Erfolg. Er ſte Kur. 3weite Kur. 5 21 12 2 B C 8 Erfolg 2 Erfolg 2 Erfolg 5 Erfolg 8 Erfolg 3 Erfolg — — 1 24 — 1 — — 5. (]36]. 2 L. 23 51 ss 8 2ſel. 2 2 2ſ2 2 2 22 E 2 2FE2 2 1² 2 3 2 2 3 5 ſ2 2 2 5 —2 SSEE ZEE2 2E —3 3 2 2E 22 2 ZEE 2 2 Männer 52 2220 4 1 1— 1— —— Imanner ſ ] 3 2 7 2. 1— 34— 1 1— Frauen 65f3133 1 —10 2 5 3— 2ſ— — — J Frauen 3 4 3— 1 11——4———— Kinder 4 4 . . — 1 Kinder. 3 1 2—— 1—1 — 1 4. 1 In die Erholungs ſtätten wurden geſchickt auf Koſten der Stadt 51 Männer, 161 Frauen, 520 Kinder, außerdem auf Freiſtelle 12 Männer und 27 Frauen. Die große Mehrzahl der Erwachſenen litt an Tuberkuloſe oder war auf Tuberkuloſe verdächtig, einige waren anderweitig krank, an Aſthma, Nervenleiden, Herzfehler und dergl. Von den 520 Kindern litten 263 an Skrofuloſe, 93 waren auf Tuberkuloſe verdächtig, 40 litten an leichter Tuberkuloſe, 7 an ſchwerer, 4 an Knochentuberkuloſe. Die übrigen litten an Blutarmut, Herzfehler und dergl. Bevorzugt wurden bei der Entſendung die Kinder aus tuberkulöſen Fam ilien. Es hat ſich auch im vergangenen Jahr wieder gezeigt, daß ſich mit den Erholungs⸗ ſtätten in den geeigneten Fällen ſehr gute Erfolge erzielen laſſen. In erſter Linie ſind für ſie die leichteren Fälle von Strofuloſe geeignet: dieſe zarten, blutarmen Kinder können dort ſehr wohl ſo weit gekräftigt werden, daß ſie von der Tuberkuloſe verſchont bleiben. Für die Lungentuberkulöſen ſelbſt ſind ſie nur als Vor⸗ oder Nachtur der Heilſtättenbe⸗ handlung zu benutzen oder auch zur Erholung in ſchwereren Fällen. In Ferienko lonien wurden 26 ſtrofulöſe, aus lungenkranken Familien ſtammende Kinder geſchickt. Sie haben ſich alle gut gekräftigt, und man kann wohl hoffen, 7. ſie der ſteten häuslichen Infektionsgefahr erfolgreichen Widerſtand entgegenſetzen önnen. Aufs Land wurden 13 Perſonen geſchickt. Es waren dies teils Leicht⸗, teils Schwerkranke, die irgendwelche Beziehungen zum Lande hatten. Die Leichtkranken erziel⸗ ten ganz gute Beſſerungen, die Schwerkranken zeigten kaum eine Beeinfluſſung des Prozeſſes. 124 Schwerkranke wurden dem Krankenhaus überwieſen. In das Pflege⸗ heim Burg Daber wurden 18 Schwertuberkulöſe geſandt. Bezüglich der Wohnungs⸗ und Familienfürſorge ei erwähnt, daß 161 Desinfettionen veranlaßt ſind. In 32 Fällen . Familien ein vollſtändiges Bett verſchafft, damit der Kranke ein Bett für ſich hatte. In 43 Fällen wurden Miet zu ſch ü ſſe zur Iſolierung Schwerkranker in einem Zimmer und ſonſtige Unterſtützungen von der Armendirektion erwirkt. Die Wäſchebeut ell:, die ſeit dem vorigen Jahre abgegeben werden, haben ſich gut bewährt; im vergangenen Jahre ſind wiederum 100 Stück verteilt worden.