— 33 — dem Abzeichen der Wiſſenſchaft weiſt die Haupttreppe hinauf zu den wiſſenſchaftlichen Räumen der Anſtalt. In der darüber befindlichen Halle des erſten Stocks ſollen an den ebenfalls aus Granit gefertigten Stützen 6 Kupfer⸗ reliefs berühmter Männer der Geſchichte und des Geiſteslebens auf die in dieſem Stock befindliche Bücherei hindeuten. Als Vertreter ſind ausgewählt Ariſtoteles und Cäſar, Michelangelo und Luther, Schiller und Bis⸗ marck. In der Vorhalle des zweiten Stocks befindet ſich ein größerer Brunnen aus ſog. Mutz⸗Flieſen. Hier ſind die Kapitäle der Granitpfeiler in Stuck ausgebildet, um auf die Ausſtattung des Schulſaals vorzubereiten, welcher eine reich in Stuck gegliederte Decke erhalten hat. Beſonderer Schmuck iſt in dieſem nur über den drei großen Eingangstüren und in den Glasfenſtern angebracht. Letztere enthalten in 20 Mittelfeldern die haupt⸗ ſächlichſten Berufsarten, welche die Schüler der Anſtalt ergreifen können, während über den Türen 12 Jünglings⸗ geſtalten die einzelnen Unterrichtsfächer zur Darſtellung bringen, welche auf der Schule ſelbſt getrieben werden. Die ſonſtigen Räume des Saalbaues ſind ohne beſondern Schmuck geblieben, dagegen haben die 20 Klaſſentüren des Klaſſenflügels je ein beſonderes unmittelbar auf den Putz gemaltes Bild erhalten, deren Inhalt aus der Dichtkunſt entnommen dem Alter der Schüler angepaßt iſt. So zeigt das unterſte Geſchoß den kleinſten Schülern 5 Märchenbilder, das nächſte Geſchoß 5 aus Sage und Geſchichte, das dritte 5 Balladenſtoffe und das oberſte den Höhepunkt der Dichtkunſt, fünf Dramen. Noch einmal kommen wir hier auf das Treppenhaus, welches außen die Sonnenuhr trägt. Im Innern iſt es dem Anſchauungsunterricht dadurch nutzbar gemacht worden, daß die einzelnen Geſchoſſe eine ganz verſchiedene Ausbildung erhalten haben, um den Schülern für die fünf wichtigſten deutſchen Stilarten einen Begriff zu geben. Im unterſten Geſchoß erinnern die ſchweren Gewölbe an ein romaniſches Kloſter. Ein Brunnen aus Terrazzo zeigt auf einer romaniſchen Säule eine Nachbildung des Braunſchweiger Löwen. Darüber führt uns ein Kreuzgewölbe mit Backſteinrippen in die gothiſche Kunſt ein, während weiterhin die Renaiſſance, der Barockſtil und ganz oben auch noch die moderne Kunſt charakteriſiert ſind. Türen, Beleuchtungskörper und auch die Trinkſtellen ſind jedesmal dem Stil angepaßt. Wenden wir unſere Schritte noch auf den Hof, ſo wird ein aufmerkſamer Beobachter bald erkennen, daß die in dem Gebäude durchgeführte Dreiteilung auch in der Hofeinteilung ſich widerſpiegelt. Dem Klaſſen⸗ flügel entſprechend nimmt den mittleren Teil des Hofes der große Spielplatz ein, hinter dem Saalbau befindet ſich ein beſonderer Turnplatz, hinter dem Wohnhaus des Direktors der Garten desſelben und im Anſchluß daran der ebenfalls als Garten ausgebildete Teil für den botaniſchen Unterricht. Der Spielplatz iſt ringsherum von Wandelhallen umgeben, welche an den beiden hinteren Ausgängen der Schule ihren Anfang nehmen, und dem Schüler auch bei ſchlechtem Wetter den Aufenthalt im Freien er⸗ möglichen. Die Zwiſchenteile der Wandelhallen ſind in Holz ausgeführt. In den einzelnen Feldern der Holz⸗ wand ſind in Holz ausgeſchnittene Figuren angebracht, welche die verſchiedenen Spiele der Jugend zur Dar⸗ ſtellung bringen. Die Kartons zu dieſen Figuren ſind ebenſo wie die im Schulſaal, welche die Unterrichtsfächer darſtellen, ſowie auch die Bilder über den Klaſſentüren von dem bereits genannten Kunſtmaler Wilhelm Wieg⸗ mann ausgeführt. Neben dem Hofausgang des Saalbaues lehnt ſich an den Wandelgang ein beſonderer Aus⸗ bau an, in welchem ein Trinkbrunnen nach dem Modell des Bildhauers Otto hier aus Muſchelkalkſtein aufgeſtellt iſt. Wie bei allen andern bereits erwähnten Trinkſtellen gehen die Waſſerſtrahlen ſpringbogenartig nach oben, um ein Trinken ohne Becher, unmittelbar mit dem Munde, zu ermöglichen. Werfen wir vom Spielplatz noch einen Blick nach oben, ſo finden wir an der weſtlichen Spitze des Daches eine Wetterfahne, welche den Spruch verſinnbildlicht: Spandauer Wind, Berliner Kind, Charlottenburger Pferd Sind alle drei nichts wert. Der Gedanke, gerade an dieſer Stelle den alten Spruch zu verwenden, lag nahe, da von der Höhe des Gebäudes aus über alle drei Städte ein Überblick zu gewinnen iſt. Der Erwerb der Grundſtücke hat eine Koſtenſumme von rund 235 700 ℳ erfordert, die eigentlichen Baukoſten für Schul⸗ und Wohnhaus haben etwa 1 010 000 ℳ oder 22,2 ℳ für das Kubikmeter umbauten Raumes betragen. Ferner hat die innere Ein⸗ richtung 78 000 ℳ, ſowie Umwehrung, Wandelhallen und Pflaſter 68 300 ℳ Koſten verurſacht, ſo daß alles in allem 1 392 000 ℳ aufgewendet worden ſind. Neuban der Gemeinde⸗Doppelſchule in der Sybelſtraße. Die Bauſtelle iſt im Laufe des Berichtsjahres durch Neuerwerb um eine Fläche von 2165 qm vergrößert worden. In Gemäßheit des Gemeindebeſchluſſes vom 30. April/6. Mai 1908 wird auf dieſem Gelände, und zwar an dem Mädchenſchulflügel ein Anbau errichtet. Der Anbau enthält einen Kindergarten mit den erforderlichen Nebenräumen und 8 Schulklaſſen, ſowie eine geſonderte Treppenanlage. Die Baukoſten erhöhen ſich durch den Anbau um 120 000 ℳ. Die ganze Bauſtelle hat nunmehr eine Flächengröße von 7367,5 qm und eine nach Süden gerichtete Straßenfront von 74,45 m Länge. Die Tiefe des Grundſtückes von der Straße aus beträgt 105,16 m bzw. 88,22 m. Für den Schulneubau wurde ein hakenförmiger Grundriß mit an die Straße gerückter Front gewählt, um den Klaſſen Nord⸗ bzw. Weſtlicht zu geben. Die bebaute Fläche einſchließlich der 3 Lichthöfe beträgt 2518 qm, der frei bleibende Bewegungsraum 4849,50 qm. Bei einer durchſchnittlichen Belegung von 50 Schülern bzw. Schülerinnen für jede der 47 Klaſſen ergibt ſich demnach ein Bewegungsraum von rund 2,0 qm pro Kopf. Der eine Schenkel des hakenförmigen Grundriſſes erſtreckt ſich von Oſten nach Weſten und liegt in der Bauflucht, während der andere Schenkel die Oſtſeite des Grundſtückes einnimmt. Die nach dem Programm geforderten Räume ſind in der Weiſe untergebracht, daß die beiden Flügel 27 nach Weſten bzw. 20 nach Norden gelegene Klaſſen an gerade durchlaufenden, einſeitig gut beleuchteten Fluren in den 4 oberen Ge⸗ ſchoſſen aufnehmen. Die Größe der auf durchſchnittlich je 50 Kinder berechneten Klaſſen beträgt rund 50 qm. Die Klaſſenbreite iſt ſo bemeſſen, daß 3 Reihen zweiſitziger Bänke nebeneinander geſtellt werden können. Im 1. und 2. Obergeſchoß liegen außerdem noch die Rektoren⸗, Lehrer⸗ bzw. Lehrerinnen⸗ und Arztzimmer. An Nebenräumen ſind in jedem Geſchoß 2 Räume für Lehrmittel und Sammlungen vorgeſehen. Zwiſchen den Klaſſenflügeln in der Südoſtecke liegt im Erdgeſchoß die Turnhalle mit Geräteraum, Garderobe und Zuſchauertribüne, darüber die durch 2 Geſchoſſe reichende Aula und über dieſer der Handfertigkeitsraum ſowie die Phyſikklaſſe mit Vorbereitungsraum. Im Erdgeſchoß der beiden Flügel ſind untergebracht: Die Schuldienerwohnungen, beſtehend aus je 2 Stuben, Küche und Nebenräumen; ferner die Frühſtücksräume und Brauſebäder,