— 422 — I. Grundklaſſe n. Die Maßnahmen betr. die Grundklaſſen (vgl. Verw. Bericht 1907 S. 119 f.) ſind in ſämtlichen evangeliſchen Gemeindeſchulen durchgeführt. Die Belegungszahl der Grundklaſſen iſt auf höchſtens 45 herabgeſetzt und die Stundenzahl von 22 auf 18 wöchentlich ermäßigt worden. An die Stelle der weggefallenen Turnſtunde iſt an den Knaben⸗ ſchulen im Sommer eine Spielſtunde getreten; an den Mädchenſchulen, die bisher in der Grundklaſſe weder Turn⸗ noch Spielſtunden im Lehrplan hatten, iſt ſie neu eingeführt worden. Sodann iſt nach jeder halben Stunde eine Pauſe von 3 bis 5 Minuten eingeführt worden. Ferner iſt eine Verſtärkung der ſchulärztlichen Uberwachung der Schüler eingetreten. Der Klaſſenlehrer erteilt ſolchen Kindern, welche in der Klaſſe nicht mit fortkommen, von der erſten Woche des dritten Monats nach der Einſchulung an wöchentlich 3 Stunden Nachhilfeunterricht in Deutſch und Rechnen. Diejenigen Kinder, welche nach dem Urteil des Klaſſen⸗ lehrers und des Schularztes körperlich ſo ſchwach ſind, daß ſie 18 13 Stunden wöchentlich nicht vertragen, können vom Rektor von 1 bis 3 lektionsplanmäßigen Stunden der gleichen Fächer befreit werden. Auch iſt es nicht not⸗ wendig, daß jedes dem Nachhilfeunterricht überwieſene Kind an ſämtlichen dafür angeſetzten Stunden teilnimmt oder daß es an Deutſch un d Rechnen ſich beteiligt. Ferner iſt es zuläſſig, einzelne Kinder innerhalb der Nach⸗ hilfeſtunde ein oder mehrmals auf 10 Minuten zur Erholung auf den Schulhof zu entlaſſen. Nach den bisherigen Erfahrungen empfiehlt es ſich, am Nachhifeunterricht nicht mehr als 7—9 Kinder gleichzeitig teilnehmen zu laſſen: andernfalls lann das einzelne Kind nicht individuell genug behandelt werden. Nur ausnahmsweiſe — wie nach Epidemien uſw. — wird man auf einige Zeit darüber hinausgehen Nach den Berichten über die Verſetzungsergebniſſe wurden Michaelis 1908 und Oſtern 1909 in den 12 weſtlichen Schulen, welche ſich aus den am wenigſten bemittelten Bevölkerungsſchichten rekrutieren, — abgeſehen von den 10 bzw. 11 Kindern, die wegen andauernder Krankheit entweder die ganze Zeit oder den größten Teil derſelben beurlaubt waren — a) nach der Normalklaſſe vI verſetzt 92,9% bzw. 92,0% b) nach der B⸗Klaſſe VvI verſetzt 5,8% „ 5, 7% c) ½ Jahr zurückverſetzt 0,1% „ 0,5% d) 7 Jahr zurückverſetzt 0,3%% „ 0,7% e) der Hilfsſchule überwieſen 6,9% „ 1,1 0 Dieſes günſtige Ergebnis erhält eine nur unweſentliche Abſchwächung dadurch, daß Michaelis 1908 ⸗ 15 und Oſtern 1909 ⸗ 14 Kinder, zumeiſt kranke, nach halbjährigem Schulbeſuch das Klaſſenpenſum noch einmal beginnen mußten. II. B Klaſſen. Die Sonderung der Kinder in Normalklaſſen und B⸗Klaſſen (ogl. Verw. Bericht 1907 S. 120 f.) blieb weiter auf die im Weſten der Wilmersdorfer Straße gelegenen Schulen beſchränkt. Zu den ſeit dem Jahre 1907 beſtehenden 4 VI B⸗Klaſſen (je 2 Oſter⸗ und Michaelisklaſſen) traten Oſtern 1908 - 2 weitere Klaſſen VvI B (3. Semeſter) und 2 Klaſſen v B hinzu, und ferner Michaelis 1908 noch 3 Klaſſen V B. Zur Überweiſung nach den B⸗Klaſſen vI bzw. V gelangten diejenigen Kinder, welche nach einjährigem Beſuche der Grundklaſſe bzw. der Normalklaſſe vI für die Verſetzung nach der höheren Normalklaſſe noch nicht reif genug waren, ſei es, daß ſie in einem Hauptlehrgegenſtand große Lücken hatten, ſei es, daß eine größere Anzahl geringerer Lücken ſich über das Penſum der ganzen Klaſſe verteilten, ſo daß ein Mitfortkommen in der nächſten Normalklaſſe ausgeſchloſſen erſchien. Die Aufgabe der B⸗Klaſſen iſt, in 1½2 Jahren ſowohl dieſe Lücken aus⸗ zufüllen als auch das Penſum der entſprechenden Normalklaſſe zu bewältigen. Die Schülerzahl der B⸗Klaſſen iſt auf höchſtens 30 feſtgeſetzt, ſo daß der Lehrer die Möglichkeit hat, jedes einzelne Kind im Unterricht intenſiver heranzuziehen und die weſentlichſten Teile des Lehrſtoffes eingehender zu behandeln. Die Zahl der Unter⸗ richtsſtunden in den B⸗Klaſſen iſt mit Rückſicht auf die körperliche Schwäche vieler Kinder gegenüber der entſprechenden Normalklaſſe um wöchentlich 1 Stunde herabgemindert; ſie betrug in I1 B⸗21 ſtatt 22 und in v B.25 ſtatt 26. Auch ſonſt iſt der Lehrſtoff etwas gekürzt. Den ſchwächſten Kindern der B⸗Klaſſen wurde von Anfang an vom Klaſſenlehrer Nachhilfeunterricht erteilt. Dieſem wurden auch wie in den Normal⸗ klaſſen ſolche Kinder zugewieſen, welche wegen Krankheit eine Zeitlang am Schulbeſuch verhindert waren Die Erfolge waren recht erfreulich. Als die beiden zuerſt errichteten vI B⸗ Klaſſen Michaelis 1908 ihr 1 % jähriges Klaſſenpenſum erledigt hatten, konnten von den 52 Schülern und Schülerinnen derſelben nicht weniger als 8 ⸗ 15,4% wieder in die Normal⸗ ſchule zurückkehren, und zwar wurden dieſe ſämtlich nach der nächſthöheren Klaſſe V verſetzt, 43 Kinder - 82,7% wurden nach der Klaſſe v B verſetzt und 1 ⸗ 1,9% wurde der Hilfs⸗ ſchule überwieſen. Zu Oſtern 1909 konnten von den zu Michaelis 1907 errichteten beiden VI B-Klaſſen mit zuſammen 46 Schülern — 1 hatte “ Jahr hindurch gefehlt und kam für die Verſetzung nicht in Betracht — 4 - 5,7% nach der nächſthöheren Normalklaſſe v und 35 76,1% nach der nächſthöheren B⸗Klaſſe V verſetzt werden; 4 Kinder ⸗ 5,7% wurden einer Jahr, 2 ⸗ 4,3% einer 1 ganzes Jahr jüngeren B⸗Klaſſe überwieſen und 1⸗ 2,2% kam in die Hilfsſchule. Ferner haben ſich die B-Klaſſen für ſolche Kinder, deren ſpätere Überweiſung in die Hilfsſchule erfolgen mußte, als eine Einrichtung zu eingehender allſeitiger Prüfung ihrer phyſiſchen und pſychiſchen Eigentümlichkeiten erwieſen. Im Jahre 1908 wurden aus den B⸗-Klaſſen zur Hilfsſchule überwieſen: Michaelis 1908 - 1 und Oſtern 1909⸗ 2 Kinder. Anderſeits bieten die B⸗Klaſſen die Möglichkeit, diejenigen Kinder aus der Hilfs⸗ ſchule aufzunehmen, deren geiſtige Kräfte ſich wider Erwarten gehoben haben wenn auch nicht ſoweit, daß der Übertritt in die Normalſchule erfolgen konnte. So konnten Oſtern 1908 — 7 und Oſtern 1909 - 3 Hilfsſchulkinder verſuchsweiſe der entſprechenden B⸗Klaſſe zu⸗ geführt werden. III. Normal⸗Klaſſe n. Auch für die Normalklaſſen hat ſich die Ausſcheidung der Schwachen nach dem B-Syſtem weiter als entſchiedener Vorteil erwieſen. In Betracht kamen für 1908 nur die Klaſſen vI und v der weſtlichen Schulen, an denen die Sonderung der Kinder zunächſt durchgeführt wurde. Mit Klaſſe v wurde Oſtern 1908 neu begonnen. Der Nachhilfeunterricht ſetzte in den Normalklaſſen mit der dritten Schulwoche ein.