— 161 — 2. Rechtsſtreitigkeiten. Die Armenverwaltung erhob im Verwaltungs⸗ ſtreitverfahren 109 Klagen (1907: 58, 1906: 47), bei denen in 64 Fällen nach dem Klageantrag erkannt wurde, in 3 Fällen Abweiſung der Klage erfolgte und in 20 Fällen die Klage zurückgezogen wurde, weil die Klageforderung nachträglich anerkannt und ge⸗ zahlt wurde, während 22 Fälle unbeendet blieben. Im ordentlichen Gerichtsverfahren wurden 7 (1907: 12, 1906: 18) Klagen angeſtrengt. In einem Falle erging das Urteil nach dem Klageantrage, dreimal wurde ein Verſäumnisurteil erwirkt und 3 Fälle blieben ſchweben. Gegen die Armenverwaltung wurden 2 (1907 5, 1906: 1) Klagen er⸗ hoben, davon 1 im Verwaltungsſtreitverfahren und 1 im ordentlichen Gerichtsverfahren; beide waren am Schluſſe des Berichtsjahres noch nicht beendet. 3. Beſchwerden wegen Verſagung der Unterſtützung ſind gegen die Armenver⸗ waltung in 10 (im Vorjahre 7) Fällen erhoben worden. Davon wurden 6 (im Vorjahre 5) als unbegründet zurückgewieſen, 1 zurückgenommen und 2 als erledigt angeſehen, weil bei der einen die entzogene laufende Unterſtützung wieder bewilligt worden war und bei der andern die Armenverwaltung ſich verpflichtet hatte, alle Maßnahmen zur Beſeitigung des Notſtandes zu treffen; 1 Beſchwerde ſchwebte am Schluſſe des Berichtsjahres noch. 4. Armutszengniſſe. Anträge auf Erteilung von Armutszeugniſſen zur Prozeß⸗ führung ſind in 2 176 Fällen (gegen 1665, 1469, 1291, 1418, 1386 in den früheren Jahren) geſtellt worden. 5. Erſuchen auswärtiger Behörden. In Armenſachen: Auskünfte und Einziehung von Kur⸗ uſw. Koſten 2146 (gegen 1861, 1562, 1417, 1553, 1575 in den früheren Jahren). Feſtſtellung der Vermögensverhältniſſe in Strafſachen: 409 (gegen 344, 485, 643, 692, 585). 6. Tätigteit der Auskunftſtelle. Am Schluſſe des Berichtsjahres konnte die Aus⸗ kunftſtelle über rund 16 536 Perſonen, die bisher die öffentliche oder private Wohltätigkeit in Anſpruch genommen haben, Auskunft erteilen. Im verfloſſenen Jahre ſind 202 (gegen 122 im Vorjahre) Anfragen an ſie gerichtet worden. In 195 (gegen 97) Fällen konnte Auskunft auf Grund der Perſonalbogen erteilt werden, während in den übrigen 7 (gegen 25) Fällen die Perſonen, über die Auskunft erbeten wurde, ſich noch nicht an die öffent⸗ liche Armenpflege oder an Wohltätigteitsvereine gewandt hatten. Mit der Geſchäftsſtelle der Vereinigung der Wohltätigkeitsbeſtrebungen hat die Auskunftſtelle auch in dieſem Jahre in ſtändigem Geſchäftsverkehr ge⸗ ſtanden. Die Geſchäftsſtelle der Vereinigung der Wohltätigkeitsbeſtrebungen iſt im verfloſſenen Kalenderjahre 2918 mal (gegen 2688 mal im Vorjahre) durch Anfragen in Anſpruch genommen worden. Bei der Weihnachtsbeſcherung hat auch diesmal die Auskunftſtelle mitgewirkt, um die verſchiedenen Spender zu einem planmäßigen Zuſammenwirken zu vereinigen. Auf die Aufforderung zur Einreichung von Weihnachtsbeſcherung liſte n ſind der Auskunftſtelle 27 Liſten (20 von Vereinen und 7 von Privat⸗ perſonen gegen 17 und 5 im Vorjahre) zugegangen. Von den in dieſen Liſten verzeichneten 2224 Perſonen oder Familien waren 543 von 2 Seiten, 135 von 3, 16 von 4 und 5 von 5 Seiten, zuſammen alſo 699 gleichzeitig von mehreren Seiten zur Beſcherung in Ausſicht genommen. 130 von der Geſamtzahl hatten in der Zeit vom 15. November bis 13. Dezember 1908 aus ſtädtiſchen Armen⸗ oder Stiftungsmitteln Unterſtützungen in barem Gelde oder durch Einkleidung ihrer Kinder erhalten. Die Zahl der zur Beſchentung in Ausſicht genommenen Familien iſt im Jahre 1908 gegen das Jahr 1907 um 141 (2365—2224) zurückgeblieben. Dies iſt jedoch darauf zurückzuführen, daß von einem Vereine, der ſonſt eine der umfangreichſten Liſten einreichte, in dieſem Jahre bedauerlicherweiſe eine ſolche nicht eingereicht wurde. Tatſächlich dürfte die Zahl der Perſonen, die Weihnachts⸗ gaben erbeten haben, wiederum zugenommen haben. In der gemeinſamen Beſprechung am 17. Dezember 1908, zu der ſich auch diesmal eine größere Zahl von Privatperſonen und Vertretern der Vereine eingefunden hatte, wurden bei der Vergleichung der einzelnen Liſten in 6 Fällen Anderungen in der Art der Gaben vorgenommen, in 2 Fällen Gaben hinzugefügt und in 87 Fällen Gaben geſtrichen. 7. Stiftungen. Puls ſche Er bſchaf t. Die Eheleute Johann Friedrich Moritz Puls, verſtorben am 21. Juni 1895 und Caroline Elfriede Dorothea Puls, geb. Hartmann, verſtorben am 13. Juli 1908, haben in ihrem am 21. Juli 1908 eröffneten Teſtament die Stadtgemeinde Charlottenburg zur Erbin eingeſetzt, mit der Maßgabe, daß aus dem Nach⸗ laß eine „Altersverſorgungsanſtalt für arbeitsunfähige Perſonen des Arbeiter⸗ und Klein⸗ bürgerſtandes, Ehepaare oder einzelne, männliche, auch weibliche Perſonen“ zu errichten iſt. Der Nachlaß beträgt etwa 4 000 000 ℳ, wovon die im Teſtament ausgeſetzten Ver⸗ mächtniſſe im ungefähren Betrage von 1 741 000 ℳ abgehen. Die Königliche Genehmigung zur Annahme der Erbſchaft ſteht noch aus. v. Kauf man n'ſches Ver m ä ch t n i sS. Zum Andenken an ihren verſtorbenen Gatten hat Frau Geheime Regierungsrat v. Kaufmann der Stadtgemeinde den Betrag von 3 000 ℳ überwieſen mit der Beſtimmung, dieſe Summe zu Unterſtützungen an ver ſchämte Arme, insbeſondere an bedürftige Familien zu verwenden, und zwar in Beträgen von mindeſtens 50 ℳ. Der überwieſene Betrag iſt dem Wunſche der Geberin entſprechend verwendet worden. 8. Waiſenpflege einſchl. Fürſorgeerziehung, unter Ausſchluß der Waiſentoſt⸗ pflege. Tätigkeit des Gemeinde waiſenrats. Der Gemeindewaiſenrat hat im Berichtsjahre 1908 folgenden Schriftwechſel mit den Vormundſchaftsgerichten zu erledigen gehabt: 780 (gegen 840) Vorſchläge zum Vormund, 51 (gegen 52) zum Gegenvormund, 222 (gegen 349) zum Beiſtand, 501 (gegen 485) zum Pfleger, 7 (gegen 23) Mitteilungen in Fürſorgeerziehungsſachen (unter Ausſchluß des bei den Perſonalakten geführten Schriftwechſels), 40 (gegen 44) Anfragen über Behandlung der Mündel, 382 (gegen 249) Mitteilungen über Beendigung der Vormundſchaft, 2 (gegen keine) desgleichen der Gegen⸗ vormundſchaft, 21 (gegen 21) desgleichen der Beiſtandſchaft, 124 (gegen 69) desgleichen der Pflegſchaft, 56 (gegen 21