— 183 — XIV. Die öffentliche Geſundheitspflege. 1. Die ſtädtiſche Krankenpflege. Allgemeines. Die veralteten und ſich immer mehr als unzulänglich erweiſenden Einrichtungen der geburtshilflichen Abteilung des Krankenhauſes Kirch⸗ ſtraße machen ſchleunige Abhilfe notwendig. Die dieſerhalb eingeleiteten umfangreichen und eingehenden Vorarbeiten haben dadurch einen vorläufigen Abſchluß gefunden, daß die Deputation einen Entwurf, der einen Neubau an der Sophie⸗Charlotten⸗Straße neben dem ſtädtiſchen Bürgerhauſe mit vorläufig 211 Krankenbetten vorſieht und mit dem Koſten⸗ betrage von 2 532 400 ℳ abſchließt, zur Annahme und Ausführung empfohlen hat. Einer Anregung aus der Stadtverordnetenverſammlung folgend, iſt ferner die Frage erörtert worden, ob im Zuſammenhange mit dem Krankenhauſe Weſtend die Einrichtung einer öffentlichen allgemeinen Poliklinik notwendig ſei. In Anbetracht der in Charlottenburg ſchon beſtehenden vielfachen Fürſorgeeinrichtungen hat aber ein zwingendes Bedürfnis für eine Poliklinik, die übrigens einen Neubau erfordern würde, nicht anerkannt werden können. Die Angelegenheit iſt deshalb mit Zuſtimmung des Magiſtrats vertagt worden. Krankenhaus Charlottenburg⸗Weſtend. Für die innere Abteilung war bisher im Badehauſe eine proviſoriſche Röntgenanlage vorhanden, die mit veralteten, aus dem Krankenhauſe Kirchſtraße herrührenden Apparaten ausgeſtattet war. Zur Be⸗ ſeitigung der daraus ſich ergebenden Unzuträglichkeiten iſt eine beſonders für Behandlungs⸗ zwecke geeignete neue Einrichtung beſchafft worden, die in einem Raume des Pavillons Aufſtellung gefunden hat. Die Koſten haben rund 4 800 ℳ betragen. Außerdem hat mit einem Aufwande von 2 500 ℳ eine Erweiterung der unzulänglich gewordenen Bade⸗ und Waſchräume im Keſſelhauſe ſtattgefunden. In den Grundſtücks⸗Verhältniſſen und in der Anzahl der verfügbaren Krankenbetten (358 für die chirurgiſch⸗gynäkologiſche Abteilung und 304 für die innere Abteilung, zu⸗ ſammen alſo 662) ſind Anderungen nicht eingetreten. Bei den dirigierenden und Oberärzten ſind Veränderungen im Berichtsjahre nicht eingetreten. Auch die Zahl der Apotheker, ſowie der Beamten für den Bureau⸗ und Betriebsdienſt iſt unverändert geblieben. Die ſtädtiſche Schweſtern⸗ ſchaft umfaßt 1 Oberin, 12 Oberſchweſtern, 30 angeſtellte Schweſtern, 38 Probe⸗ ſchweſtern und 24 Schülerinnen, zuſammen 105 Köpfe. Außerdem waren einige fremde Schweſtern zur Ausbildung in der Krankenpflege überwieſen. Auf Grund der im Laufe des Berichtsjahres abgehaltenen Prüfungen konnte 68 Schweſtern, die hier ausgebildet worden ſind, und Sanderwärts vorgebildeten Schweſtern der Ausweis als ſtaatlich anerkannte Krankenpflegeperſonen erteilt werden. Zur Unterſtützung der Schweſtern in den Männer⸗ abteilungen, zu den gröberen Reinigungsarbeiten in den Pavillons und zum Dienſt in den mit der Krankenbehandlung im Zuſammenhang ſtehenden Gebäuden (Operationshaus, Badehaus, Aufnahmeabteilungen, Apotheke, Leichenhaus mit den Laboratorien und Desinfektionsanſtalt) waren 17 Wärter, 8 Wärterinnen, 3 Apothekendiener, 2 Leichen⸗ hausdiener, 2 Laboratoriendiener, 2 Desinfektionsarbeiter, 14 Hausdiener ſowie 32 Sta⸗ tions⸗ und Hausmädchen tätig. Der Wirtſchaftsbetrieb erforderte ein ſtändiges Perſonal von 97 Köpfen. Zur Beſchaffung der für die Ar z n e i verordnungen erforderlichen Medikamente, Drogen uſw. wurden im ganzen rund 29 700 ℳ verausgabt. Im Laborator i u m der Apothete fanden 149 Unterſuchungen der zur Einlieferung gelangenden Nahrungs⸗ mittel und der anderweitigen Verbrauchsartikel ſtatt. Außerdem wurden daſelbſt auch die fortlaufenden Kontroll⸗Unterſuchungen der für die ſtädtiſchen Säuglings⸗Fürſorge⸗ ſtellen gelieferten Milch und die Unterſuchung des Waſſers der ſtädtiſchen Brunnen aus⸗ eführt. 8 In der mit dem Krankenhauſe verbundenen Rettungswache wurde während des Jahres 1908 zuſammen 329 Perſonen koſtenfrei erſte Hilfe geleiſtet (310 Perſonen im Vorjahre). Die ſchon ſeit 3 Jahren für die Charlottenburger Arzte in den Wintermonaten abgehalteren Demonſtrationsabende ſind beibehalten worden und waren ſtets gut beſucht. Krankenhaus Charlottenburg⸗Kirchſtraße. Größere bauliche Arbeiten haben nicht ſtattgefunden, auch iſt die in der Anſtalt vorhandene Zahl der Krankenbetten (180) nicht verändert worden. Eebenſo ſind bei den leitenden Arzten Veränderungen im Berichtsjahre nicht eingetreten. Die Verhältniſſe auf der geburtshilflichen Abteilung haben es aber notwendig ge⸗ macht, die Abteilung in 2 ſelbſtändige Stationen zu zerlegen und jede Station mit einem Aſſiſtenzarzt zu beſetzen. Aus dieſem Grunde iſt die Hilfsaſſiſtentenſtelle an der geburts⸗ hilflichen Abteilung in eine Aſſiſtenzarztſtelle umgewandelt worden.