— 188 — Auch von den Walderholungsſtätten — in die allle für Rechnung der Stadt aufzunehmenden, auch nicht lungenkranke Perſonen durch Ver⸗ mittlung der Fürſorgeſtelle überwieſen werden — wurde ausgiebiger Gebrauch gemacht. Es wurden auf Koſten der Armendirektion 61 Männer, 228 Frauen und 713 Kinder, alſo im ganzen 1 002 Perſonen in die Erholungsſtätten geſchickt. Dazu kommen noch 37 Per⸗ ſonen, die auf Freiſtellen überwieſen wurden, und eine kleine Anzahl Selbſtzahler, ſo daß im ganzen etwa 1 050 Perſonen in den Erholungsſtätten geweſen ſind. Die Dauer der Kuren betrug mindeſtens 4 Wochen, in vielen Fällen aber auch mehrere Monate. Die Erwachſenen litten meiſt an Tuberkuloſe, einige an Bleichſucht, Aſthma, Herzvergrößerung, Herzfehler, Nervenleiden. Die Kinder litten zum weitaus größten Teil an Skrofuloſe und Blutarmut, viele waren außerdem auf Tuberkuloſe verdächtig, mehrere waren tuberkulös, einige in hohem Grade; die übrigen Kinder litten an ſchwacher Konſtitution, Herzfehlern, engliſcher Krankheit und dergl. Die Erfolge der Erholungsſtätten waren auch in dem Berichtsjahre wieder recht zufriedenſtellend, beſonders zeigte ſich der günſtige Einfluß der guten Ernährung und der friſchen Luft bei den leicht ſtrofulöſen und blutarmen Kindern. Für dieſe bietet die Erholungsſtätte entſchieden Vorzügliches. In vielen Fällen konnte die Verbeſſerung der Blutbeſchaffenheit unmittelbar durch die Blutunterſuchung nachgewieſen werden. Aber auch bei anderen Krankheiten tut die Erholungsſtätte recht gute Dienſte. Im beſonderen hat die vollſtändige Ruhe bei Leuten, die ſich überarbeitet haben und infolgedeſſen an Herzvergrößerung leiden, einen ausgezeichneten Einfluß, ſo daß die Leute wieder vollſtändig arbeitsfähig werden. Bei Lungenkranken wurden die Erholungsſtätten wie früher entweder als Vor⸗ oder Nachkuren bei Heilſtättenbehandlungen, in ſchweren Fällen auch zur Erholung benutzt. In Ferienkolonien wurden 43 ſkrofulöſe Kinder aus tuberkulöſen Familien geſchickt; ſie haben ſich ſämtlich gut erholt. 52 Perſonen wurden veranlaßt, einen Land⸗ aufenthalt zu nehmen. Es handelte ſich teils um ſchwerkranke, teils um leichtkranke Perſonen, die Verwandte auf dem Lande hatten, oder ihre kleinen Kinder nicht unterbringen konnten oder die Heilſtättenbehandlung aus irgend einem andern Grunde nicht wünſchten. Die Perſonen zahlten teils ſelbſt, teils wurde ihnen ein Zuſchuß von der Armendirektion erwirkt. Die Erfolge waren recht günſtig; eine Beſſerung war in allen Fällen zu konſtatieren. In Pflegeheime wurden durch die Fürſorgeſtelle 31 Perſonen überwieſen. Von dieſen ſind 11 bereits geſtorben, 4 ſind noch dort; 10 ſind unverändert, 3 ſind gebeſſert, 3 haben ſich verſchlechtert. Bei der Unterbringung in Pflegeheime hat ſich auch dieſes Jahr wie früher der bisherige Mangel einer gut eingerichteten nahe bei Charlottenburg gelegenen Anſtalt recht fühlbar gemacht. Die Patienten wollen nicht weit von der Familie entfernt ſein, damit ſie die Möglichkeit haben, ihre Angehörigen öfter und unter Umſtänden ſchnell zu ſehen. Es iſt ſicher, daß die weite Entfernung der Heimſtätten die Patienten in Unruhe verſetzt und hinaus nach Hauſe treibt. Nach den bisherigen Erfahrungen iſt es auch durchaus notwendig, daß die Pflegeheime mit einem etwas größeren Komfort ausgeſtattet werden, und daß die Patienten ſehr ſorgſam verpflegt werden; nur dann kann man den Patienten den Aufenthalt in der Familie erſetzen. In Krankenhäuſer wurden 102 Schwer⸗ kranke überwieſen. In Fürſorge wurden neu aufgenommen 442 Familien, es ſchieden aus 240, ſo daß jetzt 1 556 Familien in Fürſorge ſtehen. Die Schweſtern haben im Berichts⸗ jahre 12 35„ Beſuche gemacht. In 188 Fällen wurden Desinfektionen ver⸗ anlaßt. 22 Familien wurden Betten verſchafft, damit das kranke Mitglied der Familie ein Bett für ſich hatte und in 112 Fällen wurden Miets⸗ und andere Zuſchüſſe erwirkt. Die Wäſchebeutel wurden auch in dieſem Jahre weiter verabfolgt. Die Fürſorgeſtelle hat im Rechnungsjahre 1908 unmittelbar folgende Ko ſt e n verurſacht: Fürſorgeſtelle für Lungenkranke. Deiere für die FIurforgeſtetlee⸗ „ 4 4 1 615,— ℳ Für Inſtandhaltung der Räume und des Mobiliars ſowie für Beheizung, Reinigung Art Beteuchtung. . 2 , . 4 716,09 „ Arztliche Unterhaltungskoſten — Geräte, Spuckflaſchen, Merkblätter, Desinfektions⸗ Attel „ 2 2 , . 459,56 „ Für photographiſche Aufnahmen mittels Röntgenapparatssſse. 1 050,— „ Honorar des Leiters (zugleich Vertrauensarztes der Armenverwaltung für die Be⸗ urteilung der Frage der Entſendung von Lungenkranken in die Heilſtätten) 3 000,— „ Für einen Ditfsarzr . „ „ 4. 1 200,— „ Sa. 57510,%5 Dazu Zuſchuß für die Lungenkrankenfürſorge vom Roten Kreuz 11 500,— „ zuſammen 19 540,65 ℳ. Krankenſtatiſt iſches Material über die Fürſorge für Lungenkranke iſt in den „Amtl. Nachrichten der Charlottenburger Armenverwaltung“ XIII. Jahrg. Nr. 5 (Auguſt 1909) veröffentlicht. 5. Das Unterſuchungsamt für anſteckende Krankheiten. Die wachſende Tätigkeit des Unterſuchungsamtes hatte es notwendig gemacht, die im letzten Jahre bereits vorläufig eingerichtete Hilfsarztſtelle in eine vollbeſoldete Aſſiſtenzarztſtelle umzuwandeln. Außerdem wurde ein Diener angeſtellt, dem