— 64 — Die Knabenſchule enthält außer 20 auf die oberen 4 Geſchoſſe verteilten, an einſeitig gut be⸗ lichteten geraden Fluren gelegenen Klaſſen, im Erdgeſchoß die Schuldienerwohnung mit anſchließendem Früh⸗ ſtücksraum und die Brauſebäder, im 1. Stock zwei Amtszimmer für Rektor und Lehrer und ein Arztzimmer, ſowie in jedem Geſchoß einen Lehrmittelraum. Außerdem iſt im IV. Geſchoß ein Handfertigkeitsraum vorgeſehen. Die Mädchenſchule enthält außer 19 auf die 4 Stockwerke verteilten Klaſſen im Erdgeſchoß Schul⸗ dienerwohnung, Frühſtücksraum, Brauſebad und 2 Haushaltungsküchen, im 1. Stock zwei Amtszimmer für Rektor und Lehrer, im II. Stock ein Amtszimmer für Lehrerinnen und ein Arztzimmer und im IV. Stock einen Raum für Handarbeiten. An gemeinſamen, von beiden Flügeln aus zugänglichen Räumen ſind vorhanden: Turnhalle, Aula, Zeichenſaal und Phyſikklaſſe. In dem ſich dem Mädchenflügel anſchließenden Anbau ſind vorgeſehen im Erd⸗ geſchoß Räume für einen Kindergarten, in den übrigen Geſchoſſen je zwei zu Reſervezwecken dienende Klaſſen. Der Hauptzugang zur Knabenſchule liegt in der Mitte der Straßenfront gegenüber der Roſcherſtraße. Zwei ſich ſeitlich anſchließende Hallen führen zu den Stockwerkstreppen. Den Hauptzugang zur Mädchenſchule bildet die zum Hof führende Durchfahrt mit anſchließendem Treppenhaus. Die Treppenhäuſer ſind ſo gelegen, daß jeder Raum Zugang zu zwei Treppen hat. Die gerade verlaufenden Flure ſind hell belichtet und in einer Breite von 3,40 bis 4,00 m angelegt, ſo daß dieſelben gleichzeitig als Kleiderablage dienen können. Die Aborte ſind auf die einzelnen Geſchoſſe verteilt, gut belichtet und gut ventiliert: für Zu⸗ und Ab⸗ gang iſt eine beſondere Tür vorgeſehen. Das Gebäude hat Zentralheizung und Lüftungsanlage erhalten. Außerdem ſind zur Benutzung in ſchulfreier Zeit in den Amtszimmern Einzelöfen aufgeſtellt. Auch in den Schuldienerwohnungen iſt dies der Fall. Die Knaben⸗ und die Mädchenſchule erhalten 2 Niederdruckdampfheizungsſyſteme mit völlig getrenntem Betrieb unter Verwendung von Radiatoren in den Klaſſen. Die Keſſelräume liegen unter der Turn⸗ halle. Die den einzelnen Unterrichtsräumen zuzuführende Friſchluft wird auf Raumtemperatur gebracht und dann durch ſenkrechte Zementkanäle den einzelnen Räumen zugeführt. Die verbrauchte Luft wird durch Abluftkanäle über Dach geführt. Das im übrigen völlig hohle unter Terrain liegende Kellergeſchoß enthält nur die Vor⸗ wärmkammern, Luftkanäle und unter der Turnhalle die Keſſel⸗ und Kohlenräume. Die Faſſaden ſind in rotem Backſtein ausgeführt unter teilweiſer Verwendung von Hauſtein (Dorlaer Muſchelkalk) für die wichtigeren arck itcktoniſchen Gliederungen. Als Material für den Backſtein iſt mit Rückſicht auf die größere Wettarfeſtigkeit gegenüber Handſtrichſteinen ein Maſchinenſtein gewählt, jedoch mit rauhen Anſichtsflächen. Die Dächer ſind mit grauen Falzziegeln gedeckt. Für die Faſſade an der Sybelſtraße ergab ſich aus dem Grundriß eine gruppierte Entwicklung. Es iſt dabei beſonders beachtet, daß der gegenüber der Ein⸗ mündung der Roſcherſtraße gelegene Bauteil für den Blick vom Kurfürſtendamm her ein intereſſantes Städtebild abgibt. Aus dieſem Grunde erklärt ſich die Ausbildung des einen Treppenhauſes als weithin ſichtbarer, auch Zwecken der Himmelsbeobachtung dienender Uhrturm. Im Innern iſt in Form und Farbe eine freundliche Stimmung erſtrebt worden. Beſonders architektoniſch betont ſind dabei die Eingangshallen und die Aula. In der Eingangshalle der Knabenſchule iſt an der dem Eingang gegenüber liegenden Wand ein zu Trinkzwecken dienender Laufbrunnen ausgeführt, deſſen architektoniſche Umrahmung aus Moſaik⸗, Stein⸗ und Kieſelinkruſtation beſteht. Die Cingangshalle zur Mädchenſchule iſt durch Blumenkäſten belebt. Die Aula hat ein etwa 2,50 m hohes Paneel aus Marmorholz erhalten. Wand und Decke ſind geputzt, mit eingekrattem Ornament verziert und farbig behandelt. Die Baukoſten für die geſamte bauliche Anlage einſchließlich der inneren Ein⸗ richtung, der Umwehrungen, ſowie der Hofbefeſtigung und Anpflanzung haben 956 400 ℳ betragen. Das ergibt bei 46 147 chm umbauten Raumes, gerechnet vom Fußboden des Erdgeſchoſſes bis zum Hauptgeſims unter entſprechenden Zuſchlägen für höher geführte Bauteile, einen Satz von 21,16 ℳ für das Kubikmeter. Bau der höheren Mädchenſchule III mit Direttorwohnhaus, Danckelmannſtraße Nr. 26/28. Für den Bau ſind bis zum Schluſſe des Berichtsjahres verausgabt 755 021,83 . Für die noch zu beſchaffenden Bänke der höheren Klaſſen ſind in Anſatz zu bringen 4 358,17., ſo daß die Geſamtkoſt en des Baues 759 380 ℳ betragen. Der Koſtenanſchlag betrug 706 000 ℳ, mithin ergibt ſich eine Überſchreitung von 53 380 ℳ, welche Summe durch 11. 12. 1909 10 40 Gemeindebeſchluß vom 16 2 1910 nachbewilligt worden iſt. Erweiterungsbau der Auguſte⸗Viktoria⸗Schule, Nürnberger Straße 63. Die Baukoſten betragen 58 951,36 ℳ, ſodaß eine Erſparnis von 1048,64 ℳ gegenüber der Koſtenanſchlagsſumme von 60 000 ℳ eingetreten iſt. Erweiterungsban des Familienobdachs, Sophie⸗Charlotten⸗Straße 113. Die bau⸗ lichen Arbeiten für das Familien wohnhaus wurden ſo gefördert, daß am 29. Oktober 1909 die Gebrauchsabnahme ſtattfand. Das Gebäude wurde zum Gebrauch übergeben und gleich darauf ein Teil bezogen. Die Gebrauchsabnahme für das Aufnahmehaus fand am 19. November 1909 ſtatt, am 20. bzw. 30. November wurden die Dienſträume und Wohnungen bezogen. Der Umbau des Seiten⸗ flügels des alten Familienhauſes II zu Schlafräumen für Männer und der Aus bau einer Wohnung für einen Aufſeher und einen Heizer im Hauptbau des Familienhauſes I1 wurde am 9. November 1909 begonnen. Bereits am 23. De⸗ zember 1909 konnte die Rohbauabnahme, am 22. Januar 1910 bzw. 5. Februar 1910 die Gebrauchsabnahme ſtattfinden. Am 10. Februar 1910 wurde das Aſyl eröffnet. Schließ⸗ lich wurde auch noch das frühere alte Bade⸗ und Waſchhaus zu vier Waſchküchen umgebaut. Eine Geſamtbeſichtigung und Übergabe ſämtlicher Neu⸗ und Umbauten fand am 1. März 1910 durch die Magiſtratsmitglieder, Stadtverordneten und Mitglieder der Armenverwaltung ſtatt. Bau eines Waſſerturmes auf Weſtend. Die Behälter des neuen Waſſerturmes wurden mit den dazugehörigen Druckleitungen am 15. Januar 1910 in Benutzung genommen. Seitdem iſt die Hochdruckzone der Waſſerleitung von Neuweſtend im Betrieb, und ſomit ſind die Häuſer Weſtends bis ins Dachgeſchoß mit Waſſer verſorgt. Für das an den Waſſerturm angebaute Magazin⸗ und Bureaugebäude konnte die Rohbauabnahme am 21. Februar 1910 ſtattfinden, ſo daß nunmehr die ganze Anlage mit Ende Juli 1910 in Benutzung gekommen iſt.