— 154 — Die Baukoſten in Höhe von etwa 1 500 000 ℳ ſind, ſoweit ſie nicht durch Hypo⸗ theken gedeckt ſind, vorwiegend durch freiwillige Spenden aufgebracht. Die Stadt ſelbſt bewilligte eine Hypothek aus Mitteln der ſtädtiſchen Sparkaſſe zu einem mäßigen Zinsfuße. Sie unterſtützte das Unternehmen ferner dadurch, daß ſie ſtädtiſche und von ihr ſubven⸗ tionierte private Wohlfahrtsbetriebe in das Haus legte, ſowie auch während der Bauzeit die Inanſpruchnahme mancher ſtädtiſchen Verwaltungsorgane wie z. B. der Kanzlei, der Rechnungsſtelle und der Geſchäftsſtelle der zweiten Hochbauinſpektion geſtattete. Von den ſtaatlichen Behörden wurde die Bedeutung des Baues dadurch anerkannt, daß ihm der Charakter eines öffentlichen Gebäudes zugebilligt wurde. XIII. Die ſtädtiſche Armen⸗ und Waiſenpflege. A. Allgemeines. 1. Die Armen⸗ und Waiſenpflege. Der Etat der Armenverwaltung ſah für das Jahr 1909 eine Geſamtausgabe von 1 686 450,36 ℳ und eine Geſamteinnahme von 304 552 vor. Für das unten näher zu beſprechende neu eröffnete ſtädtiſche Obdach ſind im Laufe des Jahres durch Beſchluß weitere 16 800 ℳ neu bewilligt, durch die Beſchlüſſe der ſtädtiſchen Körperſchaften über die Erhöhung der Löhne der Angeſtellten uſw. fernere 4820,74 bei der Etatsaufſtellung nicht vorhergeſehene Ausgaben erforderlich geworden. Rechnet man dieſe beiden Beträge, zuſammen 21 620,74ℳ, der Etatsſumme zu, ſo ergibt ſich ein Etats⸗ voranſchlag von 1 708 111,10 ℳ und nach Abzug der vorveranſchlagten Einnahmen an Rückerſtattungen ein erwarteter ſtäd tiſcher Zuſchuß von 1 403 559 ℳ. Die wirklichen Ausgaben haben 1 828 726,10 ℳ, d. h. 120 615 ℳ mehr als der Vor⸗ anſchlag, die wirklichen Einnahmen 361 371,90, d. h. 56 819,90 ℳ me her als der Voranſchlag betragen. Der ſt äd tiſche Zuſchuß ſtellt ſich daher im Endergebnis auf 1 467 354,20 ℳ, d. h. 63 795,10 ℳ — nicht ganz 4% — mehr als im Voranſchlage vorgeſehen. Durch die Einnahme an Rückerſtattungen werden etwa 19,76% der Ausgaben gedeckt. Die eben angegebenen Zahlen ſtimmen mit den weiter unten in der Überſicht über die Ausgaben und Einnahmen enthaltenen nicht ganz überein, weil dort nur die eigentlichen Ausgaben der öffentlichen Armenpflege in Rechnung gezogen ſind, während der Etat noch andere Ausgaben enthält. Legt man (wegen des Vergleichs mit den Vorjahren) die weiter unten gegebenen Zahlen zugrunde, ſo iſt die Geſam tausgabe von 1 557 247 ℳ im Jahre auf 1 795 067 ℳ im Jahre 1909, d. h. um 237 820 ℳ geſtiegen. Die Ausgabe auf den Kopf der Be⸗ völkerung iſt infolge dieſer Steigerung von 5,82 ℳ auf 6,50 ℳ angewachſen. Rechnet man die wiedererſtatteten Beträge ab, ſo betragen die Zahlen 5,15 ℳ gegen 4,„58 ℳ im Jahre 1908. Die Gründe, die zur Erhöhung der Ausgaben der Armenpflege geführt haben und führen mußten, ſind im vorigen Verwaltungsbericht (S. 154) ausführlich dargelegt worden. Von den Mehrausgaben gegen das Vorjahr entfallen in dieſem Jahre allein 75 000ℳ auf bare Unterſtützungen, 83 000 ℳ auf die Verpflegungskoſten in den ſtädtiſchen Krankenhäuſern, 29 000 ℳ auf die Koſten für Pfegekinder, 16 000 ℳ auf die Koſten für Geiſteskranke uſw., weitere 16 000 ℳ auf die erhöhten Koſten des ſtädtiſchen Bürgerhauſes, 8000 ℳ auf Heil⸗ mittel, 6000 ℳ auf Kleidung, 7000 ℳ auf das neu eröffnete ſtädtiſche Obdach und ſchließlich 6000 ℳ auf die auf Gemeindebeſchluß eingetretene Gehaltserhöhung der Stadtärzte. Die Zahl der unterſtützungsgeſuche iſt zwar nicht weiter ſo an⸗ gewachſen, wie im vorigen Jahre, wo die Steigerung gegen das Vorjahr faſt 50% betrug, immerhin aber mit 13 894 noch um mehr als 500 gegen das Jahr 1908 weiter geſtiegen. Dabei hat ſich die Zahl der die Armenhilfe in Anſpruch nehmenden Perſonen gegen das Vorjahr ſogar um etwas vermindert: auf 9356, d. h. 3,39% der Einwohnerzahl, gegen 10 030, d. h. 3,75% der Einwohnerzahl im vorigen Jahre. Von den Geſamtausgaben der Armen⸗ und Waiſenpflege nehmen die baren unterſtützungen einen Hauptteil, mehr als ein Drittel, in Anſpruch. Die Zahl der laufend unterſtützt en Perſonen hat gegen das Vorjahr um 237 zugenommen und 3968 betragen. Der monatliche Durchſchnitt der Unterſtützungen iſt von 15,20 ℳ im Vorjahre auf 15,88 ℳ geſtiegen. Der weitaus größte Teil aller Unterſtützungen bewegt ſich auch diesmal unterhalb der Grenze von 15 ℳ. Nicht weniger als 2360 ℳ von 3968 Unterſtützungen entfallen auf die Stufen bis zu 15 ℳ. Nur 17% der laufenden Unter⸗ ſtützungen ſind höher als 21 ℳ, nur 3% höher als 30 ℳ geweſen. Die Mehrzahl der laufenden Unterſtützungen iſt auch diesmal auf weiblich e Perſonen, Witwen, Unverheiratete, Eheverlaſſene, Geſchiedene, entfallen. 2911 ſolchen weiblichen laufend Unterſtützten ſtehen nur 798 Ehepaare und nur 259 unterſtützte Männer gegenüber. Nur 2444 Perſonen haben das ganze Jahr hindurch laufende Unterſtützung bezogen. 1167 beziehen die Unterſtützungen ſchon über 5 Jahre, 2 ſogar bis 27 Jahre zurück.