— 195 — 1910 3 Milchhäuschen. Eine Beanſtandung war nicht nötig, außer bei einer Probe, die uns beſonders überbracht wurde. 42 Der chemiſche Teil aller erwähnten Unterſuchungen wurde durch Oberapotheker Dr. Beckſtroem übernommen. Neu hinzugekommen iſt die Prüfung der Dampfdesinfektionsapparate der ſtädtiſchen Desinfektionsanſtalt (z. 3t. 3), die zweimal jährlich erfolgt; auch iſt dem Leiter des Unterſuchungsamtes die theoretiſche Ausbildung neueingeſtellter Desinfektoren und die Abhaltung regelmäßiger Fortbildungskurſe für die bereits angeſtellten Desinfektoren übertragen worden. An dem erſten dieſer Kurſe beteiligten ſich 14 Desinfektoren in je 3 Doppelſtunden. Die Geſamtzahl der vom Unterſuchungsamt ausgeführten Arbeiten, ſoweit ſie ſich ziffernmäßig ausdrücken laſſen, betrug 1402 diagnoſtiſche und 612 hygieniſche Unterſuchungen, alſo insgeſamt 2014 gegen 1603 im Vorjahre. Die Einnahmen des Unterſuchungsamts haben 3784 ℳ (1908: 4027 ℳ), die Aus⸗ gaben 8343,08 ℳ (1908: 8573,63 ℳ) betragen. 6. Die Desinfektionsanſtalt. Das Perſonal der Anſtalt wurde im Berichtsjahre um 2 ſtändige Desinfektoren vermehrt; vorübergehend ſind bei ſtarkem Verkehr mehrere Hilfsdesinfektoren gegen Stundenlohn beſchäftigt geweſen. Infolge der allgemeinen Reviſion der Lohnſätze für die ſtädtiſchen Arbeiter ſind die Löhne für Desinfektoren auf 1500 ℳ, ſteigend alle 2 Jahre um 90 ℳ bis zum Höchſtbetrage von 1950 ℳ jährlich feſtgeſetzt worden (bisher 1260—1560 ℳ). Der Stundenlohn für Hilfsdesinfektoren wurde durch Beſchluß der Deputation für Geſundheitspflege vom 17. September 1909 von 33 auf 44 Pf. erhöht. Zur Deckung des Perſonalbedarfs für den Fall einer Epidemie und für außer⸗ gewöhnliche Vorkommniſſe fand — wie in den Vorjahren — vom 27. September 1909 bis 15. Januar 1910 ein Kurſus zur Ausbildung von Straßenreinigern im Desinfektionsdienſt ſtatt. Es wurden 30 Leute kommandiert, und zwar 29 bereits Aus⸗ gebildete zur Befeſtigung des Gelernten auf 8 Tage und 1 Mann zur Ausbildung auf 14 Tage. Der Deputation für das Straßenreinigungs⸗ und Feuerlöſchweſen ſind die Löhne für die eingeſtellten Erſatzmannſchaften mit 720,16 ℳ erſtattet worden. Seit dem 1. April 1910 werden zu den Zeitpunkten des großen Wohnungswechſels Hilfsdesinfektoren aus der Zahl der ausgebildeten Straßenreinigungsarbeiter gegen Erſtattung der Löhne für die Erſatzmannſchaften herangezogen. Der theoretiſche unterricht für die ſtändigen Desinfektoren — vgl. vorjährigen Verwaltungsbericht — fand vom 13. bis 21. September 1909 durch den Leiter des Unterſuchungsamts für anſteckende Krankheiten, Profeſſor Dr. Dietrich, ſtatt. Dieſer nahm ferner am 2. Oktober 1909 und am 16. Februar 1910 eine Prüfung der Dampf⸗ desinfektionsapparate vor. Die Schulſchweſtern ſind durch die für ſie von der Schuldeputation unterm 31. Dezember 1909 erlaſſenen Beſtimmungen angewieſen, — ſofern ſich Ungeziefer in der Wohnung oder in der Wäſche der von den Schweſtern zu beſuchenden Eltern der Schul⸗ kinder befindet, — eine Reinigung durch die Desinfektionsanſtalt zu beantragen. Es wurde beſchloſſen, die Swade'ſchen Krankentransportwagen für die Dauer des mit Swade abgeſchloſſenen Vertrages koſtenfrei zu desinfizieren und die für das „Ledigenheim“ erforderlichen Desinfektionen koſtenfrei auszuführen. Die Zahl der im Berichtsjahre bewirkten Desinfektionen iſt wiederum beträchtlich ge⸗ ſtiegen. Insgeſamt gingen 7219 Anträge ein gegen 6074 im Vorjahre und 5226 im Jahre 1907. Es ent⸗ fallen 2170 auf Wohnungs⸗ und 5049 auf Sachendesinfektionen. Die große Zunahme der Desinfektionen iſt hauptſächlich auf die weitere Ausdehnung des Desinfektionszwanges infolge der polizeilichen Anordnung vom 29. Februar 1908 zurückzuführen. Erheblich zugenommen haben im Berichtsjahre die Desinfektionen wegen Aſ und Tuberkuloſe. Wegen Tuberkuloſe wurden 306 Wohnungsdesinfektionen ausgeführt, und zwar infolge von Todesfällen 206, infolge von Umzügen 100. Die Tätigkeit der Anſtalt im Berichtsjahre wird durch die nachfolgenden Überſichten erläutert. Für 7219 Familien ſind 33 064 Gegenſtände in den Dampfdesinfektionsapparaten und 2170 Wohnungen mit 3512 Räumen und 110 392 darin verbliebenen Gegenſtänden desinftiziert worden. Die desinfizierten Sachen be⸗ anſpruchten in den Desinfektionsapparaten einen Raum von zuſammen 3824 6 bm. Der zu dieſer Art der Desinfektion erforderliche Dampf wurde von unſerer Hauptpumpſtation in 1096% Stunden entnommen. Ferner waren 789%¼ Stunden Dampf zur Heizung der Badeſtube während der kalten Jahreszeit und zum Waſchen der Wäſche für die Anſtalt erforderlich. Die Abholung und Rücklieferung des Hausrats ſowie die Hin und Rückſchaffung der Wohnungsdesinfektoren und der Apparate erfolgte unter den gleichen Bedingungen wie im Vorjahre. Außer der Desinfektion mittels heißer Dämpfe wurden eine Anzahl Pelzſachen, Hüte uſw., die ſich für die Desinfektion mit Dampf nicht eignen, in 1260%4 Stunden mittels Chemikalien desinfiziert. An Desinfektionsgebühren gingen 2504,55 ℳ ein gegen 3631,11 ℳ im Vorjahre. Der erhebliche Rückgang der Einnahme iſt zum Teil eine Folge der Ausdehnung des Desinfektionszwanges: alle für Char⸗ lot tenburg erforderliche 3 wan gs desinfektionen werden koſtenfrei ausgeführt. Ferner fallen jetzt die früher aus Wilmersdorf gefloſſenen Einnahmen fort, weil dieſe Nachbargemeinde ſeit dem 1. April 1909 eine eigene Desimſettionsamſtalt beſitzt. Bemerkt wird noch, daß wegen Erhöhung der Desinfektionsgebühren bereits Verhandlungen mit den Gemeinden Groß⸗Berlins ſchweben. Die Verhandlungen werden von einem Magiſtrats⸗ kommiſſar in Berlin geleitet; ſie ſind noch nicht zum Abſchluß gelangt. Die laufenden Ausgaben betrugen 45 199,60 ℳ gegen 37 801,79 %ℳ im Vorjahre. An einmaligen Ausgaben ſind 925 ℳ für Erneuerung des Oberbaues der beiden Transportwagen entſtanden. 254