— 203 — Kinder haben die Fürſorgeſtellen ſogar länger als 12 Monate hindurch beſucht. Nur 33,30% ſind vor Ablauf von 3 Monaten wieder ausgeſchieden, z we i Drittel aller Kinder dagegen über dieſe Zeit hinaus in Fürſorge geweſen. Sicher hängt die Häufigkeit und Regelmäßigkeit des Sprechſtundenbeſuches auch bei uns zu einem Teil auch von Umfang und Dauer der Unterſtützungen ab, die die Mütter erhalten. Wenn aber in dem Bericht von Rixdorf für das Jahr 1909 die Ver⸗ ſchiedenheit der Beſuchshäufigkeit in Rixdorf und Charlottenburg vorwiegend auf das geringere Maß von Unterſtützungen zurückgeführt wird, das in Rixdorf gewährt wird, ſo trifft das nicht zu. Denn auch bei uns werden regelmäßig nur Stillunterſtützungen für 3 Monate gewährt, während zwei Drittel aller Kinder über 3 Monate in der Fürſorge verblieben ſind. Als ausdrücklich wegen Aufhörens der Stillunterſtützungen aus⸗ geſchieden ſind nur 73 Kinder bezeichnet: rechnet man hierzu ſelbſt noch die 378 ohne Grund ausgebliebenen Kinder, ſo ergibt ſich immer noch ein verhältnismäßig kleiner Prozent⸗ ſatz der aus ſolchen Gründen Fortgebliebenen. Von den ſtädtiſchen Pflegekindern unter einem Jahre ſind 186, d. h., wenn hier nicht Irrtümer in der Bezeichnung vorgekommen ſind, a lle in den Fürſorgeſtellen vor⸗ geſtellt worden; von den 451 Haltekindern unter einem Jahre (— für viele von ihnen wird auf andere Weiſe ausreichend geſorgt, und ein anderer Teil iſt identiſch mit ſtädtiſchen Pflegekindern —) nur 193. Die neueingeführte Aufſichtführung durch die Fürſorgeſtellen ſelbſt wird hoffentlich dazu beitragen, bei allen beaufſichtigten Kindern ein regelmäßiges und ſtändiges Aufſuchen der Fürſorgeſtellen herbeizuführen. Hauptaufgabe der Fürſorgeſtellen iſt es auch in dieſem Jahre geweſen, überall, wo es irgend möglich iſt, di e natürliche Ernährung der Kinder zu erreichen. Wie ſchon erwähnt, ſind nicht weniger als 1944 Mütter, die ihre Kinder ſelbſt ſtillten, im Laufe des Jahres von den Fürſorgeſtellen z u d i e ſe m Behufe unterſtützt worden. Im Augenblickder Aufnahme in die Fürſorgeſtellen erhielten 64,64% der Kinder Bruſtnahrung, 6,33% 3 wie milch, 29,03% Flaſchennah⸗ run g. Die Zahlen ſind im weſentlichen denen des Vorjahres gleich. Schon im erſten Lebensmonat ſind nach der Ernährung im Augenblick der Aufnahme 73,72% aller Bru ſt⸗ kinder, dagegen nur 27,01% der Flaſchenkinder in Fürſorge gekommen. Bei den unehelichen Bruſtkindern iſt der Prozentſatz hier noch größer als der all⸗ gemeine Durchſchnitt, da von ihnen 75,77%, gegen nur 73,43% der ehelichen Kinder, ſch o n im erſten Lebensmonat den Fürſorgeſtellen zugeführt worden ſind. Die unten abgedruckten Tabellen zeigen im einzelnen, getrennt nach ehelichen und unehelichen Säug⸗ lingen, welche Ernährung die Kinder der verſchiedenen Altersſtufen im Augenblick der Aufnahme erhalten haben. Der Prozentſatz der bruſternährten Kinder iſt naturgemäß deſto höher, je früher die Aufnahme in die Fürſorge erfolgt; bei den mit der Flaſche er⸗ nährten Kindern zeigt ſich im ganzen die umgekehrte Erſcheinung. Ausgezählt iſt ſowohl, wieviele von hundert Kindern der einzelnen Altersſtufen bei der Aufnahme in die Fürſorge die einzelnen Nahrungsarten erhielten, als auch weiter, mit welchen Prozentſätzen ſich die mit Bruſtmilch, Zwiemilch oder Flaſchenmilch ernährten Kinder auf die einzelnen Alters⸗ ſtufen verteilen. Auf die Frage, ob und inwieweit es den Fürſorgeſte llen gelungen iſt, eine beſonders große Anzahl der Mütter zum Selbſtſtillen zu veranlaſſen, ſoll hier nicht weiter eingegangen werden. Im vorjährigen Bericht iſt darüber Näheres ausgeführt worden. Selbſt wenn man — was wohl kaum möglich iſt einen Einfluß der Fürſorge⸗ ſtellen auf die Art der Ernährung ganz in Abrede ſtellen wollte, wird man auch für die Kinder, die auch ohnedies Bruſtnahrung erhalten haben würden, die ſt än dige ärzt⸗ liche Beratung und uberwachung in den Fürſorgeſtellen als nutzbringend nicht in Abrede ſtellen können. Die in den unten wiedergegebenen Überſichtstabellen in gleicher Weiſe wie für den Zeitpunkt der Aufnahme in die Fürſorge für den Augenblick des Ausſcheidens aus ihr vorgenommene Auszählung der Art der Ernährung der ausſcheidenden Kinder der einzelnen Altersklaſſen gibt kein ganz zutreffendes Bild des Geſamtergebniſſes, weil dabei die mehr als ein Drittel ausmachenden, am Jahresſchluß noch in der Fürſorge verbleibenden Kinder nicht berück⸗ ſichtigt werden konnten. So ergibt ſich aus ihnen und zwar aus Gründen, die in der Natur der Sache liegen — im weſentlichen das gleiche Bild wie vorher: der Prozent⸗ ſatz der Bruſtmilchkinder iſt um ſo größer, in je früherem Alter die Kinder ausſcheiden, während der der Flaſchenkinder im umgekehrten Verhältnis wächſt. Auch in dieſem Jahre iſt, um ein zuverläſſiges Bild der Ergebniſſe der Fürſorge zu gewinnen, bei allen ausſcheidenden Kindern feſtgeſtellt worden, welch e Ernährung ſie von der Geburt an bis zum Augenblick des Ausſcheidens ausſchließlich, nebeneinander oder nacheinander erhalten haben. Unter Zugrundelegung dieſer Zahlen laſſen ſich die Ergebn iſſe der Fürſorgetätigkeit (unter Ausſchluß der Kinder, die weniger als 1 Monat in Fürſorge waren) etwa wie folgt zuſammenfaſſen: 26•