— 10 — hinzufügen, daß wir die Hoffnung hegen, daß wir von jemandem, der ſo lange einem Elektrizitäts⸗ werke, einem Werke vorgeſtanden hat, das moderne Richtungen in ſich einſchließt, auch erwarten können, daß er eine moderne Weltanſchauung und ein ſoziales Empfinden in den Magiſtrat mit hin⸗ einbringt, um nicht nur die Dezernatsfragen, ſondern auch die allgemeinen Fragen, die unſere Stadt⸗ gemeinde angehen, in den Kreis ſeines Votums zu ziehen. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß Sie zum Wohle der Stadt und zu Ihrer eigenen Befriedigung Ihr Amt ausüben werden, und heiße Sie nochmals herzlich willkommen. Am 31. Januar 1911 lief die Wahlzeit des Oberbürgermeiſters Schuſtehrus, Ende März 1911 die des Stadtſchulrats Dr. Neufert ab. Beide wurden von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung auf eine 12 jährige Amtsdauer wiedergewählt. Dem Oberbürger⸗ meiſter Schu ſte hr us wurde dabei eine perſönliche ruhegehaltsfähige Zulage von 3000 ℳ, dem Stadtſchulrat Dr. Neufert eine ſolche von 1500 ℳ gewährt. Die Amtseinführung des Oberbürgermeiſters, deſſen Wahl durch Allerhöchſten Erlaß vom 23. November 1910 beſtätigt worden iſt, erfolgte in der Stadtverordnetenſitzung am 23. 4 4 1911 durch den Regierungpräſidenten Herrn v. d. Schulenburg mit folgender Anſprache: Verehrter Herr Oberbürgermeiſter! Die Stadtverordnetenverſammlung von Charlottenburg hat Sie auf eine neue 12 jäbrige Periode zu ibrem Oberbürgermeiſter erwählt, und Seine Majeſtät der König hat durch Allerhöchſte Order vom 23. November v. J. dieſe Wahl zu beſtätigen geruht. Ich habe nunmehr die angenehme Pflicht zu erfüllen, als Erſter Sie zu Beginn der neuen Amts⸗ periode in Ihrem Amte willkommen zu heißen. Ich kann es mir nicht verſagen, bei dieſer Gelegenheit einen kurzen Rückblick zu werfen auf die Entwicklung, welche die Kommunalverwaltung der Stadt Charlottenburg während der abge⸗ laufenen 12 Jahre genommen hat. In dieſer Zeit hat das Stadtgebiet eine Erweiterung erfahren, wenn auch nur eine aeringe, hat die Einwohnerzahl einen in der Geſchichte deutſcher Städte bisher noch nicht übertroffenen Zuwachs erfahren und dementſprechend die Ausgeſtaltung des bebauten Stadt⸗ teils immer weitere Formen angenommen. und das Städtebild, das ſich in dieſer Zeit entwickelt hat, darf ſich wohl würdig den ſchönſten deutſchen Städtebildern anreiben, die wir haben. Der Ausbau der Stadt hat ſich unter Beachtung aller Aufgaben vollzogen, welche Verkehr, Hygiene, Aeſthetik nur irgendwie an den modernen Städtebau ſtellen. Gleichen Schritt mit dem äußeren Ausbau des Stadtbildes hat die innere Ausgeſtaltung des Gemeinweſens gebalten. Mit der offenen Hand, welche eine Stadt ziert, die es verſtanden hat, durch muſtergültige Einrichtungen ſteuerkräftige Elemente heranzuziehen und ſich dadurch in eine alänzende Finanzlage zu verſetzen, ſind alle Aufgaben jederzeit erfüllt worden, welche auf ſozialem Gebiete an ein modernes Stadtweſen geſtellt werden. Um nur eine zu betonen: in dem ſchönen Wett⸗ bewerb. in dem die Vororte Berlins ſtehen, hat ſich die Stadt Charlottenburg in der Ausgeſtaltung ihres Schulweſens von keinem den Rang ablaufen laſſen. So ſehr wie nur irgend einer Stadt hat es ihr am Herzen gelegen, muſtergültige Einrichtungen dafür zu treffen, daß die Söhne der Stadt Char⸗ lottenburg durch ſorafältige Pflege von Körper und Geiſt ausgeſtattet werden mit allem, was erfor⸗ derlich iſt, um ſie hinausſchicken zu können in die Welt mit der Zuverſicht, daß ſie im Wettſtreit der Völker ihren Mann ſtehen werden. Und alle dieſe Arbeit, welche im Laufe der Jahre geleiſtet worden iſt, hat ihren Meiſter, Führer und Vertreter gehabt in Ihnen, Herr Oberbürgermeiſter. Sie ſind der Stadtverwaltung und ihren einzelnen Gliedern ein Muſter darin geweſen, wie man bis an die Grenze der Erſchöpfung ſeine volle phyſiſche und geiſtige Kraft in den Dienſt des Gemeinweſens ſtellt, dem man ſich gewidmet hat. Wenn ich ſchließlich noch betonen darf, daß Sie die beſonderen Aufgaben, welche an Sie als Oberbürgermeiſter einer Reſidenzſtadt aeſtellt ſind, ſtets zu erfüllen gewußt haben derart, daß das Verhältnis des Vertrauens, der Liebe, welches die Bürgerſchaft und die Krone ſtets verbunden hat, unter Ihnen ſich immer wärmer und inniger geſtaltet hat, ſo darf ich aus voller Ueberzeugung ſagen, daß ich Sie mit vollem Vertrauen in die neue Amtsperiode wieder eintreten ſehe. Ich erfülle die mir aeſetzlich obliegende Pflicht, indem ich Sie bitte, mir durch Handſchlag an Eidesſtatt zu geloben, daß Sie auch in Ihrer künftigen Amtsführung ſich gebunden halten wollen an den ſchon früher geleiſteten Eid. Dem Herrn Regierungspräſidenten ſchloß ſich der Stadtverordnetenvorſteher Kauf⸗ mann mit folgenden Worten der Begrüßung an: 1 Sehr verehrter Herr Oberbürgermeiſter! Als Sie vor 12 Jahren in Ihr hieſiges Amt ein⸗ geführt wurden, waren wir uns gegenſeitig fremd, und manchem von uns mag das Gefühl einer ge⸗ wiſſen Bangigkeit beſchlichen haben, ob Sie der rechte Mann am rechten Platze wären. Es war natürlich, daß Sie anfangs Ihren Weg taſtend ſuchten und erſt mit der wachſenden Sicherheit, deren Entfaltung ſich zeitweiſe widrige Verhältniſſe entgegenſtellten, Ihre Impulſivität und Energie recht in die Erſcheinung treten laſſen konnten. So dauerte es denn auch nicht allzu lange, bis die anfänglich zweifelnden Elemente ſich Ihren Anhängern anſchloſſen. Dadurch, Herr Oberbürger⸗ e kamen Sie in die Lage, alles das, was Ihnen förderlich für unſere Gemeinde ſchien, in die Wege eiten. 7 Was Sie vor 12 Jahren als Ihr Hauptſtreben beſonders betont hatten: die Einmütigkeit zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordneten zu fördern und zu pflegen, das, Herr Oberbürgermeiſter, iſt Ihnen dank Ihrem verſöhnlichen und entgegenkommenden Weſen auf das glänzendſte gelungen. In der ganzen Zeit Ihrer bisherigen Amtsperiode iſt es zu keinem Konflikt zwiſchen den ſtädtiſchen Körperſchaften gekommen, wenn auch zeitweilig der kommunalpolitiſche Himmel mit drohenden Ge⸗ wittern bedeckt war. So konnte denn die Stadtgemeinde, die bei Ihrem Eintritt in das Amt bereits eine Ein⸗ wohnerzahl von 177 500 Seelen zählte, unter Ihrer Führung die ungeahnte Entfaltung zur Großſtadt in einer verhältnismäßig kurzen Friſt durchmachen, zu einer Stadt, die heute 304 200 Einwohner hat. — Natürlich ſind mit dem Wachstum der Stadt auch die Aufgaben gewachſen, die ihrer Er⸗ füllung harrten. Ich kann es mir nicht verſagen, wenn auch der verehrte Herr Regierungspräſident