— 46 — meiſten dieſer von mir erwähnten Punkte bereits ſelbſt bearbeitet oder an ihnen mitgearbeitet. Mit der größten Hochſchätzung und Hochachtung haben wir in dieſen vier Jahren geſehen, welche reiche und tiefe Kenntnis Sie auf dieſem Gebiete beſitzen, und wie Sie immer beſtrebt ſind, ſich auf dieſem Ge⸗ biete, das ja zurzeit in Deutſchland vielfach beackert wird, auf dem Laufenden zu erhalten und wo⸗ möglich ſtets der Erſte zu ſein. Wir haben geſtaunt, mit welcher großen Arbeitskraft und Energie Sie, neben Ihren Beruf als Arzt, im Ehrenamt im Intereſſe der Stadt eine ſolche Fülle von Arbeit geleiſtet haben, und wie Sie uns mit Ihrem guten und klugen Rat immer ſo bedient haben, daß wir Ihnen ſtets folgen konnten. Ich entſinne mich nicht eines Falles, in dem wir anders beſchloſſen hätten, als Sie es uns vorgeſchlagen haben. Deshalb, weil wir im Magiſtrat wie in der Stadtverordnetenverſammlung das unbegrenzte Vertrauen zu Ihnen haben, daß Sie der richtige Mann ſind, an dieſe ſchwierige Stelle zu treten, deshalb hat die Stadtverordnetenverſammlung Sie in einer Wahl gewählt, wie ſie, wenn ſie überhaupt ſchon einmal im kommunalen Leben vorgekommen iſt, doch ſehr ſelten vorkommt. Ich weiß mich keines Falles zu erinnern, wo ein beſoldeter Stadtrat ein ſtim mig, ohne daß irgend ein Wider⸗ ſpruch gegen ſeine Perſon erfolgt wäre, gewählt worden iſt. Ich beglückwünſche Sie und uns zu dieſem reichen Vertrauen, das die Stadtverordnetenverſammlung in Ihre Kraft geſetzt hat, und ich kann nur ausſprechen, was Sie ja ſchon wiſſen, daß wir im Magiſtrat Ihnen mit demſelben Vertrauen entgegenkommen. Wir erwarten von Ihnen viel. Wir werden es nicht daran fehlen laſſen dürfen, um Ihnen zu helfen, daß Sie Ihre Aufgaben erfüllen, Ihnen mit den nötigen Mitteln beizuſpringen, wenn Sie ſie fordern. Das wird unſere Aufgabe ſein. Ihre Aufgabe wird es ſein, die hohe ſozial⸗ politiſche Tätigkeit, die unſere Stadtverordnetenverſammlung mit dem Magiſtrat immer mit Stolz als eine Pflicht anerkannt hat, zu fördern und in weitere ſegensreiche Wege zu leiten. Ich begrüße Sie, mein verehrter Herr Kollege, von Herzen in Ihrer neuen Stellung, ver⸗ pflichte Sie auf Ihr Amt durch Handſchlag an Eides ſtatt unter Hinweis auf den von Ihnen be⸗ reits geleiſteten Eid und überreiche Ihnen die vom Regierungspräſidenten erlaſſene Beſtätigungsver⸗ fügung Ihrer Wahl. Der Stadtverordnetenvorſteher Kaufmann führte in ſeiner Begrüßung aus: Sehr geehrter Herr Stadtrat! Als die Stadtverordnetenverſammlung Sie im Dezember 1906 in Ihrer Eigenſchaft als Arzt in den Magiſtrat als helfendes Mitglied entſandte, hat ſie der Er⸗ wartung und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß dieſe Wahl zum Wohle der Stadtgemeinde aus⸗ fallen und daß Sie ſich in Ihrer Stellung wohl fühlen mögen. Die verfloſſenen vier Jahre haben dieſe Erwartung und Hoffnung voll beſtätigt, und die Stadtverordnetenverſammlung hat bei der Ge⸗ legenheit, wo der Magiſtrat die Schaffung der Stelle eines beſoldeten Magiſtratsmitgliedes für das Me⸗ dizinalweſen vorſchlug, Sie in Anerkennung und aus Dank für die bis dahin der Stadt geleiſteten Dienſte einſtimmig auf dieſen Poſten berufen. Ich brauche nicht viele Worte hinzuzufügen. Dieſer Beſchluß, der einſtimmig erfolgt iſt, die Freude, die innerhalb unſeres Gremiums darüber geherrſcht hat, iſt Ihnen Beweis dafür, wie willkommen uns die veränderte Stellung iſt, in der Sie nun weiter wirken in demſelben Sinne, wie Sie bis dahin zum Wohle der Stadt tätig waren. Ich heiße Sie in dieſer neuen Stellung aufs allerherzlichſte willkommen. Auf die Begrüßungen antwortete ſodann Stadtrat Dr. Gottſtein: Herr Oberbürgermeiſter! Zum zweiten Male darf ich Ihnen an dieſer Stelle für die herz⸗ lichen Worte der Begrüßung danken. Die warme Anerkennung meiner bisherigen Tätigkeit macht es mir ſchwer, Worte zu finden. Ich möchte nur verſichern, daß ich neben der Herzlichkeit Ihrer Begrüßung auch das Ernſte, das in Ihren Worten das erſte Mal und auch heute wieder lag, beſonders geneigt bin herauszuhören. Damals betonten Sie — und ich habe das nie vergeſſen können —, daß ich ein homo novus ſei, der in der kommunalen Tätigkeit zuerſt zu lernen habe. Die Herren, mit denen ich unter Ihrer Leitung zuſammengearbeitet habe, haben es mir außerordentlich leicht gemacht, zu lernen. Wenn Sie mein bisheriges Wirken anerkannt haben, ſo verdanke ich es all dem, was ich in dieſem Kreiſe in mich aufgenommen habe, und ich kann verſichern, daß ich auch in meiner ſpäteren Tätigkeit bemüht ſein werde, im Zuſammenarbeiten das, was ich empfangen habe, zu vermehren und durch weitere Leiſtungen über den Umfang der bisherigen Wirkſamkeit hinaus mich zu betätigen. Ihnen, Herr Stadtverordnetenvorſteher, der Sie der Vertreter der Stadtverordneten ſind, welche mich in ſo ehrender Weiſe einſtimmig gewählt haben, ſage ich meinen herzlichſten Dank, daß Sie es mir ermöglicht haben, meine ganze Arbeitskraft jetzt in den Dienſt der kommunalen Tätigkeit zu ſtellen. Es war das etwas, was ich kaum je in meinem Leben wagte erreichen zu können, und was ſich jetzt verwirklicht hat. Wenn meine Wahl in dieſer wiederholt vom Herrn Oberbürgermeiſter und von Ihnen hervorgehobenen Weiſe einſtimmig erfolgt iſt, ſo ſchreibe ich das der Anerkennung meines Wollens, nicht meiner Leiſtungen zu und vor allem dem zweiten Umſtande, daß die Geſund⸗ heitspflege ein durchaus neutrales Gebiet iſt, auf dem wir über die Ziele alle einig ſind und Mei⸗ nungsverſchiedenheiten nur höchſtens über die zweckmäßigſte Art, dieſe Ziele zu erreichen, beſtehen können. Aus dieſem Grunde iſt es wohl klar, daß ich wenig Gelegenheit hatte, mir Gegner zuzuziehen. Mit beſtem Dank für die erfolgte einſtimmige Wahl wiederhole ich auch hier mein Verſprechen, daß ich meine ganze Arbeitskraft in den Dienſt der Stadt von jetzt ab ſtellen werde. Allgemeine Angelegenheiten der Verwaltung. Am 1. Auguſt 1910 iſt der Betrieb des Elektrizitätswerks in ſtädtiſche Verwaltung übernommen worden. Zur Vereinfachung des Geſchäftsganges und Verminderung des Schreibwerks hat der Magiſtrat unterm 22. September 1910 für die geſamte ſtädtiſche Ver⸗ waltung Grundſätze erlaſſen. In deren Verfolg wurden nach Auflöſung der Zentralkanzlei den Einzelverwaltungen Kanzleikräfte zugewieſen, die in der zugehörigen Geſchäftsſtelle ihre Arbeitsplätze erhalten haben. Die Einrichtung eines ſtädtiſchen Nachrichtenamtes, („Städtiſcher Preſſe⸗ dienſt“), das dem Statiſtiſchen Amte angegliedert und der Leitung des Direktors des