— 76 — v. Das Bauweſen. 0 A. Hochban. 1. Neubauten. Bau der Gemeindedoppelſchule Kaſtanien⸗Allee/ Leiſtikowſtraße. Die Schule wurde zum Oktober 1910 fertiggeſtellt und iſt nach den Herbſtferien in Benutzung genommen worden. — Die Abrechnung iſt nahezu beendet, die veranſchlagten und bewilligten Mittel ſind nicht völlig aufgebraucht worden. Die bewilligte Summe betrug einſchließlich Re⸗ aulierungskoſten und Kanaliſationsbeiträge, Herrichtung der ungewöhnlich tief gelegenen Bau⸗ ſtelle und von über 300 m Umwehrung für den Bau mit Einrichtung 914 000 ℳ. Bau der Gemeindedoppelſchule Wiebeſtraße/Neues Ufer. Das Grundſtück an der Kaiſerin⸗Auguſta⸗Allee, begrenzt durch dieſe Straße, die Wiebeſtraße und die Straße „Neues Ufer“ war bereits beim Ankauf im Jahre 1902 zum Teil für Schulzwecke beſtimmt worden. Die zunehmende Entwickelung des Stadtteils jenſeits der Spree erforderte ſchließlich dringend den Bau einer Gemeindedoppelſchule daſelbſt. Auf Grund des Gemeindebeſchluſſes vom 15. Februar/22. März 1910 wurde dem Vorentwurf vom 22. Januar 1910 zugeſtimmt. Ein früherer Plan, die Schule an der Kaiſerin⸗Auguſta⸗Allee zu errichten, wurde fallen ge⸗ laſſen, da dieſer Teil des Grundſtücks als zu wertvoll erachtet wurde. Der Vorentwurf ſah vielmehr die Errichtung der Schule auf dem mittleren Teile des Grundſtücks vor und zwar derart, daß ein Flügel des Gebäudes an der Wiebeſtraße, der andere an dem „Neuen Ufer zu liegen kommt. Auf Grund dieſes Gemeindebeſchluſſes vom 12.)22. Juni 1910 wurde alsdann dem Bauentwurf zugeſtimmt. Ende Juli 1910 wurde mit den Ausſchachtungs⸗ arbeiten begonnen, denen Mitte Auguſt 1910 die Maurerarbeiten folgten. Die Arbeiten wurden ſo gefördert, daß trotz der verhältnismäßig ſchlechten Witterung die -Rohbauabnahme des Flügels Wiebeſtraße am 28. April 1911 angemeldet werden konnte. Die reſtliche Rohbau⸗ abnahme des anderen Flügels und des Saalbaues fand am 29. Juni 1911 ſtatt. Wenn irgend möglich, ſoll der Bau im Oktober 1911 ſeiner Beſtimmung übergeben werden. Was die Anordnung im einzelnen anbetrifft, ſo iſt der Bau ſo weit von der Kaiſerin⸗ Auguſta⸗Allee abgerückt, daß dort noch für Privatzwecke günſtig zu bebauende Grundſtücke übrig bleiben. Die Abgrenzungslinie des Schulgrundſtücks nach der Kaiſerin⸗Auguſta⸗Allee verläuft in die Mitte des Grundſtücks einige Meter nördlicher als an den beiden Seitenſtraßen, damit der Schulhof die ge⸗ wünſchte Größe von 3600 am erhalten kann. An der Wiebeſtraße hat das Grundſtück eine Bauflucht⸗ linie von rd. 73 m, am „Neuen Ufer“ eine ſolche von 70 m. Die Geſamtfläche des Grundſtücks be⸗ trägt rund 6100 am. Der Baugrund war bei Ankauf des Grundſtücks durch Bohrungen unterſucht und durchweg als gut befunden worden: Tragfähiger Sand findet ſich durchſchnittlich 2,0 m unter der augenblicklichen Geländshöhe, alſo auch noch oberhalb des mittleren Grundwaſſerſtandes, welcher etwa 2,50 m tief liegt. Die allgemeinen Anordnungen für das Schulgebäude ergeben ſich, wie bei allen Schulhaus⸗ entwürfen, aus den Erwägungen heraus, auf welche Weiſe den Klaſſenräumen die günſtigſte Beleuchtung gegeben werden tann. Als ſolche wird ſeit Jahren hier diejenige angeſehen, bei welcher während der Unterrichtszeit die Schulräume der Sonne wenigſtens nicht dauernd ausgeſetzt ſind. Aus dieſem Grunde hat man nicht an der nördlichen Grenze des Grundſtücks einen Verbindungsflügel gebaut, weil die Räume dieſes Flügels durchweg Südlicht erhalten hätten, ſondern man hat die beiden längs der beiden Straßen errichteten Gebäude durch einen Mittelflügel an der Südgrenze verbunden, um für die Raume dieſes Flügels Nordlicht zu erhalten. Daß dieſer Mittelflügel diejenigen Räume auf⸗ nehmen mußte, welche von der Knaben⸗ und Meädchenſchule gemeinſchaftlich benutzt werden, alſo Turn⸗ halle, Schulſaal, Zeichenſaal uſw., war alsdann ebenſo ſelbſtverſtändlich, während in den beiden Ge⸗ vauden langs der beiden Straßen hauptjächlich die eigentlichen Schulklaſſen untergebracht wurden. Für dieſe letzteren blieb infolgedeſſen nur noch die Wahl zwiſchen Weſt⸗ und Oſtbeleuchtung, wovon die ernere entſchieden den Vorzug verdient, da dann die Sonne erſt nach Schluß der Schulzeit in die Kiaſſen hineinſcheint. Infolgedeſſen liegen die Klaſſenfenſter des Gebaudes an der Wiebeſtraße nach dem Hof zu, wahrend ſie in dem (Geoaude am „veeuen Ufer nach der Straße und dem Waſſer zu iegen. Das letztere Gevaude wird die vcauchenſchule aufneymen, das erſtere die Knabenſchule. Was die allgemeine Anordnung der Treppen anbetrifft, ſo ergab die ſicherheitspoligeiliche Forderung, daß jeder qtaum von 2 Treppen aus zugänglich ſeim muß, ohne wenere⸗ die Lage le eines Treppenhauſes an dem nördlichen enoe eines jeden Straßenflügels. Die beiden andern Treppen⸗ hauſer liegen an der Stelle, wo der Veittelftugel an die Straßenflugel anſtößt, damit dieſe Treppen gleich bequem von allen Raumen aus erreicht werden tönnen. 22 Im Mittelbau iſt genau in gleicher Höhe mit dem Schulhof die Turnhalle in den üblichen und von der Regierung vorgeſchriebenen ubmeſſungen von rd. 12,5. 25 m angeordner, deren Längsſeite ſich nach dem Schulhof hin öffnet. Vom Gebäude aus findet die Turnhalle ihre Zugänge durch das Untergeſchoß, ſie reicht aber jelbſt noch durch das Erdgeſchoß hindurch. Links und rechts von der Turnhalle befinden ſich im Untergeſchoß die Antleideraume, in welchen die Kinder ihr Schuhzeug wechſeln, und ein kleiner Raum fur den Turndiener. Hinter der Turnhalle liegt ein veſonderer Gerate⸗ raum, welcher lediglich durch Overlicht erleuchtet iſt, ebenſo wie die links und rechts von dieſem Geräte⸗ raum angeordneten Brauſevadräume. ueber dem weſtlichen Ankleideraum wird in Höhe des Erdgeſchoſſes ein Handerfertigkeits⸗ raum eingerichtet werden, welcher nach der Turnyalle hin größere Oeffnungen erhalt, ſo daß er gleich⸗ zeitig bei beſonderen Gelegenheiten als Zuſchauergalerie zur Turnhalle dienen kann. Eine gleiche Zuſchauergalerie iſt auf der anderen Seite angeordnet. Ueber der Turnhalle liegt der Zeichenſaal mit einem großen Sammlungsraum, links vom Zeichenſaal ein großes Lehrerzimmer für die Knaben⸗ ſchule, rechts das Rektorzimmer für die Mädchenſchule. Im II. Smal befindet ſich über der Turnhalle,