der Anſatz für die Behandlung von Kranken in den ſtädtiſchen Krankenhäuſern — wobei ſich erſt nachträglich, wenn ein anderer Zahler nicht da iſt, ergibt, daß die Koſten auf den Armenetat zu übernehmen ſind —, und der für Erſtattungen an auswärtige Armen⸗ verbände. Der Mehrverbrauch gegen das Vorjahr beträgt bei ihnen 0,34 ℳ auf den Kopf — eine Erhöhung, die jeder Einwirkung der Verwaltung entzogen iſt. Auch wenn man dieſe Erhöhungen von zuſammen 0,39 ℳD abrechnet, muß der auf den Kopf der Einwohner⸗ ſchaft entfallende Betrag als hoch erachtet werden. Dabei muß aber darauf hingewieſen werden, daß ſowohl die Mietspreiſe für kleine Wohnungen, auf die unten noch näher zurück⸗ zukommen ſein wird, wie die Ausgaben für notwendige Lebensbedürfniſſe überhaupt in Charlottenburg eine Höhe erreicht haben, wie kaum in einer anderen Großſtadt, ſo daß, wie ſchon in früheren Berichten betont, von der Verwaltung mehr als ander⸗ wärts aufgewendet werden muß, ohne daß doch die Armen dadurch irgend etwas mehr erhalten. Hinzu kommt, daß ſich die wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe mindeſtens im letzten Drittel des Jahres gegen das Vorjahr nicht unweſentlich verſchlechtert haben, da eine erhöhte Arbeitsloſigkeit feſtzuſtellen war, die allein und in Verbindung mit anderen Urſachen die Armen⸗Verwaltung zu weſentlich erhöhten Aufwendungen nötigte. So erklärt es ſich, daß die Zahl der Unterſtützungs⸗ geſuche in der Armen⸗ und Waiſenpflege, die im Jahre 1907 bei einer Bevölkerung von 257 400 erſt 9027 betragen hatte, und im vorigen Jahre auf 13 894 angewachſen war, im Jahre 1910 noch weiter bis auf 14 593 geſt iegen iſt. Der Prozentſatz der von der Be⸗ völkerung unterſtützten Perſonen iſt allerdings gegen das Vorjahr, ebenſo wie im Vorjahre, wiederum etwas — bis auf 3,32% — herabgegangen. Die Zahl der in Waiſen⸗ pflege genommenen Kinder dagegen iſt gegen das Vorjahr wieder nicht unerheblich, von 1392 auf 1519, geſtiegen. 8 42 Der Mehraufwand gegen das Vorjahr verteilt ſich mit etwa 50 000 ℳ auf bare Unter⸗ ſtützungen, 22 000 ℳ auf Pflegegelder, 2100 ℳ auf Kleidung, mit 15 000 ℳ auf die Fürſorge für Geiſteskranke, Sieche, Krüppel, 15 000 ℳ auf das neue ſtädtiſche Obdach, 14 000 ℳ auf das ſtädtiſche Bürgerhaus, 77 000 ℳ auf Erſtattungen an den Krankenhausetat für auf Armenkoſten verpflegte Perſonen, 24 000 ℳ auf Erſtattungen an auswärtige Armenverbände und 40 000 ℳ Aufwendungen für Verpflegung in Heilanſtalten der verſchiedenſten Art. In der letztgenannten Summe ſind nahezu 34 000 ℳ enthalten für die Verpflegung lungenkranker Frauen im Krankenhaus Nordend, mit dem wegen Ueberfüllung des Krankenhauſes Weſtend und zu deſſen Entlaſtung ein beſonderer Vertrag abgeſchloſſen worden iſt. Den Ausgaben ſtehen 306 394 ℳ an Einnahmen aus Rückerſtattungen gegenüber. Durch dieſe Einnahmen werden rund 19,2 % der Ausgaben gedeckt. Auch in dieſem Jahre entfällt mehr als ein Drittel der Geſamtaufwendungen, 713 204 ℳ, auf bare Unterſtützungen. Der Monatsdurchſchnitt der Unterſtützungsbeträge weiſt eine ver⸗ hältnismäßig geringe Steigerung von 15,88 auf 16,43 ℳ, auf. Im ganzen ſind 4144 Perſonen oder Familien laufend unterſtützt worden, unter ihnen 3047 weibliche Perſonen mit oder ohne Kindern gegenüber nur 828 Ehepaaren und nur 232 einzelnen Männern — eine erneute Beſtätigung der Tat⸗ ſache, daß die Armenpflege, ſoweit es ſich um bare Unterſtützungen handelt, überwiegend von weib⸗ lichen Perſonen in Anſpruch genommen wird. 2 5 Die gewährten laufenden Unterſtützungen bewegten ſich auch im Jahre 1910 faſt durchweg innerhalb des Rahmens von 9—21 ℳim Monat. Auf dieſe Stufen entfallen 73 % aller laufend gewährten Unterſtützungen. Unterſtützungen von mehr als 30 ℳ monatlich wurden nur in 136 Fällen, d. h. in 3% aller laufenden Unterſtützungen, bewilligt. Nur 2609 Perſonen haben das ganze Jahr hindurch laufende Unterſtützung erhalten; andererſeits beziehen 446 Perſonen Unterſtützungen ſchon ſeit über 10 Jahren, 1 ſogar über 28 Jahre. Die Urſache der laufenden Unterſtützungen war auch in dieſem Jahre überwiegend Krankheit allein oder in Verbindung mit anderen Urſachen. Auf dieſe Urſachen entfallen nicht weniger als 3363 von den 4144 Fällen laufender Unterſtützungen. Ein ähnliches Verhältnis zeigt ſich bei den Sonderunterſtützungen, bei denen von überhaupt 34 4023 Fällen 24 632 durch dieſe Urſachen veranlaßt worden ſind. Wegen böswilliger Verlaſſung allein oder in Verbindung mit anderen Urſachen ſind laufend 229 Frauen unterſtützt worden, während in 793 Fällen aus dieſem Grunde Sonderunterſtützungen gewährt worden ſind. Von den insgeſamt unterſtützten 9792 Perſonen ſind lediglich durch Verpflegung in einem ſtädtiſchen Krankenhauſe 1784 unterſtützt worden. Dem Alter nach ſtanden 2220 Perſonen im Alter von über 60, 1023 im Alter von über 70 Jahren. Seit der Geburt halten ſich 453 in Charlottenburg auf, 3345 waren länger als ſeit 1900 hier anſäſſig. In einem großen Prozentſatz der Fälle hat ſich der Zeitpunkt des Zuzuges nach Charlottenburg nicht ſicher feſtſtellen laſſen. Nach der Religion waren 7983 der Unterſtützten evangeliſch, 1434 katholiſch, 153 mo⸗ ſaiſch, 16 Diſſidenten, während bei 206 Perſonen eine Angabe darüber fehlt. Nach dem Unter ſt ü tzungswohnſitz waren rund 71,88 % aller Unterſtützten, alſo nahe⸗ zu ebenſoviel wie im vorigen Jahre, hier ortsangebörig. Bei den Pflegekindern, die im vorigen Jahre 59,34 % Ortsangehörige zählten, iſt der Prozentſatz in dieſem Jahre auf 62,08 geſtiegen. In wie weit die Novelle zum Unterſtützungswohnſitzgeſetz mit ihrer Verkürzung der Erwerbs⸗ und Verluſtfriſt für den Unterſtützungswohnſitz auf 1 Jahr und der Herabſetzung der armenrechtlichen Selbſtändigkeit vom 18. auf das 16. Jahr hierauf von Einfluß geweſen iſt, läßt ſich ſchwer feſtſtellen. Auf Grund des § 29 des Geſetzes über den Unterſtützungswohnſitz in der Faſſung der Novelle find 490 mal gegen 412 mal im Vorjahre von uns als Dienſt⸗ oder Arbeitsort Unterſtützungen gewährt worden. Auf die fortgeſetzte Steigerung der deeen e der kleinen Wohnungen iſt ſchon oben hingewieſen. Die vorliegenden Zablen zeigen, daß die Teuerung nicht nur weiter fort⸗ beſtanden hat, ſondern daß ſogar eine weitere Steigerung gegenüber den ſchon außerordentlich hohen Prefan, die die Statiſtik im Vorjahre ergab, einge⸗ treten i ſt. Der monatliche Durchſchnittspreis von 99 neugezählten Einzimmerwohnungen hat 25,51 ℳ gegen 24,58 ℳ im Vorjahr betragen: auch diesmal alſo eine weitere Steigerung um 34 1 ℳ monat⸗ lich, wie ſie in faſt gleicher Höhe 1909 gegenüber 1908 zu ichnen geweſen war. Bei den aus den Zählkarten ausgezählten Mietspreiſen der Armenwohnungen ſich der monatliche Durchſchnittspreis