— 212 — Im vorigen Jahre war die Einrichtung getroffen. daß Kranke, bei denen es zweifelhaft iſt, ob ſie an Tuberkuloſe leiden, und ſolche, bei denen die Krankheit ſo weit vorgeſchritten iſt, daß es unſicher iſt, ob von einer Heilſtättenbehandlung noch ein Erfolg erzielt werden kann, dem Krankenhaus Weſtend für einige Tage zur Beobachtung und zur Vornahme diagnoſtiſcher Prüfungen überwieſen werden können. Hiervon wurde ausgiebiger Gebrauch gemacht. Es wurden dem Krankenhaus 154 ſolcher Fälle über⸗ wieſen. Die Einrichtung bat ſich ausgezeichnet bewänrt, in einer Reihe von zweifelbaften Fällen wurde die Diagnoſe der Tuberkuloſe im erſten Anfangsſtadium ſicher geſtellt und die Ueberweiſung in eine Keilſtätte durch die Fürſorgeſtelle veranlaßt, an anderen Fällen, wo auch im Krankenhaus ſichere An⸗ zeichen nicht gefunden wurden, wurde der weitere Verlauf abgewartet. Mit Röntgenſtrahlen wurden 187 Patienten unterſucht, und es hat ſich auch jetzt wieder wie früher die große Bedeutung dieſer Unterſuchungsmethode für die Diagnoſe der Tuberkuloſe in vielen Fällen deutlich gezeigt. In 113 Fällen wurden Mietzuſchüſſe und andere Unterſtützungen erwirkt, 46 Familien wurden Betten beſchafft zur Vermeidung des Zuſammenſchlafens der erkrankten Per⸗ ſonen mit Familienangehörigen. In 460 Fällen wurde die Desinfektion bei lungenkranken Familien veranlaßt. 8 Spucflaſchen wurden wieder in allen nötigen Fällen unentgeltlich verabfolgt. Es wurde ras einfache Andreasberger Modell beibehalten. welches ſich dauernd als zweckmäßig erwieſen hat. Auch Wäſchebeutel wurden wieder in allen geeigneten Fällen ausgegeben. Es ſtellt ſich immer mehr beraus, daß die Familien die Beutel regelmäßig benutzen, und wir ſind der Ueberzeugung, daß die Bautel ein wertvolles Hilfsmittel für die Herabſetzung der Infektionsgefahr ſind. Das Merkblatt und die Regeln für eine geſundheitsgemäße Lebensweiſe wurde in un⸗ veränderter Form allen Erwachſenen gegeben, wodurch die Belehrung der Kranken durch Aerzte und Schweſtern weſentlich unterſtützt wird. 2 Durch die Lungenkrankenfürſorge vom Roten Kreuz wurden ferner verab⸗ folat an Milch 20 500 Liter für 4300 ℳ: für Krankeneſſen, Volkskücheneſſen, Stärkungsmittel, kleine Unterſtützungen 293,50 ℳ, außerdem täalich 12 Portionen Freieſſen in der Volksküche: für Miets⸗ zuſchüſſe und Hauspflege 496 ℳ; für Kleidunasſtücke 310 ℳ. Es iſt hierbei zu bemerken, daß das Rote Kreuz dieſe Unterſtützungen nur an ſolche Perſonen abaibt, welche nicht von der Stadt unterſtützt werden. Alle laufend unterſtützten Perſonen erhalten Milch und Stärkungsmittel durch die Stadtärzte, großenteils auf Veranlaſſung der Fürſorgeſtelle. Die Arbeit der Lungenkrankenfürſorge vom Roten Kreuz hat ſich entſprechend der immer ſtei⸗ genden Inanſpruchnahme der ſtädtiſchen Fürſorgeſtelle auch wieder erheblich vermehrt. Es wurden von den 5 Bezirksſchweſtern im vergangenen Jahr 16 386 Beſuche gemacht. Am 1. Jannar 1910 ſtanden in Fürſorge 1881 Familien, neu in Fürſorae genommen wurden 442 Familien, es ſchieden aus 380, ſodaß am 1. Januar 1911 1943 Familien in Fürſorge ſtanden. Die Koſten der Fürſorgeſtelle für Lungenkranke haben 1910 betragen: Honorar des Leiters. 4500,00 ℳ Honorar für einen Hilfsarztttte. 1500,00 „ Honorar für zwei Schweſtern 3260,00 „ Miete für die Fürſorgeſtellee. 5000,00 „ Inſtandhaltung der Räume und des Mobiliars, ſowie für Reini⸗ aung und Beleuchtungg 1274,76 „ Aerztliche Unterhaltungskoſten, Geräte, Spuckflaſchen, Merkblätter, Desinfektionsmittel „, % 21 ae . . 553,85 „ Zeitichiften 63,20 „ Photoaraphiſche Aufnahmen mittels Röntgenapparates. 3050,00 „ Zuſchuß für die Lungenkrankenfürſorge vom Roten Kreuz . . . 11500,00 zuſammen 30701,81 tℳ Hierzu treten die Koſten der Ueberweiſung von Perſonen in Heil⸗ anſtalten, Pflegeheime und Erholungsſtätten. 1. Heilanſtalten 1 4) für Rechnung der Armendirektioan..... 12299,90 „ 5) für Rechnung des Etats der Deputation für Geſundheitspflege. 50034,52 „ 2. Pflegeheime a) für Rechnung der Armendirektinn. 9779,95 „ b) für Rechnung der Deputation für Geſundheitspflege ... 20764,80 „ 3. Walderholungsſtätten 2) für Rechnung der Armendirektionn.. 9989,20 „ 5) für Rechnung des Etats der Deputation für Geſundheitspflege. 35248,75 4. Zur Unterſtützung Lungenkranker 4) Mietzuſchuſeeee 783,25 „ 4) Bettenun 459,35 „ c) Reinigung der Wohnung und der Wäſche. 201,20 „ zuſammen 175263,23 %ℳ 5. Das Unterſuchungsamt für anſteckende Krankheiten. Die Aufgaben des Unterſuchungsamtes ſind auch in dieſem Jahr die gleichen geblieben, doch hat die Zahl der diagnoſtiſchen Unterſuchungen eine Steigerung um mehr als das Dopvelte gegen das Vorjahr erfahren, ſo daß noch gegen Ende des Etatsjahres die Anſtellung einer Prä⸗ paratorin zur Hilfeleiſtung bei den Laboratoriumsarbeiten notwendig wurde. Die Zahl der zu diagnoſtiſchen 3wecken vorgenommenen Unterſuchungen be⸗ lief ſich auf 3026 gegen 1402 des letzten Jahres. Die überwiegende Mehrzahl ſtammte aus Charlottenburg ſelbſt, aus Wilmersdorf 355; durch das Polizeipräſidium bezw. den Kreisarzt