— 213 — wurden 23 Unterſuchungen zugewieſen, doch gibt die Zahl kein vollſtändiges Bild von der Tätig⸗ keit für ſeuchenpolizeiliche Zwecke, da viele Unterſuchungen auf Veranlaſſung des Kreisarztes durch die behandelnden Aerzte eingeſandt werden. Die weſentliche Steigerung der Unterſuchungen wurde hervorgerufen durch das hart⸗ näckige Auftreten der Diphtherie während des letzten Winters. Um dieſe Krankheit in den Schulen energiſcher zu bekämpfen, war ſeitens der Schuldeputation beſchloſſen worden, Kin⸗ der, die von einer Diphtherieerkrankung geneſen waren, nur nach zweimaligem negativen Be⸗ fund der unterſuchten Rachenabſonderungen wieder zum Unterricht zuzulaſſen, ebenſo auch Ge⸗ ſchwiſter und Hausgenoſſen der erkrankten Kinder. Es ſollten alſo von der Schule ſolche Kinder ferngehalten werden, die entweder ſelbſt die Krankheit überſtanden hatten, aber noch in ihrem Naſenrachenraum Bazillen beherbergten oder ſolche, die zwar nicht ſelbſt erkrankt waren, aber doch Diphtheriebazillen aufgenommen hatten (Dauerausſcheider und Bazillenträger). Durch beide Klaſſen von Kindern, die ſelbſt geſund ſind, kann die Anſteckung anderer, die mit ihnen in ſtändiger Berührung ſind, erfolgen. Die Häufung der Diphtheriefälle in einer Schule (Bürger⸗ mädchenſchule) machte es aber auf Veranlaſſung des Kreisarztes notwendig, ſämmtliche In⸗ ſaſſen einer großen Zahl der Klaſſen, in denen Erkrankungen vorgekommen waren, methodiſch auf Bazillenträger zu unterſuchen. In dieſer Schule wurden 772 Unterſuchungen vorgenom⸗ men, welche bemerkenswerte Ergebniſſe hatten. Es gelang, etwa 5% der Kinder und einen Lehrer als Bazillenträger zu ermitteln; durch Ausſchaltung dieſer Fälle vom Schulbeſuch ſank die Zahl der Diphterieerkrankungen weſentlich herab, und es kamen in den letzten Monaten nur noch vereinzelte Fälle zur Beobachtung. Während der größere Teil der Bazillenträger ihre Ba⸗ zillen raſch verlor, hielten ſie andere äußerſt hartnäckig über Monate lang feſt. Ganz ähnliche Ergebniſſe hatten methodiſche Unterſuchungen auf Diphtheriebazillen⸗ träger in einer Wilmersdorfer Säuglingsklinik, und auch im Bürgerhaus Charlottenburg gelang ecne Abſonderung der Bazillenträger eine kleine Häufung von Diphtheriefällen raſch ein⸗ zuſchränken. Die Zahl der Unterſuchungen bei den übrigen Infektionskrankheiten hat ſich nicht weſentlich geändert, die Verteilung auf die einzelnen Krankheiten ergibt folgende Tabelle: Unter⸗ ſ f2 negativ oſiti e Unterſuchung auf tuchengen gat poſitiv Bemerkungen 1. Tuberkuloſe 587 487 100 Vorwiegend Sputumunter⸗ ſuchungen. Die Methoden wurden weſentlich verbeſſert durch Einführung des Anti⸗ formins. 2. Diphtherie. 2064 1606 458 Überwiegend Unterſuchungen auf Bazillenträger. 3. Pneumonie 4 2 2 4. Typhus: a) Widalſche Reaktion 62 48 14 b) Züchtung aus Stuhl, Die große Zahl der negativen Urin, Blut. 216 207 9 Unterſuchungen erklärt ſich durch Überwiegen von Unter⸗ ſuchungen auf Bazillen⸗ träger. 5. Paratyphus (Fleiſchvergiftuug). 6 6 K 6. Eitererreger. 8 4 4 7. Genickſtarre 9 9 E 8. Gonokokken 48 37 11 9. Verſchiedene Unterſuchungen 32 29 3 Die weiteren hygieniſchen Aufgaben des Unterſuchungsamts waren die gleichen wie im Vorjahr. Die Unterſuchung des Waſſers der ſtädtiſchen Waſſerleitung und Waſſerwerke war eine monatliche wie bisher. Im Auguſt gaben ungewöhnliche Schwan⸗ kungen der Grundwaſſerverhältniſſe Anlaß, den Einfluß der ſogenannten faulen Spree auf die Brunnen des Waſſerwerks Jungfernheide eingehend zu unterſuchen. Es erſchien dabei wün⸗ ſchenswert, für einige Zeit das Waſſer von Jungfernheide wöchentlich zu unterſuchen, um beſſere Vergleichszahlen zu haben. Durch alle dieſe Aufgaben erhöhte ſich die Zahl der Einzel⸗ unterſuchungen auf 200 gegen 133 im Vorjahr. Die Unterſuchung der Arbeider auf Typhus⸗ bazillenträger wurde wie bisher vorgenommen und zwar mit negativem Ergebnis. Von Straßenbrunnen wurden 16 einer viermaligen, 8 einer zweimaligen Unter⸗ ſuchung unterworfen, auch 3 neue Brunnen begutachtet, zuſammen 87 Proben unterſucht. Im Volksbad Krumme Straße fanden vierteljährliche Unterſuchungen ſtatt. Die Milchunterſuchun gen betrafen 6 Fürſorgeſtellen und 2 Milchküchen. Von den Fürſorgeſtellen verteilt die eine (Auguſte⸗Viktoriahaus) eigene Milch, die übrigen be⸗ ziehen paſteuriſierte Milch der Großmolkerei Bolle, die Milchküchen friſche Milch der Berliner