— 218 — 10. Die Schulſpeiſung. Das Verfahren der Aufnahme von Kindern in die Schulſpeiſung — Verab⸗ reichung von Mittageſſen an Schulkinder — liegt nach wie vor in den Händen des Vereins „Jugendheim“; es hat jedoch im Berichtsjahre eine weſentliche Umge⸗ ſtaltung erfahren. Während urſprünglich die Erforſchung der Familien⸗Verhältniſſe der zu ſpeiſenden Kinder von Lehrkräften, die ſich dem Verein „Jugendheim“ als Vertrauensleute zur Ver⸗ fügung geſtellt hatten, ausgeführt und durch Angeſtellte des Vereins erforderlichenfalls nur ergänzt wurde, hat der Verein „Jugendheim“ im Berichtsjahre volkswirtſchaftlich und pädagogiſch vorgebildete Schulpflegerinnen zu dieſem Zwecke angeſtellt. Eine jede Schul⸗ pflegerin erhält als Arbeitsgebiet eine Gemeinde⸗Doppelſchule; hier hat ſie enge Fühlung mit den Rektoren, der Lehrerſchaft, dem Schularzt und der Schulſchweſter zu nehmen und auf dieſer Grundlage die einer öffentlichen Fürſorge bedürftigen Kinder durch Hausbeſuche auf das genaueſte zu ermitteln. Da ſie zugleich alles tun muß, um in den Familien der Kinder die Stellung einer Vertrauten zu gewinnen, ſo erſcheint ſie in hervorragendem Maße geeignet, die genaueſte Auskunft über die Verhältniſſe der Kinder zu liefern. Durch dieſe Tätigkeit der Schulpflegerinnen wird einerſeits eine Gewähr dafür geboten, daß nur wirklich bedürftige Kinder einer öffentlichen Fürſorge teilhaftig werden, anderſeits wird aber auch auf nachläſſige Eltern der denkbar ſtärkſte Einfluß zur eigenen unmittelbaren Fürſorge für ihre Kinder oder doch wenigſtens zur Leiſtung von Beiträgen für deren öffent⸗ liche Verſorgung ausgeübt. Die Anſtellung der Schulpflegerinnen wird allmählich durchgeführt. Bisher waren im I. und II. Vierteljahr zwei und im III. und IV. Vierteljahr ſieben Schulpflegerinnen tätig. Daß ihr Einfluß auf die Eltern gute Erfolge gezeitigt hat, insbeſondere, daß die merec der Eltern ſich erheblich erhöht haben, veranſchaulicht die nachſtehende Zuſammen⸗ ſtellung. Es ſind Beiträge ] Auf 100 Portionen Mittag⸗ der Eltern ſeſſen ſind durchſchnittlich Zeitabſchnitt verausgabt ] im Ganzen Beiträge geleiſtet Portionen % 4 1 1. Vierteljahr 44 600 253 55 56,8 II. 7 43 900 204 70 46,6 III. , 46 700 369 05 79,0 IV. 7. 47 740 527 40 110,5 Im Berichtsjahre ſind wiederum drei neue Speiſungsſtellen, und zwar in der Bis⸗ marckſtraße 49, Goetheſtraße 22 und auf Weſtend errichtet worden, ſo daß nunmehr acht Speiſungsſtellen beſtehen, wovon ſechs in Gemeindeſchulen untergebracht ſind, während ſich die des Vaterländiſchen Frauen⸗Vereins im „Cecilienhauſe“ und eine — die Hauptſpeiſungs⸗ ſtelle — im „Jugendheim“ befindet. Die Zentralküche, aus welcher alle Speiſungsſtellen mit Ausnahme der der Volks⸗ küche im Cecilienhauſe angegliederten zu verſorgen ſind, iſt Mitte Oktober 1910 von der Peſtalozziſtraße 40 in das eigene Haus des Vereins „Jugendheim“, Goetheſtraße 22 ver⸗ legt worden. Dieſes iſt mit einer eigens für dieſen Zweck beſtimmten Kücheneinrichtung, ſowie mit einem großen Speiſeſaal, einem Garderoben⸗ und Waſchraum ausgeſtattet. Der Transport des Eſſens aus der Zentralküche in die einzelnen Speiſungsſtellen erfolgt mittels eines beſonders dazu eingerichteten Fahrrades. Im abgelaufenen Jahre wurden durchſchnittlich täglich 600 Kinder geſpeiſt. Insgeſamt ſind 182 940 Portionen ausgeteilt worden,gegen 162 000 im Vorjahre. Die Stadt⸗ gemeinde hat dem Verein „Jugendheim“ für jede abgegebene Portion 15 § vergütet. Die Geſamtausgabe für die Schulſpeiſung betrug im Berichtsjahre nach Abzug der von den den Eltern der zu ſpeiſenden Kinder gezahlten Beiträge von 1354,70 ℳ 30 654,98 gegen 26 687,53 ℳ im Jahre 1909. 11. Die Milchhäuschen. Wie bereits im vorjährigen Verwaltungsbericht ausgeführt iſt, mußten am 31. Ja⸗ nuar 1910 die drei ſtädtiſchen Milchhäuschen auf dem Wittenbergplatz, dem Stuttgarter Platz und dem Friedrich⸗Karl⸗Platz geſchloſſen werden, weil ſich der Verein für Kaffeeſtuben und Erfriſchungskarren, dem die Bewirtſchaftung der Häuschen übertragen war, auflöſte. Nach längeren Verhandlungen mit verſchiedenen größeren privaten Milchlieferanten und mit dem Gemeinnützigen Verein für Milchausſchank wurde dieſem Verein die Bewirtſchaftung des Milchhäuschens auf dem Stuttgarter Platz übertragen, nachdem es mit einem Koſten⸗ aufwande von 350 ℳ ſo erweitert worden war, daß im Innern einige Gäſte Platz nehm können. Die Eröffnung fand am 28. Auguſt 1910 ſtatt. Die Bewirtſchaftung des Hä