— 219 — chens forderte jedoch ſo große Zuſchüſſe, daß der Gemeinnützige Verein auf ſeinen Antrag mit Ablauf des Juni 1911 aus dem Vertrage entlaſſen werden mußte. Seit dieſer Zeit iſt das Häuschen der Parkdeputation zur Verfügung geſtellt worden. Das Häuschen auf dem Wittenberg⸗Platz konnte nicht mehr bewirtſchaftet werden, weil es wegen der Bauten für die neuen Untergrundbahnlinien abgebrochen werden muß. Von der Bewirtſchaftung des Häuschens auf dem Friedrich Karl⸗Platz wird voraus⸗ ſichtlich dauernd abgeſehen werden müſſen. Der Abſatz in dieſem Häuschen war ſo gering, daß ein Bedürfnis zum Betriebe eines ſolchen in jener Gegend als nicht vorhanden zu be⸗ trachten iſt. In ſeiner jetzigen Form wäre es auch nicht rentabel. Immerhin iſt das Häuschen an ſeiner Stelle nicht wertlos. Es iſt der Säuglingsfürſorgeſtelle VvI im Kaiſerin⸗Auguſte⸗Victoria⸗Hauſe zur Verausgabung von Säuglingsnahrung zur Verfügung geſtellt worden. Der Gemeinnützige Verein für Milchausſchank beabſichtigt, an anderen geeigneteren Stellen der Stadt Milchhäuschen auf ſeine Koſten zu errichten und zu betreiben. 12. Die Fürſorgeſtelle für Alkoholkranke. Am 1. April 1910 iſt die bisher vom Zentralkomitee der Alkoholfürſorgeſtellen in Groß⸗Berlin hier im Cecilienhauſe, Berliner Straße 137, betriebene Auskunfts⸗ und Für⸗ ſorgeſtelle für Alkoholkranke als ſtädtiſche Fürſorgeſtelle in die eigene Verwaltung der Stadt⸗ gemeinde übergangen. Die Koſten für die Ueberweiſung von Alkoholkranken in Trinker⸗ heilſtätten trägt die Armenverwaltung. In der Fürſorgeſtelle wird während der Sprechſtunden — Dienstags von 6 bis 8 Uhr abends — durch einen pſychiatriſch vorgebildeten Arzt an jederman unentgeltlich Auskunft über die Alkoholfrage erteilt, den Alkoholkranken ſelbſt koſtenlos ärztliche Be⸗ ratung geboten und allen, die die Folgen des Alkoholmißbrauches an ſich ſelbſt oder bei einem Angehörigen wahrgenommen haben, Rat und Beiſtand jeder Art gewährt. An den Sprechſtunden nimmt auch die Oberſchweſter der Lungenkrankenfürſorge vom Roten Kreuz teil, deren Schweſtern neben ihren Hausbeſuchen bei Lungenkranken auch die Hausbeſuche bei Alkoholkranken übernommen haben. Außerdem iſt in der Sprechſtunde regelmäßig ein Vertreter des Guttempler⸗Ordens anweſend. Der Guttempler⸗Orden hat es übernommen, die Beſtrebungen der Fürſorgeſtelle ſeinerſeits tatkräftig zu unterſtützen und ſich der Kranken, ſoweit ſie für den Orden geeignet erſcheinen, anzunehmen, indem er ſie ſeinen verſchiedenen Logen zuweiſt und hier die weitere Fürſorge für ſie übernimmt. Die Oberſchweſter der Lungenkrankenfürſorge vom Roten Kreuz iſt auch außerhalb der Sprechſtunden täglich eine Stunde (von 8½—9½ Uhr morgens) in der ſtädtiſchen Fürſorgeſtelle für Lungenkranke im Cecilienhauſe, Berliner Straße 137, für Alkoholtranke oder deren Angehörige zu ſprechen. Es handelt ſich bei der Tätigkeit der Fürſorgeſtelle darum, für die Alkoholkranken Mittel und Wege zur Heilung oder Beſſerung ſowohl ihres Geſundheitszuſtandes wie ihrer wirtſchaftlichen Lage zu ſuchen, die heilbaren Kranken einer Trinkerheilſtätte zuzuführen, die aus der Trinkerheilſtätte Entlaſſenen vor Rückfällen zu bewahren, vor allem aber auch die Familien vor dem Verfall zu ſchützen, und insbeſondere auch rechtzeitig einzugreifen, wenn es ſich um erblich belaſtete und darum gefährdete Kinder handelt. Die Fürſorgeſtelle prüft ebenſo wie die ſtädtiſche Fürſorgeſtelle für Lungenkranke alle Anträge auf Heilſtättenbehandlung und trifft ſo Vorſorge, daß nur ſolche Kranke für Heil⸗ ſtätten beantragt werden, bei denen die Behandlung in der Heilſtätte wirklich Ausſicht auf Erfolg bietet. Erſcheint eine Heilung ausgeſchloſſen und bleibt, wenn alle anderen Mittel verſagen, nur die Entmündigung übrig, ſo bereitet ſie auch die Anträge auf Entmündigung ſo vor, daß die Entmündigung ohne Verzögerung von den Gerichten ausgeſprochen werden kann. Die Fürſorgeſtelle wird ſeit dem 1. Oktober 1910 anſtelle des ausgeſchiedenen Dr. Lichtenberg von dem Oberarzt Dr Bratz in Dalldorf bei Berlin geleitet. Im Berichtsjahre haben 94 Kranke, und zwar 87 Männer und 7 Frauen, die Fürſorgeſtelle auf⸗ geſucht. Davon erſchienen 25 aus freien Stücken, 36 auf Grund einer Meldung ſeitens der Ehegatten oder Verwandten, 12 kamen auf Erſuchen von Aerzten und Krankenkaſſen, 5 auf Grund einer Anzeige von dritten Perſonen. In 11 Fällen haben die übrigen ſtädtiſchen Fürſorgeeinrichtungen, in 3 Fällen die hieſige Vereinigung der Wohlfahrtsbeſtrebungen den Beſuch der Fürſorgeſtelle vermittelt. Die Polizei und die Carité überwieſen je 1 Kranken an die Fürſorgeſtelle. Von den Patienten waren unter 20 Jahren 1 21 is 28 Iabhrre 5 20 ,. 30. „,. 12 31. „ 353 „ 12 56, , 490 „ 23 41 ,, 45 „ 2 15 46 „, 50 „, 2 10 51 5 „„ 2 6 2256 , 60 „„ 7 über 80 Iahre⸗ 2 ohne Altersangabeeeee 1 Unter den Kranken befanden ſich 22 Handwerker, 25 gelernte Arbeiter, 15 Gelegenheitsarbeiter, 8 Kaufleute und 6 Gaſtwirtsgehilfen bezw. Gaftwirte. An dem Reſte ſind noch verſchiedene andere Be⸗ rufsarten beteiligt.